Kniezentrum Rummelsberg

Kreuzband: Antworten auf häufige Fragen

Immer wieder erreichen uns zahlreiche Fragen rund um einen Eingriff am Kniezentrum am Krankenhaus Rummelsberg. Wir haben die häufigsten Fragen zum Thema Kreuzband und Kreuzbandverletzungen nachfolgend gesammelt und diese für Sie beantwortet. Sollte Ihre Frage nicht dabei sein, nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!

Einen Termin für unsere Spezialsprechstunde "Knie & Kreuzband" vereinbaren Sie unter 09128/5042303.

Kreuzband

Bei mir wurde eine Kreuzbandverletzung diagnostiziert – warum sollte man nicht länger als 21 Tage mit der OP warten?

Grundsätzlich ist eine frühzeitige Diagnostik einer Kreuzbandverletzung für den weiteren Heilungsverlauf essenziell. Oftmals spielen hierbei  Begleitverletzungen eine wesentliche Rolle und müssen in vielen Fällen frühzeitig behandelt werden. Mithilfe des Verfahrens der dynamisch-intraligamentären Stabilisation (DIS) ist ein Operationsverfahren zur Therapie eines Kreuzbandrisses, das auf eine Selbstheilung des zerrissenen Bandes setzt und dieses mittels eines dynamischen Implantats stabilisiert. Diese wird als Rekonstruktion bzw.  Kreuzband-Reposition und -Stabilisation mittels Ligamys®-Federsystem bezeichnet. Während früher allgemein davon ausgegangen wurde, dass ein gerissenes Kreuzband kein Heilungspotential besitzt und daher nach Riss durch ein Sehnentransplantat ersetzt werden muss, wurde erstmals 2005 beschrieben, dass durch eine Stabilisierung das Kreuzband zur Selbstheilung gebracht werden könne.

Das Kreuzband hat zwei wesentliche Hauptfunktionen:

  • Stabilisation des Kniegelenks
  • Steuerung der muskulären Führung des Kniegelenks mittels eingebauter Mechanorezeptoren (Vater-Pacini-Körperchen), die sog. Propriozeption (Tiefensensibilität)

Somit verliert das Kniegelenk bei einem Kreuzbandriss nicht nur einen Teil der mechanischen Stabilität sondern teilweise auch die Propriozeption. Durch eine konventionelle Kreuzbandplastik kann die mechanische Stabilität des Kniegelenks größtenteils wiederhergestellt werden, nicht jedoch die Tiefensensibilität. Daraus resultieren zum einen eine erhöhte Wiederverletzungsgefahr, zum anderen ein erhöhtes Arthroserisiko. Mit der dynamisch-intraligamentären Stabilisation (DIS) soll die Voraussetzung geschaffen werden, dass das eigene Kreuzband wieder zusammenwachsen kann und somit die Tiefensensibilität erhalten bleibt. Die Selbstheilung des Kreuzbandes soll auf lange Sicht das Wiederverletzungsrisiko und das Arthroserisiko senken. Nach ca. 21 Tagen zeigen sich bei einer Kreuzbandverletzung geringere Heilungschancen, weshalb dieses Verfahren innerhalb dieser Zeit erfolgt sein muss.

Wer kommt für ein Ligamys-Verfahren in Fragen und wann raten Sie zu einer Alternative?

Geeignet für die kreuzbanderhaltende Operationstechnik des Vorderen Kreuzbandes mit Hilfe des Ligamys®-Federsystem sind unter anderem:

  • junge Patienten
  • frischer Riss des Kreuzbandes (bis 21 Tage nach dem Trauma)
  • Riss im oberen Drittel des Kreuzbandes (bessere Heilungschance)
  • Teilbündelrisse und vollständige Risse des vorderen Kreuzbandes
  • Zusatzverletzungen (Menisken, Seitenbänder)
  • Sportanspruch

Welche Alternativen gibt es, wenn das Ligamys-Verfahren nicht für einen in Frage kommt bzw. die Verletzung länger als 21 Tage zurück liegt?

Sollte der Patient nicht mehr für eine kreuzbanderhaltende Therapie geeignet sein, sind natürlich herkömmliche Ersatzverfahren des Kreuzbandes mit sehneneigenem- bzw. Fremdmaterial zu erwägen. Unsere Kniespezialisten können mithilfe des minimalinvasiven Vorgehens (Arthroskopie) die Wiederherstellung eines intakten Kreuzbandersatzes erzielen. Grundsätzlich gilt es die mechanische Stabilität des Kniegelenkes größtenteils wiederherzustellen. Dies senkt auf längere Sicht das Arthroserisiko und auch das Verletzungsrisiko weiterer Kniebinnenstrukturen.

Wie lange fällt man im Job aus, wenn man sich einer Kreuzband-Operation unterzieht?

Nach einer Kreuzband-Operation folgt ein weiterer wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Therapie der Knieverletzung. Die physiotherapeutische Nachbehandlung folgt einem spezifischen Plan der in vier Phasen aufgeteilt wird:

  • Phase 1: stationär/poststationär - Woche 1 bis 6
  • Phase 2: aktive Phase - Woche 7 bis 8
  • Phase 3: Steigerungsphase - Woche 9 bis 12
  • Phase 4: sportspezifische Phase - ab Woche 13

Eine nicht belastende berufliche Tätigkeit kann bereits in der Phase 2 ab der 7. Woche begonnen werden. Oftmals schließt sich eine Rehabilitationsmaßnahme zu dieser Zeit für drei Wochen an. Bei körperlich anstrengenden Berufen kann dies durchaus etwas länger andauern. Einen detaillierten Nachbehandlungsplan finden Sie auch unter folgendem Link: Das Knie - Nachbehandlungsschemata.

Wie lange dauert die vollständige Rehabilitation? Und darf danach jede Sportart wieder ausgeübt werden?

Die Rückkehr in den Sport nach einer Kreuzbandoperation ist in der Regel ein längerer und anspruchsvoller Weg. Die durchschnittliche Rekonvaleszenz nach einer solchen Operation beträgt neun bis zwölf Monate, bevor der Sportler wieder in seinen (Wettkampf-) Sport zurückkehren kann. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Zeit, die das Kreuzband zur Einheilung im Kniegelenk (Vaskularisation) benötigt. Die Rückkehr zum Wettkampfsport wird leider immer noch überwiegend nach dem reinen Zeitfaktor (vergangene Zeit seit der OP), in Kombination mit ärztlicherseits durchgeführten Funktionstests hinsichtlich der Stabilität und Beweglichkeit des Kniegelenks, gemessen. Unsere Vorgehensweise fokussiert unter anderem auf der Erkenntnis, dass eine Vorhersage über den optimalen Zeitpunkt für die Rückkehr zum Wettkampfsport nicht vorwiegend zeitbasiert erfolgen sollte, sondern Kriterien basiert, d.h. nach erfolgreicher Absolvierung bestimmter Leistungsanforderungen im Rahmen eines Screening Verfahrens oder im gesamten phasengetriggerten Rehaprozess “Return to sport”.

Unsere 10 Returntosport-Kriterien vor Rückkehr in den Wettkampfsport:

  • komplette Beweglichkeit des Kniegelenkes AROM 0-0-140 Grad
  • alle manuellen und klinischen Stabilitätstests (KT 1000) zufriedenstellend, ergussfreies Kniegelenk (Vergleich gesundes Bein)
  • normale Kniescheibenmobilität
  • keine starken Muskelverkürzungen (z.B. Rectus femoris/Iliopsoas), neuromuskuläre Kontrolle (WS-Becken-Beinachse)
  • Quadricepskraft: nicht mehr als oder weniger als 10% Unterschied zum gesunden Bein (LSI:Lymb-Symetrie Index)
  • 4 single leg hop tests: Nicht mehr als 10% Unterschied zwischen beiden Beinen (Quadriceps: Hamstring-Verhältnis:  von <1,5: 1)
  • Rumpfstabilität und ausreichende Kraft der hüftstabilisierenden Muskulatur (Messung mit Dynamometer im Vergleich zur gesunden Seite)
  • Test Agility Drill: innerhalb von 11 Sekunden
  • Durchführung des ACL-RSI-Score*

*Der ACL-RSI-Score ist ein Fragebogen mit zwölf Fragen, der das Selbstvertrauen und die Risikoabschätzung des Sportlers bezüglich einer Rückkehr zum Sport nach einer Rekonstruktion des Vorderen Kreuzbandes berücksichtigt.