Zu Tode erschreckt: Mythos oder Wahrheit

Mythos oder Wahrheit

Zu Tode erschrecken

„Du hast mich zu Tode erschreckt“ – was einem als alltägliches Sprichwort leicht über die Lippen geht, wirft eine ernste Frage auf: Kann man tatsächlich so erschreckt werden, dass dadurch ein Herzinfarkt ausgelöst wird, an dem man schlimmstenfalls stirbt?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, stellt sich zunächst die Frage, was ein Schreck eigentlich ist. Darunter versteht man die Reaktion eines Organismus auf einen überraschend wahrgenommen, potentiell bedrohlichen Reiz. Die Schreckreaktion beinhaltet verschiedene psychologische und physiologische Prozesse, die allesamt der Abwehr der Bedrohung beziehungsweise der Minimierung abträglicher Folgen dienen. Der menschliche Organismus verfügt über verschiedene psychische und physische Mechanismen, die uns in Extremsituationen schützen und damit unser Überleben sichern. Werden wir erschreckt, führt das zu einem schnelleren Einatmen, wodurch die Sauerstoffversorgung im Körper erhöht wird. Nacken- und Rückenmuskulatur verspannen sich, um Schutz vor Verletzungen zu bieten. Jemanden zu Tode zu erschrecken, ist also eher eine Redewendung als medizinische Realität.

Gleichwohl kann Stress der Auslöser eines Herzinfarkts sein. „Jeder emotionale Ausnahmezustand kann das Herz-Kreislauf-System beeinflussen. Das gilt für freudige Ereignisse ebenso wie für traurige“, sagt Prof. Dr. Axel Linke, Ärztlicher Direktor und Direktor der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am Herzzentrum Dresden, Universitätsklinik der Technischen Universität Dresden. Das Glücksgefühl beim Gewinn eines wichtigen Wettkampfs kann demnach ebenso auf unseren Kreislauf wirken, wie die Niedergeschlagenheit beim Verlust eines Freundes. In beiden Fällen wirkt emotionaler Stress auf den Organismus, der im Extremfall zu einem Herzinfarkt führen kann. Doch wie ist das möglich? „Stresshormone wie beispielsweise das Adrenalin sorgen für einen Anstieg des Blutdrucks. Wenn Blutgefäße durch Vorerkrankungen bereits geschädigt sind, können diese einreißen. Legt sich über diesen Riss ein Blutgerinnsel, kann es zum Verschluss von Herzkranzgefäßen und in der Folge zu einem Herzinfarkt kommen“, erklärt Prof. Dr. Axel Linke.

Gesunde Menschen, deren Herz-Kreislauf-System intakt ist und bei denen keine internistischen Vorerkrankungen vorliegen, brauchen sich indes keine Gedanken zu machen: Ein Schreck führt zwar zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und fährt einem auch manchmal durch alle Glieder – einen Herzinfarkt löst er hingegen höchst selten aus.

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Prof. Dr. med. habil. Axel Linke

Prof. Dr. Axel Linke

Ärztlicher Direktor und Direktor der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie, Herzzentrum Dresden, Universitätsklinik

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