Bösartige Erkrankungen der SchilddrüseDas Vorgehen bei Krebsverdacht

Eine definitive Diagnose bringt in der Regel erst der operative Eingriff mit nachfolgender feingeweblicher Analyse. Hat der erfahrene Arzt Zweifel an der Harmlosigkeit eines Knotens oder gibt es Verdachtsmomente auf eine mögliche Entartung, sollte dieser Knoten unbedingt operativ entfernt und pathologisch untersucht werden.

Bei der Operation wird also in einem ersten Schritt zunächst der verdächtige Befund entfernt. Früher war es sehr verbreitet, nur den suspekten Knoten aus der Schilddrüse zu entfernen und ihn quasi "auszuschälen". Hierdurch sollten der Eingriff und die damit verbundenen Risiken so gering wie möglich gehalten werden. Heute ist dieses Vorgehen beim tumorsuspekten Knoten kein Standard mehr. Stattdessen sollte nicht nur der Knoten, sondern sofort der gesamte betroffene Schilddrüsenlappen entfernt. Die Gründe hierfür sind:

  • Bei der Ausschälung besteht die Gefahr, dass der Knoten geöffnet oder sogar Teile zurückgelassen werden. Dadurch wird die pathologische Analyse erschwert. Und es könnten Zeichen der Bösartigkeit übersehen werden. Befinden sich in einer Schilddrüse zudem mehrere Knoten, besteht das Risiko, dass der „falsche“ Knoten entfernt und der tumorsuspekte Knoten versehentlich an Ort und Stelle belassen wird.
  • Wird der betroffene Schilddrüsenlappen komplett entfernt, muss bei einer eventuell erforderlichen Nachoperation nicht in Verwachsungen um den Stimmbandnerv und die Nebenschilddrüsen operiert werden, wodurch das Verletzungsrisiko minimiert wird.
  • Die komplette Entfernung eines Lappens ist bei einem versierten Operateur nicht gefährlicher als die Ausschälung. Auch wenn sich der Knoten als gutartig erweist, entsteht für die Operierten durch die komplette Entfernung eines Schilddrüsenlappens kein Nachteil. Der belassene andere Lappen kann nach einer Anpassungszeit die komplette Funktion der Schilddrüse übernehmen.

Zur zweifelsfreien Klärung von Gut- oder Bösartigkeit erfolgt umgehend eine feingewebliche Analyse durch einen Facharzt für Pathologie. Dabei gibt es zwei Schritte:

Intraoperativer pathologischer Schnellschnitt
Beim intraoperativen pathologischer Schnellschnitt handelt es sich um einen „pathologischen Schnellbefund“, der auf Basis von entnommenem Gewebe erstellt wird, während die Patientin / der Patient im OP-Saal in Narkose bleibt. Ein solcher Schnellschnitt kann aus methodischen und zeitlichen Gründen nicht immer alle Fragen beantworten und eindeutige Klärung bringen. Wird jedoch zweifellos und unwiderruflich ein Krebs festgestellt, erfolgt sofort die für den Krebstyp erforderliche Krebsoperation. Der dazu erforderliche Eingriff variiert von Tumortyp zu Tumortyp. Für viele Krebstypen bedeutet das die komplette Entfernung der Schilddrüse und die Entfernung der umgebenden Lymphdrüsen. Bestehen Zweifel oder liegen zunächst keine Anhaltspunkte für Bösartigkeit vor, wird die Operation an dieser Stelle beendet und es muss der sogenannte defintive pathologische Befund abgewartet werden.

Definitiver pathologischer Befund
Durch moderne pathologische Untersuchungstechniken können heute auch kleinste Krebse festgestellt und unklare Gewebebefunde eindeutig geklärt werden. Je nach Größe der Präparate und Anzahl der Knoten benötigen diese Analysen jedoch Zeit. Es kann daher sein, dass ein definitiver Befund erst einige Tage nach der Operation vorliegt und sich Betroffene bei einer Krebsdiagnose einer erneuten Operation unterziehen muss (zweizeitige Komplettierungsoperation).
Wichtig ist, dass eine eventuelle zweite Operation möglichst früh erfolgt. Denn nach mehr als einer Woche ist ein Zweiteingriff wegen Verwachsungen operationstechnisch sehr schwierig. Viele Chirurgen würden dann lieber erst nach sechs weiteren Wochen erneut operieren.
Um das zu vermeiden und um den Patienten möglichst rasch Klarheit zu verschaffen, besteht im Sana-Krankenhaus Hürth eine langjährige Kooperation mit dem Institut für Pathologie Privatdozent Dr. Sebastian Eidt und Partner. So kann sichergestellt werden, dass in unklaren Fällen ein Eilbefund erstellt wird. Das Ergebnis liegt in der Regel innerhalb von 48 Stunden vor.