Allgemein- und Viszeralchirurgie

Schilddrüse

Die Anatomie der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein kleines, jedoch sehr vielseitiges Organ. Sie liegt unterhalb des Kehlkopfes und ähnelt in ihrer Form einem Schmetterling. Das Volumen der Schilddrüse beträgt bei Frauen ca. 18ml und beim Mann ca. 25ml. Die Nebenschilddrüsen liegen der Schilddrüse angrenzend an der Rückseite und sind ein eigenständiges Organ. In der Regel besitzt der Mensch vier Nebenschilddrüsen; sie sind ca. reiskorngross und produzieren Parathormon, welches für den Calciumstoffwechsel verantwortlich ist.

Die Schilddrüse produziert die lebensnotwendigen Hormone Thyroxin und Trijodthyronin (T4 und T3); diese Hormone haben eine entscheidende Bedeutung für die Entwicklung des Organismus und für viele Funktionen des Körpers. Die Menge der gebildeten Hormone werden durch einen Regelkreis bestimmt. Im Gehirn wird die vorhandene Hormonmenge bestimmt und in Abhängigkeit davon das Hormon TSH ins Blut abgegeben. Das TSH reguliert wiederum die Produktion und Abgabe der Schilddrüsenhormone ins Blut.

Erkrankungen der Schilddrüse

Struma (Kropf)

Eine Vergrößerung der Schilddrüse wird im Volksmund als Kropf bezeichnet. Die Hauptursache dafür ist ein Jodmangel in der Nahrung. Jod ist ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormonproduktion. Wird mit der Nahrung zu wenig Jod aufgenommen, kommt es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse um genügend Hormone produzieren zu können und in der weiteren Folge zur Entstehung einer Struma und ggf. Knotenbildung. Schilddrüsenknoten können durch eine Szintigraphie in warme, heiße oder kalte Knoten eingeteilt werden. Warme und heiße Knoten sind in der Regel gutartig und produzieren vermehrt Schilddrüsenhormone; im Gegensatz dazu können kalte Knoten (in seltenen Fällen) bösartig sein, sie produzieren keine Hormone. Die Hormonproduktion der vergrößerten Schilddrüse kann normal sein oder auch mit einer Unter- oder Überfunktion einhergehen (Euthyreose – Hypothyreose – Hyperthyreose).

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Die Überfunktion der Schilddrüse ist dadurch gekennzeichnet, dass zu viele Hormone produziert werden. Es kann u.a. zu vermehrter Unruhe, Schweißausbrüchen, Gewichtsabnahme und Schlafstörung kommen. Als Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion kommt vor allem bei jungen Menschen eine Autoimmunerkrankung (Morbus Basedow) vor. Dabei kommt es zur permanenten Stimulation der gesamten Schilddrüse durch spezielle Antikörper unabhängig vom Hormonbedarf.

Eine weitere Form der Überfunktion ist der sog. heisse oder warme Schilddrüsenknoten. Auch hier kommt es zu einer unkontrollierten Hormonausschüttung mit der Folge einer Hyperthyreose.

Zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion erfolgt in erster Linie eine  medikamentöse Therapie; kommt es darunter zu keinem Therapieerfolg mit weiter anhaltender Überfunktion, sollte eine Operation bzw. Radiojodtherapie erfolgen.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Werden in der Schilddrüse zu wenig Hormone produziert, entsteht eine Unterfunktion. Dadurch kann es u.a. zu Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Gewichtszunahme und depressiven Verstimmungen kommen. Die häufigste Ursache einer Unterfunktion ist eine Autoimmunthyreoiditis vom Typ Hashimoto; dadurch kommt es, bedingt durch Antikörper, zu einer schmerzlosen Entzündung der Schilddrüse mit Untergang der Schilddrüsenzellen, einem sog. Ausbrennen der Schilddrüse. Die Hormonproduktion nimmt zunehmend ab. Die Behandlung erfolgt durch eine medikamentöse Einnahme von Schilddrüsenhormonen.

Schilddrüsentumor / Schilddrüsenkrebs

Finden sich szintigraphisch kalte Knoten in der Schilddrüse, können diese in seltenen Fällen bösartig sein. Zur weiteren Sicherung der Diagnose können z.B. Punktionen des Schilddrüsenknotens erfolgen; eine endgültige feingewebliche Untersuchung und somit 100%-ige Sicherung ist allerdings nur durch eine Operation möglich. Bestätigt sich die Diagnose „Schilddrüsenkrebs“ ist es in den meisten Fällen notwendig die gesamte Schilddrüse zu entfernen. Bösarige Tumoren der Schilddrüse haben in der Regel eine gute Prognose und können geheilt werden. Postoperativ wird - je nach Art des Schilddrüsenkrebses - eine Radiojodtherapie durchgeführt. Zudem sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen notwendig.

Erkrankungen der Nebenschilddrüse

Überfunktion der Nebenschilddrüse

Die am häufigsten vorkommende Erkrankung der Nebenschilddrüsen ist eine Überfunktion; dabei kommt es zu einer vermehrten Produktion von Parathormon; dies wiederum führt zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut. Häufig ist ein erhöhter Kalziumspiegel ein Zufallsbefund im Rahmen einer Blutuntersuchung. Wird gleichzeitig auch ein erhöhtes Parathormon festgestellt, ist in der Regel die Diagnose einer Nebenschilddrüsenüberfunktion gesichert. Man spricht von einem primären Hyperparathyreoidismus. Als Folge dieser Erkrankung kann es zu Knochenschmerzen durch Knochenentkalkung (Osteoporose), Magenschmerzen durch Magengeschwüre und auch vermehrtem Auftreten von Nierensteinen kommen. Als Ursache findet sich meistens eine der vier Nebenschilddrüsen vergrößert. Im Ultraschall oder in der Szinigraphie gelingt in vielen Fällen die Darstellung der vergrößerten Nebenschilddrüse. Die Therapie ist in der Regel eine operative Entfernung der vergrößerten Nebenschilddrüse.

Sekundärer oder tertiärer Hyperparathyreoidismus

Es gibt auch den sogenannten sekundären oder tertiären Hyperparathyreoidismus, der als Folge z.B. einer Nierenerkrankung auftreten kann. Dabei kommt es meistens zu einer Vergrößerung aller vier Nebenschilddrüsen. In der Regel erfolgt eine medikamentöse Therapie; wenn diese nicht erfolgreich ist, kann eine Operation mit Entfernung von 3 ½ Nebenschilddrüsen erfolgen.

Therapiemöglichkeiten bei Schilddrüsenerkrankungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung der Schilddrüsenerkrankung. Nach Diagnosestellung wird individuell für den Patienten ein Konzept zur weiteren Therapie entwickelt. In unserem Haus besteht auch eine enge Kooperation mit externen Partnern wie z.B. HNO-Ärzten und Strahlenmedizinern.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie bei Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion wird in der Regel ambulant durch den Hausarzt bzw. Endokrinologen durchgeführt und geht nicht mit einem stationären Aufenthalt einher.

Radiojodtherapie

Die Durchführung einer Radiojodtherapie bei gutartigen und bösartgien Schilddrüsenerkrankungen muss in Deutschland unter stationären Bedingungen erfolgen. Die Radiojodtherapie erfolgt in Kooperation mit dem Kernforschungsinstitut in Jülich.

Schilddrüsenoperation

Wenn nach entsprechender Diagnostik die Notwendigkeit einer Operation besteht, muss nicht immer die gesamte Schilddrüse entfernt werden. Wir entscheiden für jeden Patienten individuell nach ausführlicher Diagnostik die operative Strategie. Gerne kann ein Termin zur einem informativen Gespräch bzw. einer Zweitmeinung in unserer Zentralen elektiven Ambulanz (ZEA) vereinbart werden.

Das erwartet Sie bei uns im Krankenhaus

Stationärer Aufenthalt

Am Tag der Aufnahme zur geplanten Schilddrüsenoperation erfolgen:

  • Begrüßung und Aufnahme durch das Pflegepersonal auf der Station
  • Blutentnahme
  • Ultraschall der Schilddrüse, ggf. weitere Bildgebung wenn notwendig
  • Aufklärungsgespräch mit der Anästhestin/dem Anästhesisten und der Chirurgin/dem Chirurgen; dabei erfolgt eine ausführliche Erklärung der geplanten Operation und eine Erläuterung der möglichen Komplikationen. Dazu gehören die Verletzung des Stimmbandnerven, die Unterfunktion der Nebenschilddrüse, Nachblutungen und die eventuelle Behandlung mit Schilddrüsenhormonen nach der Operation.
  • Am Nachmittag wird der endgültige Operationsplan für den Folgetag herausgegeben; der Patient kann sich dann über die ungefähre Uhrzeit der geplanten Operation informieren.

Am Tag der Operation erfolgt eine morgendliche Visite durch den Stationsarzt und den Operateur; evtl. Fragen können hier geklärt werden. Der Patient wird durch das Pflegepersonal in den Operationstrakt befördert, dort von der Anästhesiepflege in Empfang genommen und zur Operation vorbereitet. Nach der Operation wird der Patient für ca. 2 Stunden im Aufwachraum überwacht bevor er wieder auf die Station zurückverlegt wird. Essen und Trinken sind nach Rücksprache mit dem Pflegepersonal auf der Station bereits am Operationstag erlaubt.

Am ersten postoperativen Tag erfolgt die übliche morgendliche Visite durch den Stationsarzt. Es erfolgt eine Blutentnahme und eine HNO-ärztliche Kontrolle der Stimmbandfunktion.

Am zweiten postoperativen Tag kann der Patient, wenn alles komplikationslos verlaufen ist, entlassen werden.

Ablauf der Schilddrüsenoperation

Die Operation der Schilddrüse wird immer in Vollnarkose durchgeführt. Im Rahmen der Operation erfolgt ein sog. funktions- und morphologiegerechtes Resektionsverfahren wie z.B. die Entfernung der gesamten Schilddrüse, die Entfernung eines Schilddrüsenlappens, die Entfernung einzelner Knoten oder auch subtotale Resektionen mit Belassen eines kleinen Schilddrüsenrestes.
Um die Komplikationsrate zu senken und die Sicherheit des Patienten zu erhöhen, benutzen wir bei jeder Schilddrüsenoperation das sog. Neuromonitoring mit dem der Stimmbandnerv während der gesamten Operation kontrolliert werden kann. Zudem wird bei allen Operationen eine Lupenbrille verwendet.

Besteht präoperativ oder intraoperativ der dringende Verdacht auf ein Schilddrüsencarcinom erfolgt eine feingewebliche Schnellschnittuntersuchung, die noch während der Operation durchgeführt wird; so ist gewährleistet, dass das Ausmaß der Operation nach Erhalt des feingeweblichen Untersuchungsbefundes noch während der Operation angepasst werden kann.

Im Anschluss an die Operation werden der intraoperative Befund, das Ergebnis der endgültigen, feingeweblichen Untersuchung und weitere Verhaltensmaßnahmen mit dem Patienten besprochen. Sollte in der endgültigen, feingeweblichen Untersuchung ein bösartiger Befund festgestellt werden, ist evtl. eine erneute Operation notwendig.

Ablauf der Nebenschilddrüsenoperation

Bei Vorliegen eines primären Hyperparathyreoidismus (Vergrößerung einer der vier Nebenschilddrüsen) kann, nach entsprechender Lokalisationsdiagnostik, in vielen Fällen die betroffene Nebenschilddrüse minimal-invasiv operiert werden. Besteht ein sekundärer Hyperparathyreoidismus (Vergrößerung aller vier Nebenschilddrüsen) wird in der Regel eine 3½ -Resektion mit Reimplantation einer ½ Nebenschilddrüse in der Unterarm durchgeführt. Postoperativ werden sowohl das Calcium als auch das Parathormon im Blut bestimmt; zudem erfolgt auch hier eine HNO-ärztliche Kontrolle.

Prävention nach Schilddrüsenoperation

Wird die gesamte Schilddrüse entfernt, besteht in der Folge eine lebenslange Notwendigkeit Schilddrüsenhormone in Tablettenform zu substituieren. Bei Teilentfernung der Schilddrüse reicht unter Umständen eine Substitution von Jodid bzw. ein Kombinationspräparat von Jodid und Schilddrüsenhormon aus. Nach erfolgter Operation wird durch uns eine Empfehlung an den weiterbehandelnden Hausarzt oder Endokrinologen ausgesprochen, die Erstgabe der Medikation erfolgt in der Regel noch während des stationären Aufenthaltes.

Kooperationspartner

  • HNO-Praxis Dr. Olaf  Brauser / Dr. Sabine Jörg, Urdenbacher Allee 7, 40593 Düsseldorf, Tel. 0211/715657
  • Oberarzt Dr. Hautzel, Nuklearmedizinische Klinik, Leo-Brandt-Strasse 5, 52426 Jülich, Tel. 02462/615767
  • Dialysepraxis Dr. U.Münch / Dr. K.Ahlert, Bahlenstrasse 178, 40589 Düsseldorf, Tel. 0211/756590