Warum brauchen wir ein Gender-Herz-Zentrum?

Männer und Frauen erkranken unterschiedlich, denn Frauen unterscheiden sich biologisch von Männern. Zum einen unterscheiden sich Körperbau, Muskelmasse und Fettanteil von Frauen und Männern, zum anderen unterscheiden sich die Organe in ihrer Größe und Feinbauweise. Deshalb können Medikamente bei Frauen und Männern anders wirken. Arzneimittel werden bei Frauen und Männern unterschiedlich aufgenommen und abgebaut, haben Wechselwirkungen mit Geschlechtshormonen und werden anders verstoffwechselt und ausgeschieden.

Neben den rein biologischen geschlechtsspezifischen Unterschieden von Mann und Frau, spielt auch das Gender, definiert als soziokulturelle Dimension des Frau/Mann-Seins eine wichtige Rolle. Frauen und Männer gehen unterschiedlich mit Erkrankungen um. So nehmen Frauen häufiger als Männer ihre Beschwerden nicht ernst oder deuten ihre Beschwerden fehl, da diese oft nicht den „typischen, männlichen“ Symptomen entsprechen und gehen zu spät zu ihrer Ärztin oder ihrem Arzt.

Frauen haben auch häufiger Medikamentennebenwirkungen und nehmen häufiger nicht-verschreibungspflichtige, freiverkäufliche Zusatzmedikamente mit dem Risiko für Wechselwirkungen ein. Männer hingegen nehmen Vorsorgeuntersuchungen deutlich weniger in Anspruch als Frauen. Durch Vorsorgeuntersuchungen und die rechtzeitige Behandlung von Risikoerkrankungen können aber 70-80% späterer Erkrankungen verhindert bzw. verzögert werden.

Während über den Unterschied von Männern und Frauen einiges bekannt ist, sind Menschen anderer Geschlechtsidentitäten in Studien bislang wenig berücksichtigt. Sowohl bezüglich des Unterschiedes zwischen Männern und Frauen, aber auch weiterer Geschlechtsidentitäten muss intensiver geforscht werden. Strukturen, Programme und Zentren, die sich der geschlechtsspezifischen Medizin widmen, sind daher wichtig und notwendig.

Insbesondere bei Herz- und Gefässerkrankungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Die Diagnostik und Therapie von speziellen Herzerkrankungen bei Frauen benötigt eine besondere Expertise, die wir für Sie mit unserem geschulten Team vorhalten.

Wir möchten mit unserem Gender-Herz-Zentrum vorangehen und helfen die Lücke im Bereich der geschlechtsspezifischen medizinischen Versorgung zu reduzieren.

Gerne sind wir für Sie da!

Sie haben Fragen zum Gender-Herz-Zentrum oder wollen sich untersuchen lassen?
Kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail oder telefonisch:

E-Mail: gendermedizin@sana.de
Telefon: 02191 13-4000 | 02191 13-4006

Unser Leistungsspektrum

  • Abklärung von Beschwerden unter Berücksichtigung der neusten Erkenntnisse / Leitlinien der Kardiologie, Pneumologie, Nephrologie, Angiologie und Gendermedizin
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen
  • Herzultraschall (Perfusionsechokardiographie, Strainanalyse) inkl. Stressuntersuchung, Spiroergometrie, Lungenfunktionstestung, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung, Polygraphie, Duplexsonographie
  • Kardiale/kardiovaskuläre Computertomographie
  • Kardiale/kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie, inklusive Stressuntersuchung
  • Abklärung bei Verdacht auf Herzgefäßverkrampfungen (Koronarspasmen) mittels Acetylcholin (ACH)
  • Elektrophysiologische Verfahren bei Herzrhythmusstörungen
  • Rechtsherzkatheruntersuchungen zur Abklärung von Luftnot, Lungenhochdruck sowie Linksherzkatheteruntersuchungen zur Diagnostik und interventionellen Therapie von Herzkranzgefässerkrankungen
  • interventionelle Herzklappentherapie
  • Integration und Anbindung an das Herzinsuffizienz-Team

Wussten Sie schon …?

1. Frauen haben ein höheres Risiko an Herzerkrankungen zu versterben als Männer.

2. 45 % der Frauen wissen nicht, dass Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache für Frauen in Deutschland darstellen.

3. Frauen rufen seltener den Notruf, wenn Sie denken Symptome eines Herzinfarkts zu haben.

4. Bis zu 4 % der Schwangerschaftskomplikationen sind auf kardiovaskuläre Erkrankungen zurückzuführen.

5. Die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen unterscheiden sich von den typischen Symptomen beim Mann. 40% aller Frauen mit Herzinfarkt haben keine Brustschmerzen. Häufige Symptome bei Frauen sind Luftnot, Schwindel, Übelkeit, Herzklopfen, Kieferschmerzen und ausgeprägte Erschöpfung.

6. 70 % der Frauen zwischen 25 und 60 Jahren gehen zum jährlichen Check-up, aber nur 40 % werden auf Herzerkrankungen untersucht.

7. Während der Schwangerschaft ist Bluthochdruck die häufigste erworbene Erkrankung und angeborene Herzerkrankungen die häufigste Vorerkrankung.

8. Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, erhalten weniger häufig und deutlich später die leitliniengerechte Medikation als Männer, die einen Herzinfarkt erleiden.

9. Frauen werden nach einem Herzinfarkt seltener einer Anschlussheilbehandlung zugewiesen.

10. Die Inzidenz von Müttern mit kardiovaskulären Erkrankungen steigt. Dies ist am ehesten auf das höhere Durchschnittsalter von werdenden Müttern, erhöhte kardiovaskuläre Risikofaktoren, erhöhte Lebenserwartung sowie längeres Überleben bei angeborenen Herzfehlern zurückzuführen.

11. Kardiovaskuläre Herzerkrankungen der Frau sind unterrepräsentiert in der wissenschaftlichen Forschung: nur 35 % von Studienteilnehmern in klinischen Studien sind Frauen und nur 31 % der Studien veröffentlichen geschlechtsspezifische Subgruppenanalysen.

12. Seit 1993 steigen erstmals die Todesraten aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen wieder an. Seit 2000 steigen die Todesraten insbesondere junger Frauen zwischen 29 und 45 Jahren an.

13. Die Präeklampsie ist ein unabhängiger Prädiktor für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen im späteren Leben. Frauen, die an Präeklampsie während der Schwangerschaft erkrankt sind, sollten jährlich den Blutdruck, Nüchtern-Blutzucker und Cholesterinwerte überprüfen lassen.

14. Die Menopause verursacht keine kardiovaskulären Erkrankungen, jedoch markiert sie eine vulnerable Phase im Leben einer Frau für die beschleunigte Entwicklung kardiovaskulärer Risikofaktoren, sodass eine regelmäßige Kontrolle in dieser Zeit besonders wichtig ist.

15. Die meisten kardiovaskulären und zerebrovaskulären Ereignisse können durch Änderungen des Lebensstils, Aufklärung, körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und Blutdruckeinstellung verhindert werden.

16. 51.9 % aller Todesfälle die mit Bluthochdruck assoziiert sind, betreffen Frauen.

17. Frauen haben eine geringere Chance auf eine Laienreanimation durch Ersthelfer, weil diese häufig Angst haben mit dem Vorwurf sexueller Gewalt und Körperverletzung bezichtigt zu werden.

„Atypische“ Symptome eines Herzinfarktes bei Frauen

Die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen unterscheiden sich von den typischen Symptomen beim Mann. 40 % aller Frauen mit Herzinfarkt haben keine Brustschmerzen.

Häufige Symptome bei Frauen sind:

  • Luftnot
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Oberbauchschmerzen
  • Herzklopfen
  • Kieferschmerzen
  • ausgeprägte Erschöpfung, Mattigkeit und Leistungsschwäche

Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen

Rauchen, erhöhte Fettwerte, Zuckererkrankung (Diabetes), Bluthochdruck, familiäre Häufung von kardiovaskulären Erkrankungen - all das sind die typischen kardiovaskulären Risikofaktoren.

Zudem sind jedoch auch Stress, Depression oder Einsamkeit eigenständige Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen.

Zusätzlich stellt ein Bluthochdruck in der Schwangerschaft, eine Präeklampsie sowie ein Gestationsdiabetes (Zuckererkrankung in der Schwangerschaft) ein erhöhtes Risiko dar, später an kardiovaskulären Erkrankungen zu erkranken. Eine jährliche Kontrolle des Blutdrucks, Nüchternblutzucker und Cholesterinwerts wird bei diesen Patientinnen empfohlen.

Eine Chemotherapie ist eine weitere u.a. kardiale Belastung. Hier sollte eine engmaschige Kontrolle mittels Herzultraschall und mit Blutkontrollen sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Patienten erfolgen.

Spezielle Risikofaktoren bei Frauen

  • Emotionaler Stress
  • Depression
  • Inaktivität
  • Menopause
  • später Beginn der Regelblutung
  • Frühe Menopause
  • Schwangerschaftskomplikationen (Bluthochdruck, Frühgeburt, Fehlgeburt)
  • Frühes Auftreten von Herzerkrankungen in der Familie (hat bei Frauen ein höheres Risiko als bei Männern)
  • Entzündliche Erkrankungen / Autoimmunerkrankungen (Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis u.a.)
  • Diabetes (hat bei Frauen ein höheres Risiko als bei Männern)
  • Rauchen (hat bei Frauen ein höheres Risiko als bei Männern)

Unser Team

Chefarzt

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Prof. Dr. med. Burkhard Sievers F.E.S.C., F.A.C.C., F.S.C.M.R.
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie,
Zusatzbezeichnungen: Hypertensiologie, Notfallmedizin, kardiovaskuläre Magnetresonanztomografie, kardiovaskuläre Computertomografie, interventionelle Kardiologie, Herzinsuffizienz, Lipidologie, Gendermediziner DGesGM®

Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin
Mitglied in der Arbeitsgruppe für Geschlechtsspezifische Medizin der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie

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Dr. med. Andrea Schmidt
Fachärztin für Innere Medizin
Zusatzbezeichnung: Notfallmedizin, internistische Intensivmedizin
Leiterin der IMC und internistischen Intensivstation

Georg Bosbach
Assistenzarzt

Gwendolyn Wagner
Assistenzärztin

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