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Warum gerade in warmen Monaten vermehrt die Diagnose „Skoliose“ anfällt

Sommer, Sonne, Rippenbuckel?

„Gerade in den Sommermonaten erreichen uns häufig Anfragen von besorgten Eltern, was denn mit dem Rücken ihres Kindes los sei“, berichtet Prof. Dr. Michael Rauschmann, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenorthopädie und Rekonstruktive Orthopädie am Sana Klinikum Offenbach. Das Kind habe einen Buckel oder einen ungewöhnlichen Wulst in der Lendenregion.

Diagnose Skoliose

„Häufig diagnostizieren wir dann eine Skoliose.“ Der Begriff Skoliose kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „verkrümmt“. Es gibt viele verschiedene Formen, die unterschiedlichste Ursachen haben können. Am häufigsten ist eine Skoliose, die während des Wachstums im Kindes- und Jugendalter auftritt. Etwa zwei Prozent aller Jugendlichen im Alter von 10 bis 16 Jahren leiden an einer derartigen Fehlbildung. Meist entwickelt sich die Erkrankung aufgrund einer genetischen Veranlagung. Eine wirklich sichere Früherkennung – außer bei der klinischen Untersuchung von Kindern im Rahmen der regelhaften Vorsorgeuntersuchungen oder durch den Schularzt – gibt es nicht. Ist eine Skoliose aber erkannt, muss sie beurteilt, beobachtet und entsprechend behandelt werden.

Fehlstellung der Wirbelsäule

Für Prof. Rauschmann ist aber auch klar: „Es ist nicht so, dass sich der Körper in den warmen Monaten mehr verdreht, nur sehen viele Eltern jetzt ihre Kinder wieder einmal mit freiem Oberkörper zum Beispiel im Schwimmbad.“ Plötzlich falle den Eltern dann die Verkrümmung der Wirbelsäule auf, die oft auch zu einer Schiefstellung der Schulter führt, die im Volksmund auch ‚Rippenbuckel‘ genannt wird. Die Schiefstellung entsteht durch eine Verdrehung (Rotation) der Wirbel um die eigene Achse. Da die Rippen mit der Wirbelsäule eine gelenkige Verbindung haben, dreht sich der Brustkorb mit, und es entsteht die Fehlbildung, welche für den Laien auch gut durch ein Hochstehen einer Schulter erkennbar ist. Meist ergibt sich im Bereich der Taille dann ebenfalls eine sichtbare Asymmetrie, denn das Anheben der Schulter führt zu einer Verschiebung der eigentlichen Taille und auf der gegenüberliegenden Seite zu einem Zusammenschieben der Muskulatur. Es kann dann auf dieser Seite zu einer sichtbaren Vorwölbung der Muskulatur kommen, einem sogenannten Lendenwulst.

Test für Skoliose

„Mit dem Wachstum, vor allem mit Eintritt der Pubertät, ist die Zunahme der Krümmung am stärksten – statistisch sind insgesamt Mädchen etwas häufiger betroffen, als Jungen“, so Prof. Rauschmann. Er rät unsicheren Eltern zu einem kleinen Test: „Wenn man hinter dem Kind steht und sich es sich mit hängenden Armen nach vorne neigt, wird die Fehlstellung meist noch deutlicher.“ Weitere Hinweise sind ungleiche Gesäßfalten sowie sogenannte „Gucklöcher“ zwischen Arm und Taille. Diese ergeben sich durch die asymmetrische Krümmung und den so entstehenden Abstand zwischen Arm und Körper. Die meisten dieser ‚idiopathische Adolescentenskoliosen‘ treten erstmals zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr auf. Da sich mit dem oft schubweisen Wachstum in dieser Lebensphase die Fehlbildung schnell verstärken kann, sind eine Früherkennung und eine kompetente Therapie-Einschätzung besonders wichtig. „Um all das korrekt einzuschätzen, bedarf es zur röntgenologisch Darstellung der Wirbelsäule in ihrer gesamten Ausprägung einer umfangreichen Erfahrung und moderner Medizintechnik, über die das Sana Klinikum Offenbach verfügt“, so Rauschmann. „Je nach Ausprägung der Krümmung, welche in Gradzahlen gemessen wird, entscheidet der Arzt über Beobachtung, Krankengymnastik, Korsett-Behandlung oder Operation.“

Behandlungsmöglichkeiten

Je früher eine Skoliose erkannt wird, desto erfolgversprechender kann sie auch mit konservativen Therapien behandelt werden. Die Klinik für Wirbelsäulenorthopädie und Rekonstruktive Orthopädie am Sana Klinikum Offenbach verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Skoliosen und ihren Therapien. Die Begleitung der konservativen Therapie erfolgt meist gemeinsam mit kooperierenden Physiotherapeuten, welche eine entsprechende Ausbildung nach Lehnert-Schroth haben, und mit erfahrenen Orthopädietechnikern. Ist die Fehlbildung aber mit einer Krümmung von über 40 Grad bereits stark ausgeprägt, sollte auch über eine Operation nachgedacht werden. Diese kann meist vor allem Spätfolgen verhindern und auch zu einem sehr guten kosmetischen Ergebnis führen. Aufgrund ihrer Komplexität sollten diese Operationen von erfahrenen Wirbelsäulen-Chirurgen durchgeführt werden. Weiterhin sind moderne Kontrollsysteme wie ein Neuro-Monitoring und in Einzelfällen auch der Einsatz von speziellen Navigationsgeräten erforderlich. „Erste Anlaufstellstellen beim Verdacht einer Skoliose sind meist Kinderärzte, Orthopäden oder Hausärzte“ so Prof. Rauschmann. Gerne steht im begründeten Fall und bei Vorlage einer Überweisung das Team der Klinik für Wirbelsäulenorthopädie und Rekonstruktive Orthopädie zur Verfügung.

Kontakt

Prof. Dr. Michael Rauschmann

Prof. Dr. Michael Rauschmann

Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenorthopädie und Rekonstruktive Orthopädie, Sana Klinikum Offenbach

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