Nebenniere

Spezielle endokrine Chirurgie

Anatomie und Funktion der Nebennieren

Die Nebennieren liegen auf beiden Seiten hinter der eigentlichen Bauchhöhle im sogenannten Retroperitoneum (= der Raum, der nicht vom Bauchfell umschlossen wird) und sind zwei nur wenige Gramm schwere Drüsen, die quasi auf den Nieren oben drauf liegen. Die rechte und die linke Nebenniere sind von ihrer Form her recht unterschiedlich. Während die rechte Drüse eher dreieckig bzw. pyramidenförmig aussieht, ähnelt die Form der linken Nebenniere einem Halbmond.

Die Nebenniere besteht aus einem inneren (Mark) und einem äußeren (Rinde) Anteil, die jeweils unterschiedliche Funktionen haben, so dass man in der Nebenniere eigentlich zwei verschiedene Organe sehen kann. Die Nebenniere ist dem Nervensystem zuzuordnen und besteht u.a. aus vielen Nervenzellen, die die Fähigkeit haben Hormone und Hormonähnliche Stoffe zu bilden und gezielt in das Blut abzugeben.

Die Nebennierenrinde hat einen dreischichtigen Aufbau und ist in der Lage, über 40 verschiedene Hormone zu produzieren. Die wichtigsten Vertreter sind das Cortisol, das Aldosteron und die Sexualhormone. Das Nebennierenmark besteht überwiegend aus Nervenzellen. Im Gegensatz zu anderen Nervenzellen werden die hier gebildeten Botenstoffe (hormonähnliche Stoffe: Neuro-Transmitter) ins Blut abgegeben. Im Nebennierenmark werden vor allem die sogenannten „Stresshormone“ u.a. das Adrenalin gebildet.

Gut und bösartige Erkrankungen der Nebenniere

Entsprechend der Komplexität dieser Drüse und der Vielzahl der Hormone sind die Erkrankungen der Nebennieren vielgestaltig, denn je nachdem welche Hormone ausgeschüttet werden, werden sich jeweils spezifische Krankheitszeichen einstellen. Hierzu informieren wir Sie gerne im individuellen Gespräch. Überaus selten sind die bösartigen Erkrankungen der Nebenniere, das sog. Nebenierenkarzinom. Weniger als 200 Menschen werden in der Bundesrepublik mit dieser Krankheit jedes Jahr entdeckt.

Am häufigsten werden zufällig Knoten an der Nebenniere entdeckt. Diese nennt man Inzidentalome. Sie fallen z.B. zufällig bei einer aus anderen Gründen durchgeführten Untersuchung (Computertomographie, Ultraschall) des Bauchraumes auf. Man schätzt, dass von 100 Menschen 4-7 solche zufälligen Knoten aufweisen. Sie sind zumeist inaktiv (d.h. sie produzieren keine Hormone), sie können aber auch eine hormonelle Aktivität aufweisen, so dass entsprechende Hormonuntersuchungen durchgeführt werden sollten. Dann müssen Sie immer operiert werden.

Neben den gutartigen Drüsengeschwülsten, den sog. Adenomen der Nebennierenrinde finden sich die Stresshormonproduzierenden Phäochromozytome und auch verschiedene andere gutartige Geschwülste der Nebenniere (Myelolipome, Haemangiome, Lipome, Zysten). Seltener finden sich bösartige Metastasen und ganz selten Nebennierenkarzinome.

Operative Therapie

Eine Operation wird immer bei hormonproduzierenden Adenomen (gutartige Tumore) und den bösartigen Karzinomen durchgeführt. In einigen besonderen Fällen kann auch eine beidseitige Entfernung der Nebennieren nötig werden. Dies ist aber sehr sorgfältig abzuwägen, da anschließend vor allem Cortisol und Mineralstoffwechsel-aktive Hormone lebenslang ersetzt werden müssen.

Der zumeist gutartige Tumor des Nebennierenmarks, der Stress-Hormone produziert (Phäochromozytom), sollte wegen der auf Dauer sehr schädlichen überhöhten Adrenalin- und Noradrenalinspiegel immer operiert werden.

In der Regel werden heute die Nebennieren minimal-invasiv operiert. Dabei wird ein spezielle Optik (Laparoskop), an der eine Kamera montiert ist, durch einen kleinen Hautschnitt eingeführt, so dass die Operation über weitere kleine Schnitte unter Kontrolle über einen Monitor erfolgen kann – genau so, wie zum Beispiel bei den heute üblichen Galleoperationen.

Modernste Operationsverfahren

In diesem Rahmen verfügen wir über:

  • In der Nebennieren-Chirurgie sehr erfahrene und qualifizierte Chirurgen Erfahrung in sämtlichen Operationstechniken: In vielen Fällen kann man Organsparend operieren, muss also nicht gleich die ganze Nebenniere entfernen. Hierzu ist spezielles Equipment und Erfahrung vonnöten.
  • Intraoperative Schnellschnittdiagnostik: Sofortige feingewebliche mikroskopische Untersuchung der entfernten Nebennieren im Pathologischen Institut im Hause.
  • Ultraschallschere: Als blutsparende Technik während der Operation.

Komplikationen und Nachsorge

Auch diese Operationen können in seltenen Fällen mit Komplikationen einhergehen.

  • Wundheilung: Wundheilungsstörungen z. B. mit Eiterung der Operationswunde sind äußerst selten. Eine leichte Schwellung oder „derb werden“ der Operationsnarbe ist in den allermeisten Fällen nur vorübergehend und geht in der Regel nach 4 bis 8 Wochen vollständig zurück.
  • Nachblutungen: Diese postoperative Komplikation erfordert in seltenen Fällen eine erneute Operation. Diese Komplikation ist jedoch sehr selten.
  • Nach der Operation entstandene und bleibende Unterfunktion der Nebenniere, welche durch die fehlende Produktion der Hormone, bzw. erst längerfristiger Aktivierung der verbliebenen Nebennieregewebe auftreten kann. Hierzu werden wir mit Ihnen im Kontakt mit Ihrem Spezialisten (Endokrinologen ) einen genauen Therapieplan erarbeiten.
  • Verletzungen der Zwerchfelle, der Milz, der Leber, des Pankreas und des Magens. Alle diese Komplikationen sind äußerst selten und wurden bis auf die i.d.R. nicht besonders behandlungsbedürftigen Verletzungen des Zwerchfells bei uns ausnahmslos noch nicht gesehen.

Nachsorge nach erfolgter Operation an den Nebennieren:

  • Einleitung der entsprechenden Schmerzmedikation nach Beendigung der Operation
  • Circa 3 bis 4 Stunden nach Operationsende erste Befundkontrolle und Patientenmitteilung über den Operationsverlauf durch den Operateur.
  • Essen und Trinken wie gewohnt bereits am Operationstag.
  • Postoperative Kontrolle der Blutwerte am ersten Tag nach der Operation.
  • In der Regel am zweiten postoperativen Tag ausführliche Besprechung des Ergebnisses der endgültigen mikroskopischen feingeweblichen Untersuchung und Entlassun

Bei Fragen oder möglichen Unklarheiten, bitten wir Sie sich mit uns in Verbindung zu setzen

  • Sekretariat der Chirurgischen Klinik I (Prof. Dr. med. Dietmar Lorenz)
    Tel.: 069 8405-3941
  • Chirurgische Leitstelle (Leitstelle 2)
    Tel.: 069 8405-4474 oder -4464