Demenz und Emotionen

Emotionen

Gefühle werden nicht dement

Lisa macht sich Sorgen um ihren Großvater. Er lacht nicht mehr so viel wie früher – zumindest nicht mehr von Herzen. Und er weiß oft nicht, wo er seine Brille hat – oder seinen Schlüssel. Zudem gibt es Momente, da bleibt Lisas Großvater plötzlich mitten im Zimmer stehen und hat vergessen, was er wollte. Kurz zuvor wirkte er wie in einer anderen Welt. Ist das schon Demenz? Lisa hatte einen Film gesehen, da ging die Demenz genauso los. Oder hat ihre Mutter Recht, die sagt, dass alte Leute halt vergesslich werden?

Auf demenziell erkrankte Patientinnen und Patienten müssen sich nicht nur Angehörige, sondern auch Krankenhäuser in besonderer Weise einstellen. Der emotionale Zugang ist ein wichtiger Bestandteil davon. 

Demenz: Erste Aufklärung

Denn wie Lisa geht es vielen Angehörigen älter werdender Menschen. Berichte über Demenz oder Erfahrungen im unmittelbaren persönlichen Umfeld sorgen für Unsicherheiten, die durch lapidare Reaktionen anderer noch verstärkt werden. Aber auch Betroffene selbst bemerken Veränderungen an sich und sind sich nicht sicher, was mit ihnen passiert. Eine Gedächtnisambulanz oder Demenzsprechstunde kann hier erste Aufklärung geben. Kliniken können eine Anlaufstelle bieten, in der kognitive Tests auch anonym durchgeführt werden können. Dem Ergebnis entsprechend gibt es dann weitere Empfehlungen, wie zu verfahren ist.

Die Bedeutung der emotionalen Ebene

Doch Kliniken haben nicht nur auf diesem Weg Kontakt zu demenziell erkrankten Menschen. Eine immer älter werdende Bevölkerung stellt auch an medizinisches Personal und Prozesse neue Herausforderungen – insbesondere in geriatrischen Fachabteilungen. Mediziner erleben in der Geriatrie viele unterschiedliche Erkrankungen, die nicht nur singulär betrachtet werden dürfen, sondern oft mit weiteren Begleiterscheinungen des Alterns verbunden sind. Dazu gehören demenzielle Veränderungen, denen je nach Ausprägung auf eine ganz besondere Art und Weise begegnet werden muss. Ganz allgemein wird ärztliches und pflegerisches Personal darin geschult, mit Demenzerkrankten zu kommunizieren, wozu langsames, deutliches Sprechen in möglichst kurzen und leicht verständlichen Sätzen gehört. Gerade im fortgeschrittenen Stadium ist es wichtig, Verständnis für die Betroffenen zu zeigen, ihr Verhalten nicht offen zu korrigieren und von Anschuldigungen abzusehen.

Da die Patientinnen und Patienten oft 14 Tage und länger in den Kliniken sind, muss das Krankenhauspersonal – wie in dauerhaften Einrichtungen des betreuten Wohnens – Verständnis zeigen, Beziehungen aufbauen und Vertrauen fördern. Über die emotionale Ebene können auch fortgeschritten demenziell erkrankte Menschen noch erreicht werden, denn Gefühle werden nicht dement. Wichtig sind die Erzeugung eine positive Stimmung und Wohlgefühl. Dazu trägt auch die Ausstattung der Stationen und Zimmer bei. Darüber hinaus ist es für die Erkrankten von großer Bedeutung, beschäftigt zu sein und in Bewegung zu bleiben. Möglichkeiten sind hier tägliche Spaziergänge oder Gymnastik sowie ergotherapeutische Angebote.