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Auf individuelle Bedürfnisse der Patienten eingehen

Ernährung in der finalen Phase des Lebens

Schmerzen lindern und die Patienten intensiv zu betreuen und zu begleiten, steht in der letzten Lebensphase an aller erster Stelle – man könnte auch von der „Kunst der Schmerzlinderung“ sprechen. Denn den Medizinern und multiprofessionellen Teams in der Palliativmedizin liegt diese Hauptaufgabe besonders am Herzen, um all jenen Patienten, die keine Chance mehr auf Heilung haben, noch so viel Lebensqualität wie möglich zu ermöglichen, erläutert Dr. Merwe Carstens, Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin an den Sana Kliniken Lübeck.

Veränderte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme

Für die Sterbephase findet sich leider keine medizinisch einheitliche Definition. Meist werden die letzten drei bis sieben Lebenstage als Sterbephase definiert. Besondere Symptome, die in dieser Phase des Lebens auftreten können sind zum Beispiel Atemnot, Kraftlosigkeit, Schmerzen, Verwirrtheit und ein vermindertes Bewusstsein. Auch der Verlust des Interesses an Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr ist häufig zu beobachten. Menschen, die im Sterben liegen, verweigern damit einhergehend auch häufig die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, weil das Hunger- und oder Durstgefühl nachlässt oder einfach nichts mehr schmeckt. Die Energie durch die Nahrung kann von den Patienten in dieser Zeit nicht mehr umgewandelt werden und die Nahrungsaufnahme wird somit eher als belastend empfunden. Auch zu große Mengen von Flüssigkeit können vom Körper in der Sterbephase nicht mehr verarbeitet werden und es kann zu Wassereinlagerungen im gesamten Körper kommen. „Wir sehen diese besonders im Bereich der Arme und Beine. Manchmal erschweren sie auch zusätzlich das Atmen“, beschreibt Dr. Carstens. „In dieser Situation verzichten wir auf die zusätzliche Gabe von Flüssigkeit als Infusion oder künstliche Ernährung über eine Magensonde oder Vene, um den Sterbenden nicht zusätzlich zu belasten.“ Es ist dann natürlich auch besonders für die Angehörigen und Freunde sehr schwierig, zu akzeptieren, dass nichts mehr gegessen oder getrunken wird – aus Angst, die nahestehende Person würde verhungern oder verdursten und damit noch mehr Leid erfahren.

Persönliche und individuelle Bedürfnisse der Patienten im Mittelpunkt

Schon 1994 untersuchte ein Ärzteteam in den USA in einer Langzeitpflegeeinrichtung ein Jahr lang bei 32 palliativ erkrankten, sterbenden Menschen, inwieweit die Symptome Hunger und Durst unter Verzicht auf eine künstliche Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr in einer für die Patienten befriedigenden Weise zu lindern waren. Mehr als zwei Drittel der Patienten verspürten zu keinem Zeitpunkt Hunger oder Durst. Bei allen Patienten ließen sich Hunger und Durst mit kleinsten Mengen natürlicher Nahrung und Flüssigkeit, Eisstückchen oder der Befeuchtung des Mundraums beseitigen.

Bei Mundtrockenheit genügt es daher meist, wenn kleinste Mengen Flüssigkeit in den Mund getropft werden oder dieser immer mal wieder vorsichtig ausgetupft wird. In der Palliativmedizin erfolgt daher eine spezielle Mundpflege. Die individuellen Bedürfnisse mit persönlichen Gewohnheiten und Wünschen unserer Patienten stehen dabei im Mittelpunkt. Unser Ziel ist eine Erhaltung und Wiederherstellung des Wohlbefindens – auch in der Sterbephase – zu erreichen.

Kontakt

Dr. Merwe Carstens

Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Sana Kliniken Lübeck

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