Fragen & Antworten | Ist meine Stimme in Gefahr?Stimmschonenden Operations-Techniken

Bei Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenoperationen müssen die für die Stimmbildung wichtigen Strukturen durch eine behutsame Operationstechnik größtmöglich geschont werden. Besonderes Augenmerk muss auf die feinen Stimmbandnerven (Nervus laryngeus recurrens) gelegt werden. Diese verlaufen auf beiden Seiten unmittelbar hinter der Schilddrüse zum Kehlkopf und sind dort für die Funktion der Stimmbänder verantwortlich. Der konkrete Verlauf sowie mögliche Aufzweigungen der Nerven variieren bei vielen Menschen.

Die Operationstaktik wurde im Laufe der Jahre angepasst

Früher war es aus Angst vor Verletzungen sehr verbreitet, bei einer Schilddrüsenoperation möglichst weit weg von den Stimmbandnerven und den Nebenschilddrüsen an der hinteren Kapsel zu operieren. Daher wurden früher auch häufig auf beiden Seiten Schilddrüsenreste zurückgelassen. Dieses Vorgehen war allerdings keine Garantie für eine sichere Schonung der Nerven und sogar Ursache von Wiederholungsoperationen wegen erneuter Knotenbildungen.

In den vergangenen Jahren hat sich die Operationstaktik grundsätzlich geändert: Um den Nerv zu schonen, ist es insbesondere bei Operation an der hinteren Schilddrüsenkapsel (zum Beispiel Lappenentfernung) entscheidend, dass sich der Chirurg einen Eindruck über den konkreten Verlauf des Nervs macht, ihn also optisch darstellt und damit zweifelsfrei identifiziert. Dann kann der Nerv bei Bedarf aus Verwachsungen oder von Knoten an der hinteren Schilddrüsenkapsel getrennt und damit geschont werden.

Zusätzliche Sicherheit durch moderne Technik

Da die Nerven sehr verletzlich sind, muss dieser Teil der Operation sehr vorsichtig und behutsam geschehen. Im Sana-Krankenhaus Hürth erfolgen solche Operationsschritte in mikrochirurgischer Operationstechnik mit einer Lupenvergrößerung oder bei Bedarf sogar mit einem Operationsmikroskop.

Neurophysiologische Methoden zum Auffinden und zur intraoperativen Funktionsüberprüfung der Stimmbandnerven (intraoperatives Neuromonitoring) leisten einen zusätzlichen Beitrag zur größtmöglichen Schonung der Stimmbandnerven. Das intraoperative Neuromonitoring wird daher routinemäßig im Sana-Krankenhaus Hürth eingesetzt.

Weitere Herausforderungen bei Operationen der Schilddrüse

Neben den eigentlichen Stimmbandnerven (Nervus laryngeus recurrens) gibt es noch weitere Nervenstrukturen, die die Funktion des Kehlkopfes und die Stimmbildung beeinflussen, wie zum Beispiel den oberen Kehlkopfnerv (Nervus laryngeus superior). Diese feinen Nerven befinden sich in der Regel nicht so nah an der Schilddrüse wie die eigentlichen Stimmbandnerven. Ihre Verletzungsgefahr bei einer Schilddrüsenoperation ist gering, aber durchaus möglich, da sie praktisch nicht zu erkennen sind. Auch das Neuromonitoring nutzt hier wenig.

Die beste Vorbeugung besteht in einer schonenden und schilddrüsennahen Freilegung des oberen Schilddrüsenpols. Selbst bei Verletzung eines dieser Nerven merken die Betroffenen häufig keine oder nur eine minimale Veränderung der Stimme. Die Auswirkungen können sich etwa beim Singen hoher Töne oder beim lauten Schreien bemerkbar machen. Größere Probleme sind eine Rarität.