Operative Schwerpunkte der Klinik für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie

Moderne Operationsverfahren

Die klassische Schnittführung für eine konventionelle Schilddrüsen-OP ist der sogenannte Kocher`sche Kragenschnitt an der Vorderseite der unteren Halspartie. Bei guter Planung (Anzeichnen der geplanten Schnittführung am wachen Patienten), ästhetischen Verschlusstechniken und guter Narbenpflege lassen sich dabei in der Regel schon sehr gute kosmetische Resultate erzielen.

Minimal-invasive Schilddrüsenchirurgie

In den vergangenen Jahren wurden die Operationstechniken um sogenannte minimal-invasive Verfahren erweitert. Man muss wissen, dass der Begriff „minimal-invasiv“ keine konkrete Operationsmethode beschreibt. Er ist ein Überbegriff und bedeutet im Prinzip so viel wie maximal schonende Chirurgie. Dabei wird der Zugangsweg, der Hautschnitt, für die operative Maßnahme am Zielorgan so klein wie möglich gehalten. Die eigentliche Operation im Körperinneren ist bei minimal-invasiver und herkömmlicher Chirurgie vergleichbar. Minimal-invasive Verfahren für Eingriffe an der Schilddrüse können in zwei Hauptgruppen unterschieden werden:

Minimal-invasive Zugänge vom Hals aus

Der Zugang zur Schilddrüse erfolgt über den Hals, wobei je nach Technik einer oder mehrere kleine Schnitte angelegt werden. Mit Miniaturinstrumenten kann die Schilddrüse entweder mit Hilfsmitteln unter direkter Sicht (MIT, Minimal Inzison Thyreoidektomie) oder über eine Miniaturkamera (MIVAT, Minimal Invasive Video Assistierte Thyreoidektomie) dargestellt und operiert werden.

Minimal-invasive Zugänge außerhalb des Halses

Durch diese Techniken sollen die sichtbaren Halspartien frei von Narben bleiben. Am bekanntesten ist derzeit die ABBA-Methode (axillo-bilateral-breast approach). Hierbei erfolgen zwei Schnitte am Rand des rechten und linken Brustwarzenhofes und ein zusätzlicher Schnitt in der rechten oder linken Achselhöhle. Unter der Haut werden die Operationsinstrumente und die Kamera zur Schilddrüse geführt.

Über einen der Zugänge muss das Operationspräparat entfernt werden. Daher kommen diese Operation allenfalls für kleine Gewebeveränderungen in Frage.

Bei anderen Techniken werden die Operations- und Kamerainstrumente zum Beispiel vom behaarten Nacken aus oder durch den Mund eingeführt. Dabei handelt es sich um Verfahren, die meist nur bei wenigen kleinen Befunden infrage kommen.

Insgesamt ist eine abschließende und wissenschaftlich fundierte Bewertung dieser Methoden derzeit noch nicht möglich. Das gilt insbesondere zur Gefahr der Tumorverschleppung bei tumorsuspekten Knoten und Krebsen. Insgesamt werden diese Verfahren nur vergleichsweise selten angewandt.

Minimal-invasive Operationstechniken im Sana-Krankenhaus Hürth

Die Operateure im Sana-Krankenhaus Hürth haben Erfahrungen mit allen gängigen minimal-invasiven Techniken (MIT, MIVAT, ABBA). Nach einer Euphorie über das technisch Machbare zeigte sich allerdings rasch, dass es bei allen minimal-invasiven Techniken einen entscheidenden limitierenden Faktor gibt: Das Operationspräparat. Seine Größe bestimmt letztlich die Länge des Schnittes am Hals. Denn das aus der Schilddrüse entnommene Gewebe sollte möglichst unzerstört geborgen werden, damit eine aussagefähige feingewebliche Untersuchung möglich ist. Das gilt insbesondere bei tumorsuspekten Knoten.

Aus diesem Grunde ist eine Aufteilung der Schnitte auf mehrere kleine Hautschnitte wenig sinnvoll, da ein Schnitt am Ende des Eingriffes ohnehin nur für das Entfernen des Präparates genutzt werden muss und dieser so klein wie eben möglich sein sollte. Darüber hinaus führen Zugänge am Hals, die vor der Operation unter kosmetischen Gesichtspunkten optimal geplant werden und die am Ende der Operation durch ästhetische Nahttechniken verschlossen werden, fast immer zu kaum oder nicht sichtbaren Narben.

Aus diesen Überlegungen heraus wurde eine eigene Technik zur möglichst minimal-invasiven Schilddrüsenchirurgie entwickelt. Dabei wird nur ein einziger und möglichst kleiner Schnitt an der Vorderseite des Halses über der Drosselgrube angelegt. Nach der Präparation der Schilddrüse mit speziellen Mikroinstrumenten wird das Gewebe mit einigen Tricks vollständig über den so klein wie möglich gehaltenen Zugang komplett entfernt. Dabei werden spezielle Instrumente, mikrochirurgische Techniken, schonende Methoden zur Blutgefäß- und Gewebeversiegelung ebenso wie das intraoperative Neuromonitoring zur Darstellung und Schonung der Stimmbandfunktionen eingesetzt. Während andere minimal-invasive Techniken wie MIVAT oder ABBA nur bei sehr kleinen Befunden angewandt werden können, kann die eigene Technik bei allen Schilddrüsenoperationen einschließlich Krebsoperationen eingesetzt werden.

Dabei ist minimal-invasiv immer ein relativer Begriff, da die Narbe natürlich in Relation zur durchgeführten Operation und zur Größe des entfernten Schilddrüsenteils beurteilt werden muss.