Demenz und Emotionen

Emotionen

Gefühle werden nicht dement

Lisa (28) macht sich Sorgen um ihren Großvater. Er lacht nicht mehr so viel wie früher – zumindest nicht mehr von Herzen, sondern eher, als wenn jemand einen Witz nicht verstanden hat, es sich aber nicht anmerken lassen will. Und er weiß oft nicht, wo er seine Brille hat – oder seinen Schlüssel. Doch es gibt auch die Momente, wo er plötzlich mitten im Zimmer stehen bleibt und dann sagt: „Jetzt habe ich vergessen, was ich wollte...“. Aber für Lisa wirkte er im Moment davor irgendwie wie in einer anderen Welt. Ist das schon Demenz? Sie hatte ja mal diesen Film gesehen, da ging das genauso los. Oder hat ihre Mutter doch Recht, die immer nur sagt, dass alte Leute halt vergesslich werden?

Auf demenziell erkrankte Patientinnen und Patienten müssen sich nicht nur Angehörige, sondern auch Krankenhäuser in besonderer Weise einstellen. Der emotionale Zugang ist ein wichtiger Bestandteil davon, erklärt Dursun Arslan, Chefarzt der Geriatrie am Sana Krankenhaus Radevormwald.

Demenz: Erste Aufklärung

Denn wie Lisa geht es vielen Angehörigen älter werdender Menschen. Berichte über Demenz oder Erfahrungen im unmittelbaren persönlichen Umfeld sorgen für Unsicherheiten, die durch lapidare Reaktionen anderer noch verstärkt werden. Aber auch Betroffene selbst bemerken Veränderungen an sich und sind sich nicht sicher, was mit ihnen passiert. Eine Gedächtnisambulanz oder Demenzsprechstunde kann hier erste Aufklärung geben. Kliniken wie das Sana Krankenhaus Radevormwald bieten zum Beispiel eine Anlaufstelle, in der kognitive Tests auch anonym durchgeführt werden können. Dem Ergebnis entsprechend gibt es dann weitere Empfehlungen, wie zu verfahren ist.

Die Bedeutung der emotionalen Ebene

Doch Kliniken haben nicht nur auf diesem Weg Kontakt zu demenziell erkrankten Menschen. Eine immer älter werdende Bevölkerung stellt auch an medizinisches Personal und Prozesse neue Herausforderungen – insbesondere in geriatrischen Fachabteilungen. „Wir erleben in der Geriatrie viele unterschiedliche Erkrankungen, die nicht nur singulär betrachtet werden dürfen, sondern oft mit weiteren Begleiterscheinungen des Alterns verbunden sind“, sagt Dursun Arslan. „Darunter sind demenzielle Veränderungen, denen je nach Ausprägung auf eine ganz besondere Art und Weise begegnet werden muss.“ Ganz allgemein wird ärztliches und pflegerisches Personal darin geschult, mit Demenerkrankten zu kommunizieren, wozu langsames, deutliches Sprechen in möglichst kurzen und leicht verständlichen Sätzen gehört. Gerade im fortgeschrittenen Stadium ist es wichtig, Verständnis für die Betroffenen zu zeigen, ihr Verhalten nicht offen zu korrigieren und von Anschuldigungen abzusehen. „Da unsere Patientinnen und Patienten oft 14 Tage und länger bei uns sind, müssen wir als Krankenhauspersonal – wie in dauerhaften Einrichtungen des betreuten Wohnens – Verständnis zeigen, Beziehungen aufbauen und Vertrauen fördern. Über die emotionale Ebene erreichen wir auch fortgeschritten demenziell erkrankte Menschen noch, denn Gefühle werden nicht dement. Wir wollen eine positive Stimmung und Wohlgefühl erzeugen und sorgen auch mit der Ausstattung der Stationen und Zimmer dafür.“ Darüber hinaus ist es für die Erkrankten von großer Bedeutung, beschäftigt zu sein und in Bewegung zu bleiben. Möglichkeiten sind hier tägliche Spaziergänge oder Gymnastik sowie ergotherapeutische Angebote.

 

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Dursun Arslan

Dursun Arslan

Chefarzt der Geriatrie, Sana Krankenhaus Radevormwald

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