Klinik für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie

Operationsverfahren bei Erkrankungen der Nebenschilddrüsen

Die operativen Strategien für die Nebenschilddrüsen unterscheiden sich je nach Form und Ausprägung des Hyperparathyreoidismus:

Erkrankung nur einer Nebenschilddrüse beim pHPT
Beim pHPT ist in etwa 85- 90 Prozent der Fälle nur eine Drüse erkrankt (solitäres Nebenschilddrüsenadenom). Dann muss auch nur diese krankhafte Drüse entfernt werden. Nach einer kurzen Erholungsphase können die verbliebenen Nebenschilddrüsen die komplette Funktion übernehmen, sodass keine dauerhaften Nachteile entstehen.

Erkrankung mehrerer Nebenschilddrüsen beim pHPT
Sind mehrere Nebenschilddrüsen erkrankt, sollten alle erkrankten Nebenschilddrüsen entfernt und die gesunden NSD belassen werden.

Erkrankung aller Nebenschilddrüsen beim sHPT
Beim sekundären Hyperparathyreoidismus sind in der Regel alle Nebenschilddrüsen erkrankt, sodass eine komplette oder fast-komplette Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüsen erforderlich ist. Zur Sicherung einer ausreichenden Hormonproduktion gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird ein Teil einer Nebenschilddrüse an der ursprünglichen Stelle belassen (sogenannte inkomplette beziehungsweise subtotale Parathyreoidektomie), oder es werden am Hals alle Nebenschilddrüsen entfernt und ein zerkleinerter Teil einer Nebenschilddrüse an einer anderen Körperstelle wieder eingepflanzt (zum Beispiel am Arm oder Bein, sogenannte komplette beziehungsweise totale Parathyreoidektomie mit partieller Auto-Replantation). Die kleinen Nebenschilddrüsen haben nämlich eine enorme biologische Potenz und produzieren in der Regel auch nach der Wiedereinpflanzung Parathormon.

Zur Sicherheit kann frisch entnommenes Nebenschilddrüsengewebe schockgefroren und für eine mögliche Verpflanzung zu einem späteren Zeitpunkt aufbewahrt werden (sogenannte Kryokonservierung). Die komplette und inkomplette Nebenschilddrüsenentfernung haben jeweils prinzipielle Vor- und Nachteile: Die komplette Entfernung hat den erheblichen Vorteil, dass bei einer erneuten Erkrankung der verbliebenen Nebenschilddrüse nicht wieder im Narbengewebe am Hals und in der Nähe der Stimmbandnerven operiert wurden muss und so das Risiko einer Stimmbandschädigung bei einer eventuellen Zweitoperation sicher ausgeschlossen wird. Bei der Wiedereinpflanzung der Nebenschilddrüse wird eine oberflächliche und leicht zugängliche Körperstelle gewählt, so dass eventuelle Folgeoperationen sehr risikoarm sind. Die Replantation hat den prinzipiellen Nachteil, dass es nach der Wiedereinpflanzung eine Zeit lang dauern kann, bis ausreichend Hormon produziert wird. Häufig fällt die Entscheidung für eine komplette oder fast-komplette Nebenschilddrüsenentfernung mit oder ohne Wiedereinpflanzung erst bei der Operation in Kenntnis der konkreten Situation.

Im Sana-Krankenhaus Hürth wird wegen guter Erfahrungen nach Möglichkeit die komplette Parathyreoidektomie mit gleichzeitiger Replantation favorisiert.