Das Leben 2.0: Straffungsoperation nach massiver Gewichtsreduktion

Ein großes Problem unserer heutigen Gesellschaft stellt das immer mehr zunehmende Übergewicht der Menschen dar. Dadurch entstehen viele Begleit- und Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, chronische Gelenkerkrankungen sowie auch organische Schädigungen. Auch der psychologische Aspekt der Fettleibigkeit darf dabei nicht vernachlässigt werden.

Viele Patienten schaffen es nicht, durch eine alleinige Ernährungsumstellung oder sportliche Aktivität ihr Gewicht dauerhaft maßgeblich zu reduzieren, wodurch sie in einen Teufelskreis aus Rückfällen und Frustrationen kommen.

Ein wesentlicher Bestandteil der konservativen Lösungsmöglichkeiten liegt bei einer intensiven, ernährungs-therapeutischen Begleitung und einer Vorstellung in einem ausgewiesenen Adipositas-Zentrum. Hier erlernen die Menschen wieder ein normales Ess- und Aktivitätsverhalten im Alltag. Dennoch stellt sich häufig ab einembestimmten Punkt eine Ernüchterung ein. Dann ist ein möglicher Weg der Gang zum Adipositas-Chirurgen. Hierbei kommen vor allem Magenverkleinerungen wie auch Magenbypass Operationen zur Anwendung. Mit diesen Eingriffen stellen sich in der Regel starke Gewichtsreduktionen ein. Diese belaufen sich häufig auf Werte zwischen 50 - 100 kg. Bei solchen massiven Gewichtsreduktionen bilden sich Hautüberschüsse nicht in gleichen Maßen zurück. Dadurch kommt es zu einem, teils enormen, Überschuss von überschüssig gewordener Haut, sog. Hautfettschürzen, vor allem an Oberarmen, Oberschenkeln, Brust und Bauch sowie teilweise auch im Schambereich. Dies führt zu unangenehmen Reibungen zwischen den aufeinanderliegenden Hautarealen, sowie zu nässenden Stellen durch erhöhte Schweißsekretion. Die Folge besteht in erheblichen dermatologischen Krankheitsbildern wie zum Bespiel Pilzinfektionen, Hautekzeme und wunde, offene Areale sowie störender, belastender Körpergeruch bei der o.g. Hygieneproblematik. Oft leiden Patienten aber nicht nur unter den dermato-logischen Folgen, sondern auch unter psychologischen und psychosozialen Aspekten.

Patienten berichten oftmals, dass sie sich ihres Erscheinungsbildes schämen und sich selbst ihrem Intimpartner nicht mehr öffnen möchten. Bei diesem komplexen Krankheitsbild ist die postbariatrische Chirurgie die einzige nachhaltige Therapieoption.

Begonnen wird zunächst mit einer ausführlichen Ernährungsberatung und der bariatrischen Operation. Hierbei arbeiten wir eng mit dem Adipositas-Zentrum NRW und der Adipositaschirurgie unter Leitung von Herrn Dr. med. Sonnenberg zusammen.

Bevor die Patienten nach der erfolgten Gewichtsreduktion eine postbariatrische Therapie wahrnehmen können, müssen sie verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Sie müssen ein vereinbartes Zielgewicht über mindestens 6 Monaten halten und der BMI sollte möglichst bei unter 30 liegen.

 

In einem ausführlichen Beratungsgespräch werden die wichtigsten Fragen diesbezüglich geklärt. Es ist dabei wichtig, die Patienten über das individuell zu erwartende Ergebnis aufzuklären. Das Idealbild eines dauerhaften Normalgewichtigen wird nicht in Gänze erreicht werden können. Jedoch kann die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden enorm gesteigert werden. Bei einer realistischen Erwartungshaltung kann eine große Patientenzufriedenheit erzielt werden.

Sind alle Voraussetzungen für einen solchen Eingriff erfüllt, wird in einer umfassenden Untersuchung Ausmaß und Anzahl der Eingriffe festgelegt. Essentiell bei postbariatrischen Straffungsoperationen ist die Frage der Kostenübernahme durch die jeweilige Krankenkasse. Um den Patienten einen solchen leidensmindernden Eingriff zu ermöglichen, muss der Antrag durch den behandelnden Arzt gestellt werden. Daher ist es ratsam, die Patienten im Vorfeld darüber zu informieren, dermatologische, psychische und/oder orthopädische Bescheinigungen zum Besprechungstermin mitzubringen, sodass diese gebündelt mit dem Antrag auf Kostenübernahme eingereicht werden können.

Die am häufigsten durchgeführte Operation ist die Bauchdeckenstraffung bzw. Fettschürzenresektion. Dabei wird die vorhandene Bauchfettschürze über einen horizontalen in der Bikinizone verlaufenden Hautschnitt entfernt. Dabei wird darauf geachtet, dass der Narbenverlauf möglichst tief liegt, sodass die Narbe durch die Unterwäsche verdeckt wird. Auch bei Oberarm- und Oberschenkelstraffung wird der Narbenverlauf so platziert, dass er möglichst wenig sichtbar ist.

Da an den Extremitäten wichtige Gefäßnervenbündel und vor allem Lymphgefäße verlaufen, achten wir in unsere Abteilung, deren Leistungsspektrum auch die Lymphchirurgie beinhaltet, darauf, dass zusätzlich die Liposuktion durch WAL (wasserstrahlassoziierte Liposuktion) Anwendung findet, wodurch die fragilen Lymphbahnen geschont werden. Wir haben die Operationstechnik so modifiziert, dass durch die begleitende Liposuktion mit der atraumatischen Liposuktionskanüle die Gewebemobilisation erfolgt und die überschüssige Haut Gewebe- und Strukturschonend abgetragen werden kann. Bei dem postbariatrischen Eingriff an der Brust stellt sich eine Besonder-heit dar. Da die Brust bei massiver Gewichtsreduktion vor allem an Volumen verliert, kann man durch Verlagerung der überschüssigen Hautlappen aus dem Bereich der seitlichen Brustwand und des Rückens eine Autoaugmentation in Kombination mit einer Bruststraffung vollziehen. Auch dieses Vorgehen wird bei bestimmten Voraussetzungen in unserer Klinik angewendet.

Sind mehrfache Eingriffe vorgesehen, müssen zwischen den verschiedenen Operationen ca. 3 - 6 Monate Zeit für die optimale Wundheilung eingehalten werden. Zur Nachsorge ist zu erwähnen, dass vorhandene Drainagen kontrolliert und bei gegebener Zeit entfernt werden müssen. Patienten sollten im optimalen Fall aufgrund der erhöhten Hautspannung an den operierten Bereichen für mindestens 6 Wochen Kompressionsmieder tragen. Außerdem müssen sie eine Sportkarenz von mindestens 6 -8 Wochen einhalten, um den Heilungsprozess nicht negativ zu beeinflussen.

Für ein optimales, langfristiges und nachhaltiges Ergebnis ist es unabdingbar, die Patienten dahingehend aufzu-klären, dass sie weiterhin auf eine ausgewogene gesunde Ernährung und ausreichende sportliche Aktivität im Alltag achten müssen.

Wir bieten eine spezielle postbariatrische Sprechstunde an, in der die Erstvorstellung erfolgt und wir den individuellen Behandlungsplan entwerfen sowie das ärztliche Attest zur Vorlage bei der Krankenkasse erstellen. Terminvereinbarungen bitte über das Sekretariat Plastische Chirurgie Benrath: 0211-2800-1990 (Frau Pitzner).

Bei Fragen können Sie auch den direkten Kontakt zu unserem Ärzteteam per Email suchen:
PLC-Benrath@sana.de

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Dr. med. Katrin Seidenstücker
Leitende Ärztin Klinik für Plastische Chirurgie II

katrin.seidenstuecker@sana.de

 

 

 

 

 

 

 

Alina Abu Ghazaleh
Oberärztin Klinik für Plastische Chirurgie II

alina.abu-ghazaleh@sana.de

 

 

 

 

 

 

 

 

Lukas M. Grüter
Facharzt Klinik für Plastische Chirurgie II

lukas.grueter@sana.de