Ismaning/Berlin,
26
April
2023
|
10:34
Europe/Amsterdam

„Die Bürokratie macht mürbe und krank“

Zusammenfassung

Sana-CEO Thomas Lemke zu Gast beim virtuellen Lunchtalk der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände am 25. April

Thomas Lemke

Steffen Kampeter brachte es auf den Punkt: Der Gesundheitssektor steht vor einer gigantischen Transformationsaufgabe. Wie die konkret zu bewältigen ist, wollte der BDA-Hauptgeschäftsführer von seinen Gästen wissen: Sana-CEO Thomas Lemke, Isabel Rothe, Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Prof. Dr. Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie die aktuelle Überversorgung und eine perspektivische Unterversorgung vermieden werden und eine ganzheitlichere Organisation von Gesundheitsdienstleistungen in Zukunft aussehen kann. 

Strukturen müssten sich massiv ändern, befürwortete Thomas Lemke. Dafür sei die Bereitschaft in der Branche mehr denn je vorhanden. Es fehle jedoch ein geeigneter Moderator, der diese Diskussion strukturiert. „In den nächsten fünf Jahren gehen 50 Prozent unserer niedergelassenen Fachärzte in den Ruhestand. Das heißt, wir haben sie bald nicht mehr zur Verfügung. Wer soll denn dann die Versorgung übernehmen?“, fragte der Sana-CEO. Entsprechend „überkommen“ sei die „in Deutschland strikte Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung, deren Ursprünge auf die Bismarcksche Ära von vor fast 150 Jahren zurückgehen“. Diese Form gebe es in keinem anderen Land der Welt mehr. „Hier geht es eher um ideologischen Ballast als um die Frage, was die besten Versorgungsstrukturen sind.“ 

Ist die Finanzierung unklar, wird die Debatte blockiert

Eines der schwierigsten Hindernisse im Gesundheitswesen identifizierte Thomas Lemke in der fortschreitenden Bürokratisierung. „Das ist das größte Problem der Mitarbeitenden. Das macht sie mürbe und krank.“ Hier sieht Lemke vor allem die Politik gefordert – genauso wie beim Thema Aufweichung der Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer medizinischer Versorgung. Dies sei für eine zukunftsfähige Gesundheitswirtschaft unabdingbar. 

Über all diesen Fragen stehe – wie so oft – die Frage der Finanzierung. Auch hier appellierte Thomas Lemke, der zugleich Vizepräsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ist, an die Politik: „Wenn ich die Frage nicht beantworte, wer und wie das finanziert werden soll, dann darf man sich nicht wundern, wenn inhaltliche Debatten geführt werden, die Veränderungen ein Stück weit blockieren.“