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Institut für Pathologie

Genau betrachtet - Tumore unter dem Mikroskop

Wenn man Pathologie hört, denkt man meistens an das Obduzieren von Leichen. Der Alltag im Institut für Pathologie am Lausitzer Seenland Klinikum sieht anders aus. "Unsere Hauptarbeit besteht darin, Gewebeproben zu analysieren. Dazu werden sehr aufwendig, hauchfeine Schnittpräparate angefertigt, die unter dem Mikroskop betrachtet und heutzutage auch hochauflösend digitalisiert werden.“ erklärt Chefarzt Frank Dietrich.

Die Proben, die im Institut für die Analyse eingehen, stammen in der Regel von einer Biopsie, bei der durch eine Nadel Gewebe aus einem verdächtigen Bereich gestanzt oder per Vakuum eingesaugt wird, oder sie kommen als Operationspräparat direkt aus dem OP-Saal und müssen binnen kürzester Zeit aufbereitet und bewertet werden.

Während für den Schnellschnitt eine Probe nur gefroren wird und sich erkennen lässt, ob es gut- oder bösartiges Gewebe ist, durchläuft die Probe für eine feingewebliche Untersuchung einen aufwendigen Prozess. Sie wird gesäubert, fixiert, d. h. der Zerfall des Gewebes ohne Durchblutung und damit Sauerstoffversorgung gestoppt, zerschnitten, markiert und in kleine Paraffinblöcke eingegossen. Danach wird die Probe stark gekühlt und es werden mit einem Präzisionshobel 4 -5 µ (1/1000 Millimeter) dicke Schnitte gefertigt und auf einen Objektträger gezogen. Dieser wird im Wasserbad wieder auf Normaltemperatur gebracht, eingefärbt und kann dann unter dem Mikroskop betrachtet werden.

Individualisierte Therapie

Besonders für das Brustzentrum hat die Arbeit in der Pathologie eine hohe Bedeutung. Viele der rund 8.000 Proben im Jahr stammen aus der weiblichen Brust. Auf den Präparaten kann man durch die starke Vergrößerung bis auf den Zellkern und durch Einfärbungen identifizierter Proteine gut erkennen, ob es sich um Tumorzellen handelt oder nicht und um welche Art der Tumorzelle es sich handelt. Denn danach richtet sich heutzutage die Therapie. „In den Anfängen der Pathologie hat man die Präparate nur mit dem Auge beurteilt. Danach kamen Lupe, Mikroskop und Elektronenmikroskop. Inzwischen können wir die Tumorzelle bis auf ihre genetischen Bestandteile analysieren und die festgestellten Genveränderungen nutzen, um mit gezielten Antikörpern das Absterben der Tumorzelle zu bewirken.“ erläutert Chefarzt Frank Dietrich die heutzutage individualisierten medizinischen Möglichkeiten.

Digitales Zeitalter der Pathologie

Auch in der Pathologie hat inzwischen das digitale Zeitalter Einzug gehalten. Seit Mai 2018 werden im Lausitzer Seenland Klinikum alle Präparate eingescannt und sind als Datei quasi überall auf der Welt verfügbar. „Mit den übrigen digitalisierten Informationen zum Fall (Patientendaten, klinische Angaben, Entnahmelokalisation, klinische Fragestellung) kann nun nicht nur vor Ort im Institut für Pathologie, sondern auch an jedem anderen, für die Befundung histologischer Bilder geeigneten Monitor, diagnostiziert werden.“ beschreibt Chefarzt Frank Dietrich die Vorteile. „Sie können mit einem zweiten Pathologen an verschiedenen Orten die identischen histologischen Bilder sehen und diskutieren oder auch eine diagnostische Tätigkeit außerhalb des Instituts durchführen – Stichwort Homeoffice. Zudem ist so erst die gemeinschaftliche Beurteilung im wöchentlichen Tumorbord im Rahmen des Brustzentrums möglich.“

Die komplette Digitalisierung eines Falles mit Patientendaten und klinischer Fragestellung, den Bildern von Schnittpräparaten und der Diagnose kann heute als die Zukunft der Histopathologie betrachtet werden. Die Sana Kliniken AG ist der erste Klinikverbund in Deutschland, der mit der Digitalisierung der diagnostischen Leistung begonnen hat. Für die Zukunft ist diese Digitalisierung die Voraussetzung, „Künstliche Intelligenz“ in die Diagnostik von Zellen und Geweben einzuführen. Die Erkennung von Mustern (Gewebemuster, Zellmuster, Zellkern-Muster, Farben und Strukturen) und diese durch den Computer vergleichen, speichern, verarbeiten oder mit weiteren Daten korrelieren zu lassen, wird in der Mikroskopie eine bedeutende Rolle spielen.

Für Chefarzt Frank Dietrich ist das die Zukunft der morphologischen Diagnostik im digitalen Zeitalter. „In Hoyerswerda hat dieses Zeitalter schon begonnen“, sagt er.