
Institut für Pathologie
Genau betrachtet - Tumore unter dem Mikroskop

Chefarzt Frank Dietrich bereitet Gewebe für ein Schnittpräparat vor. (Foto: Jörg Simanowski)

Eingefärbtes und digitalisiertes Präparat zur Begutachtung am Monitor
Die Proben, die im Institut für die Analyse eingehen, stammen in der Regel von einer Biopsie, bei der durch eine Nadel Gewebe aus einem verdächtigen Bereich gestanzt oder per Vakuum eingesaugt wird, oder sie kommen als Operationspräparat direkt aus dem OP-Saal und müssen binnen kürzester Zeit aufbereitet und bewertet werden.
Während für den Schnellschnitt eine Probe nur gefroren wird und sich erkennen lässt, ob es gut- oder bösartiges Gewebe ist, durchläuft die Probe für eine feingewebliche Untersuchung einen aufwendigen Prozess. Sie wird gesäubert, fixiert, d. h. der Zerfall des Gewebes ohne Durchblutung und damit Sauerstoffversorgung gestoppt, zerschnitten, markiert und in kleine Paraffinblöcke eingegossen. Danach wird die Probe stark gekühlt und es werden mit einem Präzisionshobel 4 -5 µ (1/1000 Millimeter) dicke Schnitte gefertigt und auf einen Objektträger gezogen. Dieser wird im Wasserbad wieder auf Normaltemperatur gebracht, eingefärbt und kann dann unter dem Mikroskop betrachtet werden.
Individualisierte Therapie
Besonders für das Brustzentrum hat die Arbeit in der Pathologie eine hohe Bedeutung. Viele der rund 8.000 Proben im Jahr stammen aus der weiblichen Brust. Auf den Präparaten kann man durch die starke Vergrößerung bis auf den Zellkern und durch Einfärbungen identifizierter Proteine gut erkennen, ob es sich um Tumorzellen handelt oder nicht und um welche Art der Tumorzelle es sich handelt. Denn danach richtet sich heutzutage die Therapie. In den Anfängen der Pathologie hat man die Präparate nur mit dem Auge beurteilt. Danach kamen Lupe, Mikroskop und Elektronenmikroskop. Inzwischen kann man die Tumorzelle bis auf ihre genetischen Bestandteile analysieren und die festgestellten Genveränderungen nutzen, um mit gezielten Antikörpern das Absterben der Tumorzelle zu bewirken.
Digitales Zeitalter der Pathologie
Auch in der Pathologie hat inzwischen das digitale Zeitalter Einzug gehalten. Seit Mai 2018 werden im Lausitzer Seenland Klinikum alle Präparate eingescannt und sind als Datei quasi überall auf der Welt verfügbar. „Mit den übrigen digitalisierten Informationen zum Fall (Patientendaten, klinische Angaben, Entnahmelokalisation, klinische Fragestellung) kann nun nicht nur vor Ort, sondern auch an jedem anderen, für die Befundung histologischer Bilder geeigneten Monitor, diagnostiziert werden. Zudem ist so erst die gemeinschaftliche Beurteilung im wöchentlichen Tumorbord im Rahmen des Brustzentrums möglich.
Die komplette Digitalisierung eines Falles mit Patientendaten und klinischer Fragestellung, den Bildern von Schnittpräparaten und der Diagnose kann heute als die Zukunft der Histopathologie betrachtet werden. Die Sana Kliniken AG ist der erste Klinikverbund in Deutschland, der mit der Digitalisierung der diagnostischen Leistung begonnen hat. Inzwischen ist diese Digitalisierung die Voraussetzung, „Künstliche Intelligenz“ in die Diagnostik von Zellen und Geweben einzuführen. Die Erkennung von Mustern (Gewebemuster, Zellmuster, Zellkern-Muster, Farben und Strukturen) und diese durch den Computer vergleichen, speichern, verarbeiten oder mit weiteren Daten korrelieren zu lassen, spielt in der Mikroskopie eine bedeutende Rolle.