Multimodale Schmerztherapie für den Rücken
Patient:innen mit chronischen Rückenschmerzen können bei uns eine stationäre Schmerztherapie oder eine Tagesklinik Schmerztherapie bzw. Komplextherapie erhalten. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer multimodalen Schmerztherapie oder Komplextherapie ist, dass ein multiprofessionelles Team, bestehend aus ärztlichen, physiotherapeutischen, sport- und ergotherapeutischen und psychotherapeutischen Behandlern sowie der Pflege besteht, eng vernetzt miteinander zusammenarbeitet.
Dabei geht es insbesondere um regelmäßige Abstimmung untereinander im Team sowie mit den Patient:innen, um zu Beginn eine interdisziplinäre Schmerzdiagnostik durchzuführen, im Therapieverlauf erkennbare Fortschritte und Veränderungen zu erfassen und darauf aufbauend neue Zwischenziele und Therapiestrategien zu erarbeiten und zum Therapieende individuell abgestimmte Empfehlungen aus dem gesamten Team für die Häuslichkeit mitzugeben.
Im Rahmen einer multimodalen Therapie bewirken alle Bausteine gemeinsam und in der optimalen Zusammensetzung mehr als die Wirkung einer einzelnen Therapieform. Die Potenzierung, aber auch das bessere Verständnis der therapeutischen Wirkung ist damit auch ein wichtiger Schlüssel, warum multimodale Therapieangebote in der Behandlung chronischer Beschwerden des Bewegungssystems so wichtig sind.#
Interessieren Sie sich für eine individuell auf Sie abgestimmte, multimodale Schmerztherapie, um Ihr Rückenleiden zu mindern? Kontaktieren Sie uns für mögliche Behandlungsoptionen
Manuelle Therapie für den Rücken
Manuelle Medizin in unserer Abteilung eine Sonderrolle, da zu jeder Eingangsuntersuchung eine umfängliche manualmedizinisch-orthopädische Untersuchung der Patient:innen stattfindet, um relevante Funktionsstörungen im Bewegungssystem zu erfassen. Darauf, und auf Anamnese und Vorbefunden, aufbauend wird ein individuelles Behandlungsprogramm erstellt. Typische manualmedizinische Befunde an der Wirbelsäule können Blockierungen von einzelnen Wirbeletagen sein (sog. Segmentale Funktionsstörung), Muskelverspannungen und Triggerpunkte der Rücken-, Becken- oder Schultergürtelmuskulatur oder Faszienstörungen im Rückenbereich oder an den Extremitäten.
In der Manuellen Therapie werden die wichtigsten Funktionsstörungen behandelt, damit nachfolgend eine Aktivierung im Rahmen der Physio- und Sporttherapie besser möglich ist, die Körperwahrnehmung gebessert ist und die Bewegungsmuster leichter korrigiert werden können.
Physiotherapie für den Rücken
Physiotherapie am Rücken ist in der Regel eine aktive Therapie. Symptomatische Muskel- und Faszienverspannungen können zu Beginn u.a. mit Massagetechniken behandelt werden. Danach ist eine aktive Anleitung für eine bessere Rumpfstabilisation, zum Beispiel mit Atemübungen oder Beckenbodentraining erforderlich.
Mit den in der Physiotherapie erlernten Eigenübungen können Betroffene in der Häuslichkeit besser auf Akutschmerz reagieren. Daneben helfen Eigenübungen auch, die Beweglichkeit im Rücken oder Nacken zu verbessern, zum Beispiel für erleichtertes Bücken, Kopfdrehen oder um ein blockiertes Iliosakralgelenk selbständig wieder zu lösen. Und Eigenübungen helfen, um Muskeln besser ansteuern zu können, Kraft und Geschicklichkeit wieder aufzubauen.
Sporttherapie für den Rücken
In der Sporttherapie kommen Grundlagen der Sportlehre bei Rückenschmerzpatienten zur Anwendung. Patient:innen können also erste Ideen zu einem rückengerechten Training erlernen, zum Beispiel mit Gerätetraining, aber auch mit einem Trainingsprogramm zu Hause. Ein wichtiger Anteil dabei ist zu verstehen, dass Bewegung, wie Spazierengehen, Hund ausführen oder den ganzen Tag auf den Beinen sein, nicht mit einem gezielten Training gleichzusetzen ist. Wenn Menschen mit Rückenschmerz den Rumpf oder Nacken wieder stabilisieren wollen, müssen sie verstehen, wie sie optimale schmerzadäquate Trainingsreize setzen, wie lange, wie intensiv und wie oft ein Training stattzufinden hat.
Und Ausdauertraining ist nicht Krafttraining, so dass eine gute Strategie für zu Hause erforderlich ist, damit nach einem Aufenthalt in unserer Einrichtung eine stetige Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, und damit eine Reduktion des Schmerzrisikos erreicht werden kann.
Ergotherapie für den Rücken
Für Rückenpatienten bedeutet Ergotherapie in der Regel Alltagstraining. Das beinhaltet Übungen für rückengerechtes Bücken und Tragen, Erlernen von Strategien für leidensgerechte Alltagstätigkeiten, Training von Feinmotorik und Verwendung von Hilfsmitteln. Im Rahmen des Alltagstrainings werden einige Bewegungen von Rückenschmerzpatient:innen abgefordert, die sie aufgrund der Schmerzen eventuell schon lange vermieden oder mit Angst und Sorge ausgeführt haben. Die Teilnahme am Alltagstraining ist dabei eine wichtige Chance und Selbsterfahrung, um sich nach Entlassung aus unserer Abteilung bestimmte Alltags- oder Berufstätigkeiten wieder zuzutrauen
Physikalische Therapie für den Rücken
Physikalische Therapie beschäftigt sich mit der Reaktion des Körpers auf verschiedene Reize, die auf ihn einwirken. Dies können mechanische Reize sein wie Druck und Zug, die im Zusammenhang z.B. mit Massage, Physiotherapie oder Sporttherapie auftreten.
Es gibt aber auch thermische Reize, wie Wärme oder Kälte. Bei Rücken- oder Nackenschmerz ist häufig die schmerzhaft verspannte Muskulatur als Quelle der Symptomatik zu finden. Diese Verspannungen profitieren in der Regel von Wärmeanwendungen wie lokalen Packungen oder einem warmen Vollbad, da Wärmereize eine reflektorische Entspannung der zugehörigen Muskulatur bewirkt. Ist der Rückenschmerz durch ein Entzündungsgeschehen, z.B. im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen oder mechanischer Überlastung, bedingt, hilft auch eine Kälteanwendung, wie ein Cool pack.
Rückenschmerzpatienten, die eine (schmerzbedingte) Störung desTag-Nacht-Rhythmus zeigen, können mit einem Lichtreiz von Tageslichtlampen behandelt werden. Damit kann die innere Uhr wieder besser getaktet werden.
Auch das Behandeln mit lokalem Unterdruck zählt zur physikalischen Therapie. Schröpfen ist ein altbewährtes Therapiemittel aus den Naturheilverfahren, dass bei lokalen Verspannungen und Bewebsverquellungen am Rücken oder Nacken für Entstauung und Entspannung sorgt.
Elektrotherapie für den Rücken
Elektrotherapie ist eine weitere Therapieform, die zu der Physikalischen Medizin zählt. Bei der Elektrotherapie werden spezielle Stromformen genutzt, um gezielt Schmerz zu reduzieren, eine Erwärmung des Gewebes zu erreichen, Nerven zu stimulieren, Muskeln gezielt zu aktivieren oder Schwellungen im Gewebe abzubauen.
Eine spezielle Form der Elektrotherapie bei Rückenschmerz ist TENS, was für Transcutane elektrische Nervenstimulation steht. Hierbei wird versucht, Nerven im Rückenmark so anzuregen, dass die körpereigene Schmerzhemmung unterstützt wird und eine Fortleitung des Schmerzsignales verhindert wird. Dieser Effekt kann auch noch Stunden nach der Behandlung anhalten. Andere wichtige Stromformen in der Schmerztherapie sind Reizstromtherapie, Hochvolt oder Elektromyostimulation (EMS).
Akupunktur für den Rücken
Akupunktur basiert mit seinem Verständnis auf einem anderen medizinischen Lehrgebäude, der chinesischen Medizin. Es zeigt sich in wissenschaftlichen Untersuchungen, dass Akupunktur chronische Kopf- und Rückenschmerzen positiv beeinflussen kann, so gut wie vergleichbare herkömmliche Therapieformen auch. Ziel bei der Akupunktur, wie auch bei der Manuellen Therapie, ist es, durch die eintretende Schmerzlinderung nach der Akupunktur besser an aktiver Bewegungstherapie teilnehmen zu können und damit den Effekt der einzelnen Therapien zu verstärken. Es ist auch im Verlauf der Behandlung für den Patienten möglich, wirksame Akupunkturpunkte im Sinne einer Eigenübung mit Akupressur (wenn diese Punkte am Rücken gut selbst erreicht werden können) selbst zu beeinflussen.
Medikamentöse Therapie für den Rücken
Eine medikamentöse Therapie ist bei Rückenschmerzen zur Symptomkontrolle angebracht, um eine bessere Alltagsaktivität, Belastbarkeit und damit Behandelbarkeit im Rahmen eines multimodalen Programmes zu erreichen. Damit ist eine Analgetikatherapie gut verwendbar, um eine Bewegungstherapie zu begleiten. Analgetika sind jedoch nicht geeignet, um mögliche Rückenschmerzursachen zu beseitigen.
Bei nicht spezifischen Rückenschmerzen ist die Liste von wirksamen Schmerzmitteln beschränkt. Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wirken bei Entzündungsreizen entzündungshemmend und damit schmerzhemmend. Diese Entzündung kann im Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen, akuten Gelenkreizungen bei Arthrose, mechanischer Überlastung oder auch Nervenreizung durch einen Bandscheibenvorfall auftreten. Gängige NSAR sind zum Beispiel Ibuprofen, Diclofenac, Etoricoxib oder Naproxen. Paracetamol wirkt eher bei Kopfschmerz und zeigt bei Rückenschmerz keine gute Wirksamkeit.
Opioide werden bei besonders starken Schmerzen eingesetzt. Morphin ist der bekannteste Vertreter, aber auch Tramadol, Oxycodon, Hydromorphon zählen dazu. Bei spezifischem Rückenschmerz können Opioide insbesondere im Akutfall angewendet werden. Bei chronischen nicht spezifischen Rückenbeschwerden empfiehlt sich eine regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit und der noch erforderlichen Indikation.
In der Schmerztherapie von Rückenschmerzen sind auch so genannte Koanalgetika oft im Einsatz. Dies sind Substanzen, die eigentlich nicht als Schmerzmittel gelten, sich aber in der Behandlung von Rückenschmerz bewährt haben. Koanalgetika bei Rückenschmerz sind Antidepressiva, z.B. bei schmerzbedingten Schlafstörungen, Antiepileptika bei neuropathischen Schmerzanteilen oder Muskel-Entspanner, im Akutfall oder langfristig zum Beispiel bei muskulärer Spastik.
Entspannungsverfahren für den Rücken
Viel wichtiger als der Einsatz von Muskelentspannern, ist die Entspannungsfähigkeit der Patient:innen direkt zu trainieren. Dies ist möglich mit Techniken, die über körperliche Aktivität gesteuert wird, wie zum Beispiel Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga, Tai-Chi oder Qi Gong. Eine Entspannung kann aber auch mit mentalen Techniken erreicht werden. Dies ist zum Beispiel mit Autogenem Training, Traumreisen, Geführten Meditationen oder Achtsamkeitsübungen möglich. Wichtig ist hier, dass jede:r Patient:in die für sich selbst optimal wirkende Technik herausfindet und trainiert, um sie dann zu Hause selbständig anwenden zu können.
Psychotherapie für den Rücken
Im Rahmen der multimedialen Schmerztherapie hat sich insbesondere die Verhaltenstherapie etabliert, um schmerzunterhaltende Überzeugungen und Verhaltensweisen zu erkennen und sie zu beeinflussen. Es zeigt sich, dass die Motivation für eine aktive Schmerzbewältigung und eine Veränderung des eigenen Verhaltens umso besser ist, je besser die Patient:innen ihren Schmerz verstehen und hinderlichen Gedanken und seelischen Ursachen auf die Spur kommen. Im Zusammenhang mit Schmerz sind insbesondere Angst, Depression und katastrophisierende Gedanken als schmerzrelevante Faktoren zu nennen. Dies zeigt sich im Alltag dann in Bewegungsangst und Vermeidungsverhalten, aber manchmal auch in ungünstigen Durchhaltestrategien. In enger Zusammenarbeit mit der Bewegungstherapie kann es dann gelingen, diesen Teufelskreis aufzulösen, sich in Alltagsbewegungen dem Schmerz bewusst zu stellen und für den häuslichen Alltag bessere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
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Welche der genannten Therapieformen für Rückenschmerzen für Sie am besten geeignet sind, wird in umfassenden Vorgesprächen und Untersuchungen festgelegt. Erfahren Sie mehr über unser therapeutisches Spektrum sowie den Ablauf einer Schmerztherapie Berlin.
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