Schwerpunkte des Zentrums für Altersmedizin

Chronischer Schmerz

Der chronische Schmerz hat im Gegensatz zum Akutschmerz seine Warnfunktion verloren und ist zu einem eigenständigen Krankheitsbild geworden. Er dient nicht mehr dazu, unsere körperliche Unversehrtheit zu gewährleisten.

In Deutschland leiden etwa zwölf Millionen Menschen an chronischen Schmerzen und werden damit zum Patienten/zur Patientin. Die körperliche Ursache der Schmerzen kann nicht mehr eindeutig festgestellt oder vollständig behoben werden. Die Erkrankung verursacht sehr häufig einen großen Leidensdruck. Mit zunehmender Dauer beeinträchtigt der Schmerz die Psyche des Patienten und hat damit erhebliche Auswirkungen auf das soziale, berufliche und private Umfeld. Betroffene konsultieren dann auf der Suche nach Hilfe häufig verschiedene Ärzte, während die Schmerzen immer heftiger werden. So kann viel Zeit vergehen, bis der Patient die richtige Diagnostik und Therapie erhält.

An der Entstehung chronischer Schmerzen sind vielschichtige, bio- und psychosoziale Faktoren und Prozesse beteiligt. Häufig finden sich medizinische Befunde wie z. B. Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule oder Gelenke. Außerdem spielen das Erleben der Schmerzen und seelische Vorgänge bei ihrer Chronifizierung eine große Rolle. Chronischer Schmerz erfordert daher eine ganzheitliche Betrachtung von meist vielen Faktoren, um die chronischen Schmerzen entsprechend behandeln zu können.

Was kennzeichnet Schmerzen bei geriatrischen Patienten?

  • Schmerzen sind ein häufiges Krankheitszeichen.
  • Das Erfassen der Schmerzen ist schwieriger und zeitaufwendiger.
  • Chronische Schmerzen machen praktisch noch älter und erschweren die Selbständigkeit von Alltagshandlungen.
  • Es besteht die Gefahr der Dauerhaftigkeit der Schmerzwirkung ohne Absehbarkeit eines Endes.
  • Bei chronischen Schmerzen kann es zu Wahrnehmungsänderungen und Änderungen beim Äußern der Schmerzen kommen z.B. Verharmlosen der Schmerzen, subjektive Verschlimmerung der Schmerzwahrnehmung, Übelkeitsempfinden anstatt Schmerz.
  • Eine hohe Komplexität der Therapie von Schmerzen durch Vielzahl der Erkrankungen.

Welche Ursachen können Schmerzen zugrunde liegen? (Auswahl)

  • Am Bewegungsapparat begründet, durch Muskel- und Gelenkveränderungen z.B. Fehlhaltungen/ -stellungen/ -belastungen, Degeneration
  • Durch Erkrankungen des Nervensystems, Gehirns und/ oder Rückenmarks, auch länger zurückliegende
  • Durch Erkrankungen von Herz, Kreislauf und/ oder Immunsystem
  • Durch rheumatische Erkrankungen
  • Durch Erkrankungen der inneren Organe
  • Durch Hauterkrankungen
  • Durch Erkrankungen der Atemwege
  • Durch Stoffwechselerkrankungen
  • Durch Verletzungen und Operationen, auch länger zurückliegende z.B. Kriegszeiten, Unfälle
  • Durch bösartige Erkrankungen, Tumorleiden
  • Durch seelische Belastungen
  • Durch ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen oder Unverträglichkeiten, etc.

Wie erkenne und erfasse ich Schmerzen beim alternden Menschen?

  • Durch Beobachtung: Gesichtsausdruck, Körper- und Schonhaltung, Abwehrhaltung bei Pflege und Mobilisation, plötzliche Stimmungsänderung, negative Lautäußerungen, Änderung der Atmung etc.
  • Durch Befragung: seit wann, welche Lokalisation, welchen Charakter/ Schmerzbeschreibung, wie lange, wie oft, wie stark, durch was hervorgerufen oder veränderbar, welche Alltags- und Stimmungsbeeinträchtigung 
  • Die Schmerzstärke ist bspw. durch Skalen visualisierbar (1-10 oder Lach-/ Traurig-Gesichter)
  • Durch Befragung des allgemeinen (Wohl-) Befindens und der Lebensqualität trotz Schmerzen
  • Durch Beobachtung des Verlaufs der kontrollierten Schmerzbehandlung 

Welche Möglichkeiten der Schmerztherapie gibt es?

1. Medikamentös-systemische Behandlung

  • Lokalanästhetika (Injektionen, Leitungsanästhesie)
  • Operative Verfahren
  • Schmerzmittelpumpen
  • Schmerzpflaster

2. Nicht-medikamentöse Behandlung

  • (Aktive) Bewegungstherapie
  • Physikalische (passive) Behandlung z.B. Kälte- und Wärmetherapie, Massage, manuelle Therapie, therapeutischer Ultraschall, Kinesiotaping, transcutane elektrische Nervenstimulation (TENS), Elektrotherapie, medizinische Hilfsmittel
  • Aktivierende Pflege
  • Psychologische Verfahren und Psychotherapie
  • Soziale Maßnahmen
  • Multimodale Verfahren
  • Komplementäre Verfahren z.B. Akupunktur, Akupressur, Reflextherapie, Yoga oder andere naturheilkundliche Verfahren
  • Nervenstimulation

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