Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie

Soziales Engagement Dr. med. Thomas Ebinger

Bereits seit dem Jahr 2004 engagiert sich PD Dr. Thomas Ebinger, Chefarzt der Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie am Karl-Olga-Krankenhaus gemeinsam mit seinem Team für die Behandlung von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten. Das Karl-Olga-Krankenhaus stellt das ganze Jahr über ein Bett für kranke Kinder aus diesen Gebieten zur Verfügung und übernimmt die gesamten Kosten für Aufenthalt, Behandlung und Pflege. Das Karl-Olga-Krankenhaus arbeitet hier mit der Organisation Friedensdorf International zusammen, die die Kinder aus den Kriegs- und Krisengebieten vermitteln.

Im Laufe der Jahre konnte bereits vielen Kindern geholfen werden und Ihnen wieder ein normales Leben ermöglicht werden.

Chefarzt Dr. Thomas Ebinger operiert Kinder aus Krisengebieten

Stadtgespräch Stuttgart

Hilfe für „Friedensdorf“-Kind Mohammadiah (2023)

Seit vielen Jahren engagiert sich PD Dr. med. Thomas Ebinger für die kostenlose medizinische Versorgung von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten, die von der Initiative „Friedensdorf International“ organisiert wird. Zuletzt befand sich die achtjährige Mohammadiah in stationärer Behandlung des erfahrenen Ärzteteams im Karl-Olga-Krankenhaus. Die komplexen Operationen mussten über einen Zeitraum von mehreren Monaten vorgenommen werden.

Mohammadiah lebt mit ihrem Vater in Afghanistan. Dort kam sie wegen schwerer Verbrennungen über das Hilfsprojekt Friedensdorf International in das Karl-Olga-Krankenhaus nach Stuttgart. Das Mädchen hatte sich vor etwa 4 Jahren in ihrem Heimatland Explosionsverletzungen am ganzen Körper, aber besonders schwer an der linken Hand, zugezogen. Häufig können in Krisengebieten wie Afghanistan Verletzungen nicht adäquat behandelt werden, weshalb in Mohammadiahs Fall Verbrennungskontrakturen mit einer Teilamputation der Finger die Folge waren. 

Vier Operationen waren nötig, seit das Mädchen im Mai zur stationären Behandlung in der handchirurgischen Abteilung des Karl-Olga-Krankenhauses vorgestellt wurde. Zunächst wurde die Funktion des Daumens wiederhergestellt, danach die einzelnen Finger aus dem Narbengewebe gelöst und die verwachsenen Zwischenfingerfurchen neu gebildet. Teilweise wurde dabei auch Gewebe aus der Leiste des Mädchens verwendet. Ein langer Weg, der schließlich dazu führte, dass Mohammadiah Gegenstände wieder greifen kann. Um diese Bewegungen zu trainieren war konsequente Übung nötig, die das physiotherapeutische Team im Haus begleitete. „Aufgrund der Schwere der Verletzungen ist keine Funktion auch nur ansatzweise entsprechend einer normal-entwickelten Hand möglich – auch unter Ausschöpfung sämtlicher operativer Möglichkeiten“, betont Dr. Ebinger. „Wir sind dennoch wirklich sehr zufrieden mit dem Gesamtergebnis und wünschen Mohammadiah im Namen des ganzen Hauses alles Gute“. Seine Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie ist innerhalb des Schwerstverletzungsartenverfahrens Hand (SAV) für jede Verletzung bis hin zu sehr komplexen Eingriffen spezialisiert. 

Nicht nur das ärztliche Team, auch das Pflegepersonal kümmerte sich liebevoll um das schüchterne Mädchen. Insbesondere Schwester Zumka, die sich als Friedensdorf-Betreuerin um das Mädchen kümmerte, schaffte es ein vertrautes Verhältnis aufzubauen. So ging es auch mal raus aus dem Krankenhaus – einfach mal zum Eis essen. Anfang November wurde Mohammadiah aus der stationären Behandlung entlassen. Bevor es in das Heimatland zurückgeht, wird das Mädchen noch etwas Zeit und eine Abschiedsfeier mit anderen Friedendorfkindern in Oberhausen verbringen. 

Ein spezielles Händchen - Malika (2020)

Die Hand-, Plastische und Mikrochirurgie im Karl-Olga-Krankenhaus widmet sich degenerativen Erkrankungen wie Arthrose und insbesondere Handverletzungen aller Art. Seit vielen Jahren ist PD Dr. med. Thomas Ebinger bekannt als einer der führenden Experten im Bereich der Handchirurgie. Das Team um Dr. Ebinger ist auch dafür bekannt, dass es regelmäßig kleinen Patienten aus Krisengebieten mit Verletzungen der Arme und Hände hilft. Der Verein Friedensdorf International vermittelt verletzte und kranke Kinder aus Krisen- und Kriegsgebieten – Kinder wie Malika, ein 10-Jähriges Mädchen aus Afghanistan.

Malika Sulaiman Khail hat sich im Alter von einem Jahr die rechte Hand an einem Feuer verbrannt. Weil keine adäquate medizinische Behandlung oder gar Operation folgte, waren die Verletzungen folgenschwer: starke Verbrennungsnarben deformierten die Finger und schränkten die Beweglichkeit des ganzen Armes über Jahre hinweg ein. Im Juni schließlich konnte Malika im Karl-Olga-Krankenhaus behandelt werden. In einer dreistündigen OP operierte Dr. Ebinger Ellbogen, Unterarm, Hand und Finger der jungen Patientin – mit Erfolg. „Malika hat eine gute Beweglichkeit des Arms zurückerlangt und kann den Ellenbogen wieder strecken, was zuvor nicht möglich war.“, so Ebinger, der schon zahlreiche Brandverletzungen bei Kindern behandelt hat.

Nicht nur die ärztliche Versorgung, sondern auch die richtige Nachbehandlung stellt einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Genesung dar. So sind nach einer Operation wie bei Malika spezielle handtherapeutische Übungen notwendig, um spätere, neue Funktionsstörungen, wie beispielsweise eine Versteifung der Finger, zu verhindern. Handchirurgen wie Dr. Ebinger arbeiten deshalb eng mit Handtherapeuten zusammen, um gemeinsam das beste Ergebnis für Patienten zu erreichen.

Stefanie Fritz ist eine von drei Handtherapeuten des Zentrums für Physiotherapie (ZfP) am Karl-Olga-Krankenhaus – speziell ausgebildet, um Patienten zu helfen, ihre funktionsgestörte Hand zur ursprünglichen Funktion zurückzuführen. Hierfür hat die Physiotherapeutin die Prüfung der DAHTH (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie e.V.) auf sich genommen und damit eine umfangreiche Fortbildung zur Handtherapeutin abgeschlossen. Ein Glücksfall für das Team um Dr.  Ebinger, denn die Handtherapeutin hat mit dieser Weiterbildung das höchste Maß an fachlicher Qualifikation für die Handtherapie erlangt, die in Deutschland verfügbar ist.

Das Wichtigste sei ihr dabei stets der Patient und seine individuelle Situation. „Ich versuche meine Patienten auf einen möglichst normalen Alltag vorzubereiten, damit diese ganz einfache Dinge und Gegenstände wieder schmerzfrei greifen können.“, so Fritz. „Malikas Verletzungen waren natürlich ein besonders schwerer Fall – aber wir sind guter Dinge, dass sie munter und glücklich zu ihrer Familie in die Heimat zurückkehren wird“.

Für die weitere Narbenbehandlung ist zukünftig auch ein Kompressionsstrumpf notwendig. Hierfür hat Alexander von Kuhlberg mit seinem Team als Orthopädiemechaniker der Firma Carstens im Rahmen einer Spende einen solch kostenintensiven Strumpf nach Maß für Malika hergestellt.   

Hilfe für den 9-jährigen Zarif aus Tadschikistan (2018)

Im Alter von 4 Jahren hatte sich Zarif beide Arme und Hände mit heißem Öl verbrannt. Seither waren die Finger aufgrund der schweren Verletzungen funktionsuntüchtig. Nun konnte der Junge aus Tadschikistan dank dem Friedensdorf International im Karl-Olga-Krankenhaus in Stuttgart behandelt werden. Die Sana Klinik im Stuttgarter Osten hält dauerhaft ein Bett für Kinder aus Krisen- und Kriegsregionen bereit. Das Krankenhaus trägt dabei die gesamten Kosten für Aufenthalt, Behandlung und Pflege.

Als der 9-jährige Zarif in Stuttgart ankam, konnte er seine Finger kaum mehr bewegen. Als Kleinkind hatte sich der Junge beide Hände mit heißem Öl verbrüht und sich dabei schwere Verletzungen zugezogen. An den schlimmen Unfall kann sich Zarif nicht mehr erinnern, jedoch waren seine Finger aufgrund der Unfallfolgen seither funktionsuntüchtig. Inzwischen ist Zarif mehrfach operiert. Der kleine Patient kann nun wieder nach groben Gegenständen greifen,  wie etwa einer Wasserflasche. Zarif ist über den Verein Friedensdorf International nach Deutschland gekommen. Zunächst hielt er sich in der Heim- und Pflegeeinrichtung des Friedensdorfes in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) auf, bevor er zur Behandlung in das Karl-Olga-Krankenhaus an Dr. med. Thomas Ebinger weitervermittelt wurde. Der Chefarzt der Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie führte mit seinem Ärzteteam die operativen Eingriffe an Zarifs Händen durch. Die Fachabteilung ist innerhalb des  Schwerstverletzungsartenverfahrens Hand (SAV) für jede Verletzung bis hin zu sehr komplexen Eingriffen spezialisiert.

Für die Wiederherstellung der Greiffunktion waren an jeder Hand jeweils drei operative Eingriffe unter Vollnarkose notwendig. Dazu entfernte der Mediziner die Narbenstränge, welche die starke Bewegungseinschränkung der Hände verursachte.

Danach erfolgte die Defektdeckung, wobei eigenes Gewebe aus dem Leistenbereich und des Armes auf die Hand transplantiert wurde. „Eine Einschränkung wird sicherlich immer bleiben“, sagt Ebinger. „Aber Zarif trainiert fleißig mit unseren Pysio- und Ergotherapeuten und kann dadurch seine Finger jetzt wieder bewegen und zugreifen.“

„Jedes Jahr behandeln wir ein Kind komplett unentgeltlich“, berichtet Ebinger. Für die Behandlungskosten, die sich auf mehrere Tausend Euro belaufen, kommt das Karl-Olga-Krankenhaus auf. Um die Reise nach Deutschland, sämtliche Formalitäten und die Nachbetreuung kümmert sich das Friedensdorf. Seit vielen Jahren arbeitet der Mediziner mittlerweile mit der Hilfsorganisation zusammen, die sich um kranke Kinder wie Zarif kümmert.

„Wir ziehen dabei alle an einem Strang“, so Ebinger, dessen Dank dem Pflegepersonal gilt. „Mein Ärzteteam leistet mit den operativen Eingriffen nur einen kleinen Teil. Um den größten Part aber kümmert sich das Pflegepersonal“. So ist Zarif nur selten allein, denn er erhält regelmäßigen Besuch, entweder von ehrenamtlichen Betreuern oder von den Krankenpflegern der Station.  

Zarif kann nun wieder in das Friedensdorf entlassen werden, bevor er in ein paar Tagen schließlich in seine Heimat nach Tadschikistan zurückkehrt. Worauf er sich dann am meisten freue? Auf seine Familie.

Ahmad bekommt zweite Chance (2016)

Welches Kind ist schon gerne im Krankenhaus? Der kleine Ahmad ist heilfroh, alle Operationen hinter sich gebracht zu haben. Er hat vor einigen Tagen das Karl-Olga-Krankenhaus verlassen und bleibt bis zur vollständigen Genesung noch einige Wochen in Deutschland.

Der achtjährige Junge aus Afghanistan hatte sich seit Oktober 2015 immer wieder Eingriffen unterziehen müssen. Die im Karl-Olga-Krankenhaus erfolgten Operationen sind in Umfang und Qualität in seinem Heimatland nicht selbstverständlich. Jetzt verlässt der Junge die Sana Klinik mit einer guten Prognose.

Im Alter von sieben Monaten erlitt Ahmad ein Verbrennungstrauma, das sich über das gesamte Gesicht und die linke Körperhälfte zieht. Das Gesicht, der Oberkörper und die Hand wurden schwer verletzt; die Finger waren zum Teil verstümmelt. Auch an sonstigen Stellen des Körpers sind die Folgen der Verbrennung deutlich zu erkennen. Das entstehende derbe Narbengewebe führt im Verlauf des Wachstums des kleinen Jungen zu Problemen, da im Gegensatz zur gesunden Haut die Elastizität und Dehnungsfähigkeit fehlt. Die strangartigen Narbenzüge ziehen besonders über den Gelenken die betroffenen Abschnitte in eine Fehlstellung. Das führt zu einer massiven Entstellung und blockiert die Beweglichkeit. So konnte Ahmad durch die Narben im Gesicht den Mund nicht komplett öffnen und schließen. Zusätzlich war das linke Ohr massiv zur Wange hin verzogen. Der linke Arm war im Ellbogengelenk nicht zu strecken und die Hand sowie die verstümmelten Fingerreste standen nach oben, so dass er keinen Handschuh tragen und nicht greifen konnte.

Bei ersten Operationen wurden die Narben im Bereich des linken Armes gelöst, so dass er das Ellbogengelenk wieder strecken konnte. „Anschließend konnten wir im Gesicht durch die Operation der Narbenzüge im Bereich der Lippe das komplette Schließen des Mundes erreichen“, beschreibt PD Dr. Ebinger die Behandlung weiter.

Gemeinsam mit Dr. Patrick Oster, Belegarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Karl-Olga-Krankenhaus, wurde das linke Ohr korrigiert, so dass es jetzt wieder am Hinterkopf anliegt und nicht mehr nach vorne zur Wange wegklappt. Nach der Entfernung der Narbenzüge im Bereich des Handgelenks und der Finger wurde eine gerade Ausrichtung der Hand und der Fingeranteile erreicht. Der dabei entstandene Gewebedefekt wurde durch eine Lappenplastik vom Oberschenkel und von der Leiste gedeckt.

Durch die vier operativen Eingriffe konnte insgesamt eine erhebliche Stellungs- und Funktionsverbesserung erzielt werden. Trotzdem bleiben natürlich die Verbrennungsfolgen noch sichtbar und auch die fehlenden Fingerabschnitte konnten nicht vollständig ersetzt werden. Für PD Dr. Ebinger ist es wichtig, den Kindern von Anfang an ehrlich zu sagen, welche Erfolge durch die Operationen erreicht werden können und welche nicht. Denn Narben und eine andersfarbige optische Beschaffenheit von Hautpartien, die sich von der normalen und unverletzten Haut unterscheiden, werden bei diesen schwerstverbrannten Kindern in den meisten Fällen verbleiben.

Die genaue Ursache der Verletzungen des kleinen Jungen ist ungeklärt. „Seine Verbrennungen am ganzen Körper weisen mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass Ahmad durch eine Explosion verletzt wurde“, vermutet Chefarzt PD Dr. Ebinger, „Doch genau werden wir es nie erfahren“.

Während seines Aufenthalts im Karl-Olga-Krankenhaus hat Ahmad viele Freunde gefunden, sei es unter den Pflegekräften, den Mitpatienten oder in Herrn Windshügel, einem ehrenamtlicher Mitarbeiter von FRIEDENSDORF INTERNATIONAL, der den Jungen täglich besuchte. Der kleine Patient strahlt über das ganze Gesicht, wenn er jemanden findet, der mit ihm Fußball oder Mühle spielt. Da rücken die Schmerzen und die Einschränkungen zeitweise in den Hintergrund. Der VfB Stuttgart schenkte Ahmad ein Fan-Paket inklusive Fußball und Trikot. Ahmad nimmt viele schöne und positive Erinnerungen aus Stuttgart mit in sein Heimatland.