Schwerpunkte des Zentrums für Altersmedizin

Demenz

Unter einer Demenz verstehen Mediziner eine erworbene Störung des Denkvermögens und des Gedächtnisses, die so sehr ausgeprägt ist, dass sie Alltagsaktivitäten beeinträchtigt. Betroffen sind vor allem Gedächtnis, Konzentration, Denk- und Urteilsfähigkeit. In den allermeisten Fällen ist es eine signifikante Vergesslichkeit, die bei Betroffenen selbst oder bei Angehörigen den Verdacht einer beginnenden Demenz aufkeimen lässt.

Demenz - Was ist das?

Es gibt verschiedene Arten von Demenz. Diese können ärztlich diagnostiziert und unterschieden werden. Die häufigste Demenz ist die Demenz vom Alzheimer-Typ. Zur Differenzierung und Behandlung unterscheidet man in Schweregrade und Phasen: 

  • Im Stadium der leichten Demenz | frühe Phase merken Betroffene schon beginnende Symptome, wie bspw. leichte Vergesslichkeit, Interesselosigkeit, Konzentrationsstörungen, Überforderung oder unerklärliche Ängste. 
  • Im Stadium der mittelschweren moderaten Demenz | mittlere Phase kommt es zur Symptomverstärkung und zum Auftreten weiterer Beschwerden z.B. Überspielen der Krankheit durch Witze. Es zeigen sich Persönlichkeits- und/oder Verhaltensänderungen. Auch das soziale Umfeld bemerkt nun die Schwierigkeiten des von Demenz Betroffenen im Alltag. Ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben wird zunehmend schwerer. In dieser Phase wird die Krankheit häufig diagnostiziert.
  • Die späte Phase ist das Stadium der schweren Demenz. Hier sind Betroffene auf die Unterstützung anderer Menschen zwingend angewiesen. Ein selbstbestimmtes Leben ist nicht mehr alleine möglich. Das Risiko bettlägerig zu werden ist deutlich erhöht.

Zudem unterscheidet man zwischen einer primären und einer sekundären Demenz: 

  • Die primäre Demenz ist eine direkte Erkrankung des Gehirns, bedingt durch das Absterben von Nervenzellen infolge von Eiweißablagerungen im Gehirn. Folgen sind neurodegenerative Veränderungen wie z. B. die Beeinträchtigung der Sprache, der Orientierung, des Denkens und des sozialen Verhaltens. Sie ist irreversibel, der Krankheitsprozess kann durch Präventionsmaßnahmen, die Nutzung formeller Hilfen sowie die kontinuierliche Einnahme von Medikamenten jedoch verzögert werden. Zirka 90% aller Demenzen sind primär.

  • Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der sekundären Demenz um keine direkte Erkrankung des Gehirns. Sie ist vielmehr Folge einer anderen Grunderkrankung (z. B. Infektionen, Stoffwechselstörungen, Herzinsuffizienz, Vitaminmangel, Tumore, Depressionen, Arzneistoffe, Giftstoffe wie Alkohol (Korsakow-Syndrom)). Abhängig vom Krankheitsstadium sowie einer wirksamen Behandlung der Grunderkrankung kann sie eventuell reversibel sein. Zirka 10% aller Demenzen sind sekundär.

Wie erkenne ich einen sich andeutenden demenziellen Prozess?

Folgende Anzeichen können auf eine Demenz hindeuten: 

  • Die Erinnerung an Gegenstände, Namen, Kontaktdaten oder zurückliegende Ereignisse lässt nach oder wird bestritten.
  • Gewohnte Abläufe und das Bedienen von Alltagsgegenständen | Armaturen fallen schwer (z.B. Schuhe binden oder Wasserhahn bedienen).
  • Die Idee zur Lösung der Schwierigkeiten ist nicht mehr gegeben. Es werden umständliche und nicht effiziente Wege zur Problemlösung genutzt.
  • Das Aufstehen, Umsetzen oder Laufen gelingt nicht mehr automatisch, sondern wirkt umständlich. Es kommt zu vermehrten Stürzen oder zu vermehrter Angst vor Stürzen.
  • Die Körperpflege sowie andere hygienische Angelegenheiten werden vernachlässigt, nicht mehr wahrgenommen oder unpassend gehandhabt.
  • Es treten zeitliche und örtliche Orientierungsprobleme auf, z.B. das Verirren in vertrauter Umgebung.
  • Der | die Betroffene macht die Nacht zum Tag.
  • Der | die Betroffene zieht sich sozial zurück. Es wird ein nachlassendes Interesse an Dingen, die vorher (sehr) wichtig waren, beobachtet.
  • Das Benennen von Gegenständen ist erschwert. Ein logisch schlussfolgerndes Gespräch ist nur noch bedingt möglich. Gesprächsthemen werden nicht beendet oder häufig gewechselt.
  • Die Stimmung verändert sich scheinbar grundlos.
  • Das Beurteilen von Gefahren- bzw. Risikosituationen wird verkannt oder nicht ernst genommen.

 

Kann ich einer Demenz vorbeugen?

Mithilfe regelmäßiger Präventionsmaßnahmen kann das Risiko, an Demenz zu erkranken, gesenkt werden. Aber auch nach Eintritt einer dementiellen Erkrankung ist es von Vorteil. Denn Demenz ist zwar nicht heilbar, jedoch kann der Krankheitsprozess durch entsprechende Präventionsmaßnahmen verzögert werden: 

  • Regelmäßige Bewegung: Dreimal wöchentlich, jeweils 30 Minuten Ausdauersport wie laufen, walken, schwimmen oder Rad fahren. 
  • Geistige Fitness: Wer sein Gehirn regelmäßig trainiert, kann altersbedingte Gedächtnis- oder Konzentrationsschwächen besser und länger ausgleichen und somit das Erkrankungsrisiko senken. In Frage kommen kulturelle Aktivitäten, mathematische Knobeleien, das Erlernen/Spielen von Instrumenten u. ä.
  • Eine traditionell mediterrane Ernährung kann den Verlust geistiger Fähigkeiten und eventuell sogar Demenz im Alter verzögern. Ballaststoffreiches Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte als Lieferant von hochwertigen, pflanzlichen Proteinen bilden die Basis dieser Kost. Viel Olivenöl und Nüsse, der moderate Konsum von tierischen Produkten inklusive Fisch und Sauermilchprodukte macht sie zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährungsweise.

 

Wie gehe ich mit einem Menschen mit beginnender Demenz um?

  • Ich bin geduldig und kritisiere ihn nicht für Fehlverhalten.
  • Ich nehme Anschuldigungen nicht persönlich.
  • Ich spreche langsam, deutlich und in kurzen Sätzen.
  • Ich sorge für Routineabläufe und reduziere unbekannte Situationen.
  • Ich integriere ihn in Alltagstätigkeiten, die er durchführen kann (ohne ihn zu überfordern).
  • Ich reduziere Gefahrenquellen im Wohnraum des Betroffenen: z.B. Herd oder andere elektrische Geräte, Stolperquellen, spiegelnde/ blendende oder stark gemusterte Oberflächen.
  • Ich beschrifte Schränke | Türen und halte diese übersichtlich zur besseren Orientierung. 
  • Ich achte auf ausreichende Beleuchtung zu allen Tages- | Nachtzeiten.
  • Ich spreche mit ihm über Erlebnisse und Erfahrungen aus der Kindheit und dem Berufsleben.

Wo finden pflegende Angehörige Unterstützung und Hilfe?

Über 80% der pflegebedürftigen Personen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) werden zuhause gepflegt. Dabei erfolgt die Versorgung insbesondere durch Privatpersonen, die mit dem Erkrankten in naher verwandtschaftlicher Beziehung stehen. Die Pflegetätigkeiten umfassen zuhause anfallende Hilfetätigkeiten, angefangen zum Beispiel von Transportdiensten über das Organisieren und Überwachen der Arzneimitteleinnahmen bis hin zu fundamentalen, körpernahen Pflegetätigkeiten wie Hilfe bei Mobilität oder der Toilettenbenutzung.

Deutschlandweit wird die Pflege mehrheitlich von den (Schwieger-)Kindern bzw. dem Ehepartner durchgeführt. Etwa 70 % der Hauptpflegepersonen leben mit dem/der Erkrankten in einem gemeinsamen Haushalt bzw. in einem gemeinsamen Haus und haben somit kaum die Möglichkeit, sich von diesem Pflegesetting zurückzuziehen. Resultierend daraus kann die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen negativ beeinflusst werden. Die negativen Auswirkungen können beispielsweise folgende Aspekte umfassen:

  • Physische und psychische Überforderung
  • Soziale Isolation
  • Finanzielle Einbußen
  • Schnellere Heimweisungen 
  • etc.

Zur Stärkung der physischen und psychischen Gesundheit sowie der Erhöhung der Lebensqualität von pflegenden Angehörigen sind problemzentrierte Unterstützungs- und Entlastungsangebote vonnöten. Hilfe finden Sie u. a. hier: 

 

Wie fühlt es sich an, wenn die Gegenwart entrückt, wenn geliebte Menschen aus der Erinnerung verschwinden und selbst einfache Zusammenhänge des Alltags undurchdringlich scheinen? Im vergangenen Jahr widmete sich ein Projekt mit dem Markleeberger Rudolf-Hildebrand-Gymnasium genau diesen Fragen. Die Antworten darauf finden Sie in unserem Gesundheits-Blog.