Häufige Fragen (FAQ)

Analfisteln

Was sind Analfisteln?

Analfisteln sind eiternde Gänge in der Region um die Enddarmöffnung. Ihr Ursprung liegt in den Proktodealdrüsen (»Duftdrüsen«), welche bei Säugetieren weit verbreitet sind, beim Menschen jedoch nur noch vereinzelt im Embryonalstadium angelegt werden. Die Duftdrüsen befinden sich zwischen dem inneren und äußeren Anteil des Schließmuskels und haben einen Ausführungsgang in den inneren After.

Kommt es zu einer Entzündung der Proktodealdrüse führt die Gewebeschwellung zu einer Verstopfung der Ausführungsgänge. Es entwickelt sich hierauf eine Eiteransammlung (»Abszess«), die sich zwischen den verschiedenen Schließmuskelanteilen ausbreiten kann. Diese Eiteransammlung kann sich entweder spontan nach außen entleeren oder durch operative Maßnahmen eröffnet werden, sodass hierdurch die typische Verbindung nach außen entsteht.

Die Proktodealdrüse unterhält eine ständige Sekretion über die Fistelöffnung, die sich deshalb nicht spontan verschließt. Jetzt besteht das Krankheitsbild der Analfistel.

Was sind typische Symptome?

Der Patient bemerkt häufig eine »Pickel-Bildung« in der Analregion, welche durch wiederholte Schwellungen, eitrige Absonderung und  Schmerzen auffällt. Der behandelnde Arzt fragt nach entsprechenden Symptomen und untersucht dann in Seitenlage oder sogenannter Steinschnittlage (wie beim Frauenarzt) nach den äußeren Zeichen einer Analfistel. Anschließend wird digital (mit dem Finger) der Schließmuskel nach krankhaften Veränderungen, insbesondere nach einer inneren Fistelöffnung abgetastet, welche sich als ein Grübchen darstellen kann. Bei unsicherem Befund erfolgt eine Spiegelung des inneren Afters (»Proktoskopie«), welche nicht unangenehmer als die Untersuchung mit dem Finger sein muss. Nach Voroperationen sind die Befunde manchmal durch vernarbtes Gewebe schwierig zu interpretieren, hier hilft die Endosonographie (innerer Ultraschall) oder eine Kernspintomographie weiter.

Welche Formen der Analfisteln gibt es?

Der Verlauf der Fistelgänge in Relation zum Schließmuskel ist maßgeblich für die Einteilung und Therapieplanung einer Analfistel. In Anlehnung an eine bekannte Klassifikation nach Parks unterscheidet man:

  • Intersphinktäre Analfisteln (die Gänge verlaufen zwischen dem inneren und äußeren Schließmuskel)
  • Transsphinktäre Analfisteln (die Gänge durchqueren beide Schließmuskelanteile)
  • Suprasphinktäre Analfisteln (die Gänge verlaufen zwischen Schließmuskel und Beckenbodenmuskel)
  • Extrasphinktäre Analfisteln (die Gänge verlaufen außerhalb der Schließmuskeln und haben ihren Ursprung nur ausnahmsweise in einer Proktodealdrüse)

80 Prozent der Patienten leiden an Analfisteln der Ausbreitung I und II.

Wie wird ein Analabszess (»periproktitischer Abszess«) behandelt?

Der Abszess entsteht kurzfristig und äußert sich durch eine zunehmend schmerzhafte Schwellung in der Afterregion, Abgeschlagenheit und erhöhte Körpertemperatur. Die Therapie der Wahl besteht in der Eröffnung der Eiterhöhle und Schaffung eines großzügigen Abflusses. Damit wird ein rasches Abklingen der Beschwerden erreicht.

Der Analabszess bedarf immer einer operativen Behandlung. Abschwellende Maßnahmen allein bzw. die Gabe von Antibiotika verschleppen den Heilverlauf und können zu ernsthaften Komplikationen führen!

Der Operateur sucht während des kurzdauernden Eingriffs (in der Regel in Vollnarkose bzw. rückenmarksnaher Betäubung) nach einer möglichen Verbindung der Eiterhöhle zum After. Lässt sich diese nachweisen, wird ein Faden durch den Kanal gezogen und die diesem Abszess zugrundeliegende Analfistel markiert und drainiert (»Fadendrainage«). Dieser Faden, der den Patienten in der Regel nicht stört, verhindert eine erneute Abszessbildung. Nach Abklingen der Entzündungserscheinungen wird die zugrundeliegende Fistel einer operativen Therapie zugeführt, gewöhnlich nach zirka acht Wochen.

Wir führen im Jahr ca. 100 Abszessspaltungen im Analbereich und ca. 50 Analfistel-Operationen durch.

Welche operativen Verfahren zur Entfernung einer Analfistel gibt es?

Analfisteln der Klasse I und II werden bei oberflächlichem Verlauf der sogenannten Spaltmethode zugeführt. Dabei wird der Fistelkanal mit der kleinen Muskelbrücke über der Sonde gespalten und so in eine Rinne überführt, welche dann im weiteren Verlauf ohne Naht zuheilt. Ein spürbarer Verlust der Schließmuskelfunktion ist hierbei nicht zu erwarten.
 
Liegt bereits ein schwacher Schließmuskel vor oder handelt es sich um Analfisteln der Klasse II mit höherem Verlauf durch die Muskelstrukturen bzw. um Analfisteln der Klasse III, i schält der Chirurg den schließmuskeldurchbohrenden Gang einschließlich der Proktodealdrüse ohne wesentliche Durchtrennung intakter Muskulatur heraus. Der saubere Wundkanal im Muskel wird vernäht  und zusätzlich mit einem Schleimhautverschiebelappen abgedichtet. Die sich neben dem After befindliche Hautwunde bleibt zur Drainage offen und heilt aus.

Die Behandlung hoher Analfisteln ist mit einem hohen Risiko für eine postoperative Kontinenzstörung behaftet. Neben den traditionellen Verfahren  ermöglicht der Verschluß des Fisteltraktes mit einem resorbierbaren Fistel-Plug ein neues Schließmuskel schonendes Operationsverfahren. Hier werden  sonst übliche ausgedehnte Rekonstruktionen vermieden und damit die Gefahr einer Stuhlinkontinenz reduziert. Dies ist insbesondere bei Patienten mit Fisteln durch einen M. Crohn ein alternatives, schonendes Verfahren. Leider können nicht alle Fisteln mit diesem Verfahren verschlossen werden, so dass dann bei Nichteinheilung auf ein traditionelles rekonstruierendes Verfahren zurückgegriffen werden muß.

Die postoperative  Behandlung besteht in regelmäßigen Wundkontrollen zum Ausschluss einer Nahtstörung im Muskelbereich. Unter Durchführung von Sitzbädern/Ausduschen heilt die äußere Wunde zu. Der stationäre Aufenthalt dauert meist ca. fünf Tage. Wichtig ist einen vorzeitigen Verschluss der oft rasch heilenden äußeren Haut zu verhindern, da sich dann ein erneuter Verhalt/Abszess bilden kann.

Gibt es den Analfisteln ähnliche Krankheitsbilder?

Von den »gewöhnlichen« Analfisteln sind Krankheitsbilder wie Analfisteln bei M. Crohn einer chronisch entzündlicher Darmerkrankung (»Morbus Crohn«), Analfisteln mit entzündlichem Ursprung im Bauchraum sowie Fisteln zwischen Schließmuskel und Scheide (»rektovaginale Fisteln«) und entzündlich fistelnde Hauterkrankungen (z. B. »Pyodermia sinifica fistulans«) bezüglich Entstehungsursache und operativer Therapie abzugrenzen. Durch sorgfältige Befragung des Patienten sowie weitere Untersuchungen – wie etwa einer Darmspiegelung (»Koloskopie«)  – und CT- bzw. MRT-Untersuchungen kann eine richtige Entscheidung über die Behandlung im Einzelfall getroffen werden.

Was geschieht nach einer Operation?

Der Patient erhält bei uns eine individuelle nachoperative Schmerzbehandlung und Stuhlgangsregulation. Weiterhin bekommt der Patient ausführliche Hinweise für die lokale Behandung/Reinigung des Operationsgebietes nach dem stationären Aufenthalt. Es erfolgt in Absprache mit Ihrem Hausarzt eine befundabhängige Nachsorge in unserer proktologischen Sprechstunde.

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