Eine Krampfader (Varize) ist nicht nur eine geschlängelte, sondern auch eine erweiterte und in ihrer Funktion gestörte Vene. Wesentliche Ursache ist die ererbte Bindegewebsschwäche mit Schwächung der Venenwand und der Venenklappen und einem dadurch verursachten Rückfluss des Blutes in die oberflächlichen und tiefen Beinvenen. Im Alter zwischen 25 und 74 Jahren weist ca. jeder 2. Europäer eine Varikosis auf.

Varikös erweiterte Venen verursachen selbst keine Beschwerden oder gar Schmerzen. Eine Varikosis kann jedoch durch die mit ihr verbundene venöse Zirkulationsstörung eine Beinschwellung bewirken, die sich durch Spannungsgefühl, das Gefühl schwerer Beine oder Muskelkrämpfe bemerkbar machen kann. Krampfadern neigen zu Entzündungen (Varikophlebitis), die sehr schmerzhaft sein können. Oberflächliche Krampfadern können bei Verletzung stark bluten, durch lokale Kompression lässt sich diese Blutung jedoch immer stoppen.

Varikosis und Beinschwellung

Das Herz pumpt das Blut durch die Arterien in alle Organe und so auch in beide Beine, von wo es in den Venen gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen transportiert wird. Für den Rücktransport des Blutes zum Herzen erweist sich die Pumpleistung des Herzens als ungenügend. Diese Aufgabe wird vor allem von der Muskel-Venen-Pumpe übernommen, welche nur bei Beinbewegung aktiv ist. Nach langem Sitzen oder Stehen schwellen die Beine auch bei Venengesunden an.

Bei jeder Muskelkontraktion werden die tiefen Venen ausgepresst, wodurch das Blut herzwärts gepresst wird. Dies setzt jedoch voraus, dass funktionstüchtige Venenklappen vorhanden sind, die den Rückfluss verhindern (Rückschlagventil). Bei einer tiefen Venenthrombose zum Beispiel werden diese Venenklappen oft zerstört. Die Muskelerschlaffung bewirkt eine Sogwirkung, wodurch das Blut aus oberflächlichen und tiefen Venen nachgeführt wird, um bei der nächsten Muskelkontraktion weiter herzwärts gedrückt zu werden.

Krampfadern haben infolge Überdehnung schließunfähige oder gar zerstörte Klappen, wodurch eine umgekehrte Fließrichtung des Blutes entsteht, nämlich anstatt zum Herzen in Richtung Fuß. Durch diesen zusätzlichen Anfall von Blut wird die Muskel-Venen-Pumpe überlastet, so dass eine vermehrte Blutfülle im unteren Abschnitt des Beines entsteht.

Bei starkem venösen Rückstrom und starker Schwellneigung kann es innerhalb von Jahren zu chronischen Hautveränderungen bis hin zum sog. „offenen Bein“ (Ulcus cruris) kommen. Ein derartiges Ulcus kann sich auch Jahre nach einer Venenthrombose entwickeln.

Therapieansätze

Sklerotherapie - Das Veröden von Varizen

Mittels Injektion eines Verödungsmittels in die Varize wird eine künstliche Venenentzündung provoziert, was zu einer bindegewebigen Umwandlung der Varize führt. Diese Methode ist risikoarm und belastet den Patienten kaum, bevorzugt bei Seitenast- und Besenreiservarizen (kosmetische Gründe).

Radiofrequenztherapie

Ein Verfahren zur Behandlung der Stammvarikosis, bei dem über eine Punktion eine Radiofrequenzsonde (VNUS) eingebracht wird und die Vene durch entstehende Hitze an der Sondenspitze im Rückzugverfahren koaguliert wird.

Operative Therapie

Die chirurgische Entfernung der oberflächlichen Varizen ist technisch einfach, das OP-Risiko ist sehr gering. Die Varizen werden über Sonden herausgezogen (sog. Stripping) und über kleine Inzisionen entfernt. Die Behauptung, operieren nütze nichts, da sowieso erneut Krampfadern entstünden, stimmt nicht. Die Neigung zur Krampfaderneubildung bleibt zwar bestehen, jedoch erreicht eine neu auftretende Varikosis selten das gleiche Ausmaß wie vor dem Eingriff.

Kompressionstherapie

Durch Kompression von außen entsteht für die Muskulatur ein Widerlager, wodurch die Förderleistung der Muskel-Venenpumpe verbessert wird. Anwendung finden Kompressionsstrümpfe, die von einem Fachmann individuell angepasst werden müssen. Bei täglichem Tragen und richtiger Pflege sollte der Strumpf nach ½ Jahr ersetzt werden, weil er dann an Druckkraft verliert und seine Aufgabe nicht mehr voll erfüllen kann. Nach einer Varizen-OP werden die Strümpfe in der Regel 6 Wochen getragen.

Medikamentöse Therapie

Es sind viele venentonisierende Medikamente auf dem Markt, die jedoch nicht in der Lage sind, die genannten Behandlungsmethoden zu ersetzen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie