Interview: Wertvolle Unterstützung durch den Sozialdienst

Zusammenfassung

Neben medizinischer Betreuung brauchen Krebspatienten auch Beratung und Unterstützung. Hier sind die Mitarbeitenden des Sozialdienstes gefragt. Wir haben mit Sabine Strobel, Leiterin Sozialdienst am Sana Klinikum Borna, gesprochen.

Sabine Strobel

Wann wird der Sozialdienst aktiv? 

Manchmal sind wir bereits bei den Tumorboards – den Fallbesprechungen – mit dabei und erhalten hier schon erste Informationen. In der Regel gehen wir persönlich auf die Betroffenen zu, sobald sie den ersten Behandlungsschritt hinter sich gebracht haben. Im Fall einer Darmkrebserkrankung ist das meist nach der erfolgten Operation. Wenn die ersten schwierigen Tage gut überstanden, die Patientinnen und Patienten von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt worden sind, dann nehmen wir Kontakt auf und schauen, wie bereit und aufnahmefähig sie sind, über das Medizinische hinaus das „Leben danach“ zu organisieren. 

Was sind die häufigsten Fragen, die dann an Sie gestellt werden? 

Im ersten Schritt klären wir, wie die häusliche Situation der Betroffenen ist, um die Versorgung zu Hause besser planen und koordinieren zu können. Dazu informieren wir die Patientinnen und Patienten und gegebenenfalls auch die Angehörigen, welche Möglichkeiten bestehen, ob es zum Beispiel eine Haushaltshilfe oder im Fall einer ambulanten Weiterbehandlung in der Klinik ein Fahrdienst in Anspruch genommen werden kann. Hier können wir bereits viele drängende Fragen beantworten und natürlich auch bei der Beantragung bei den entsprechenden Stellen wie den Krankenkassen unterstützen. In jedem Fall sind wir vom Sozialdienst der Klinik auch mit anderen Stellen wie zum Beispiel der Onkologischen Beratungsstelle beim Gesundheitsamt des Landkreises eng vernetzt, um für Betroffene umfassende Angebote der Hilfe und Unterstützung in allen Lebensbelangen geben zu können. Denn unsere Tätigkeit ist sehr umfassend und reicht von der psychosozialen Betreuung bis hin zur Organisation häuslicher Pflege. 

Oft sollen Patientinnen und Patienten nach der Behandlung noch in eine Rehabilitation. Steht das allen zu und wie funktioniert das? 

Nach einer so schweren Erkrankung wie Krebs, haben alle Betroffene Anspruch auf eine mehrwöchige Rehabilitation in einer stationären Einrichtung. Wenn eine entsprechende Reha-Klinik in Wohnortnähe ist, kann die Reha auch ambulant erfolgen. Die Kosten dafür übernimmt auf alle Fälle die Rentenversicherung.  Wir helfen auch hier gerne bei der Beantragung und Vermittlung eines Reha-Platzes, da wir mit verschiedenen Rehabilitations-Kliniken im Umkreis von 200 Kilometern kooperieren. Natürlich können sich die Betroffenen aber auch selbst um eine Reha-Einrichtung kümmern.  Allerdings sollten die verschiedenen Therapien wie Chemotherapie oder Bestrahlung auf jeden Fall abgeschlossen sein, bevor die Reha startet.  Es kommt dabei immer auf die Kapazität der Einrichtung an, ob eine Reha unmittelbar nach Behandlungsabschluss beginnt, oder ob noch ein paar Tage bzw. Wochen vergehen, bevor die Reha in der gewünschten Einrichtung losgehen kann. 

Dürfen Angehörige Patienten zur Reha begleiten? 

Es gibt viele Einrichtungen, in denen der Partner oder die Partnerin als Begleitperson mitkommen darf. In dem Fall müssen die Kosten für die Begleitperson allerdings selbst getragen werden.  Auch wenn Alleinerziehende ihr Kind oder ihre Kinder mit zur Reha nehmen müssen, ist das prinzipiell möglich. Es gibt Reha-Kliniken, die zum Beispiel mit Schulen kooperieren, so dass das Kind auch während der Reha die Schule besuchen kann. Bis zum 12. Lebensjahr können die Kinder kostenfrei mitgenommen werden. Ältere Kinder gelten jedoch als Begleitperson und die Kosten dafür müssen selbst getragen werden.  Allerdings gibt es leider noch nicht viele Reha-Kliniken, die diesen “Service” anbieten. Daher sind die Wartezeiten auf einen solchen Reha-Platz mit Kind leider verhältnismäßig lang. 

Was passiert, wenn ich ein Haustier zu versorgen habe? 

In diesem Fall müssen die Patientinnen und Patienten eine private Lösung finden und ihr Tier für die Zeit der Rehabilitation in andere Obhut geben und auch die Kosten dafür selbst tragen. Aber oft hat man ja die Zeit, das zu organisieren. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich für solch ein Problem in den allermeisten Fällen eine Lösung ergibt und die Haustiere für die Zeit der Reha gut versorgt werden – sei es durch Nachbarn, Familie oder auch in einer entsprechenden Tierpension. 

Ist die Reha abgeschlossen, steht ja gerade für viele Patienten eine Rückkehr in den Beruf an. Wie funktioniert das? 

Ja, besonders bei jüngeren Patientinnen und Patienten ist das eine sehr wichtige Frage und auch die nach den finanziellen Belastungen durch solch eine Krankheit. Auch hier sind wir beratend tätig, wenn es um Fragen zum Krankengeld und ähnliches geht.  Wir vom Sozialdienst können aber zum Beispiel auch helfen, wenn es um die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises geht. Manche Betroffene haben da zunächst eine emotionale Sperre. Sie fühlen sich durch einen Schwerbehindertenausweis gelabelt und stigmatisiert. Aber hier sollten Betroffene keine falsche Scham empfinden, denn solch ein Ausweis hat viele Vorteile. So unterliegen Inhaber eines Schwerbehindertenausweises zum Beispiel dem Kündigungsschutz.

Foto: Sabine Strobel ist die Leiterin des Sozialdienstes am Sana Klinikum Borna.

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Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.