Ismaning,
13
September
2023
|
09:31
Europe/Amsterdam

Themendienst

Was Sana für die Patientensicherheit tut

Dr. Susanne Eberl

Sana setzt sich seit vielen Jahren intensiv für das Thema Patientensicherheit ein. „Wir haben bei Sana viele Methoden und Instrumente eingeführt, mit denen wir Behandlungsrisiken in den Kliniken frühzeitig erkennen und beheben können. Jede unserer Kliniken überprüft jährlich mehr als 200 Präventionsmaßnahmen zur Patientensicherheit“, sagt Dr. Susanne Eberl, Bereichsleiterin Qualitätsmanagement und Klinisches Risikomanagement der Sana Kliniken AG. „Aktuell arbeiten wir daran, eine Sana-weit integrierte IT-Lösung einzuführen, um die Ergebnisse aus Beschwerden, Risiken, Beinahe-Fehlern und Audits, Schaden und Patientensicherheit zusammenzuführen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und noch bessere Maßnahmen daraus abzuleiten“, so Dr. Susanne Eberl.

Beispiele für Präventionsmaßnahmen zur Patientensicherheit

  • Patientenidentifikationsarmband
  • Checkliste für operative Eingriffe
  • Teilnahme an der Aktion „Saubere Hände im Krankenhaus“
  • Schulungen und Fortbildungen zur Krankenhaushygiene und zum Infektionsschutz
  • Sana Sepsis-Initiative 2.0
  • Minimierung des Sturzrisikos, zum Beispiel durch Beseitigung von Hindernissen, Kennzeichnung von rutschigen Bodenbereichen und Einschätzung des individuellen Sturzrisikos für jeden Patienten
  • Prävention von Druckgeschwüren, zum Beispiel durch regelmäßige Hautkontrollen, professionelles Wundmanagement

Weiterführende Informationen und Beispiele finden Interessierte in der Publikation „Sicher im Krankenhaus – Ein Ratgeber für Patienten“ vom Aktionsbündnis Patientensicherheit.

Risiken im Vorfeld beheben

Für eine hohe Patientensicherheit ist es wichtig, mögliche Schwachstellen und Problembereiche so früh wie möglich zu identifizieren. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit stellt ausführliche Handlungsempfehlungen zur Einführung von Berichts- und Lernsystemen – sogenannten Critical Incident Reporting Systemen (CIRS) – zur Verfügung. Bei CIRS handelt es sich um ein Instrument des klinischen Risikomanagements zur Analyse von systembezogenen Fehlern, kritischen Ereignissen und Beinahe-Schäden im Gesundheitswesen. CIRS kommt auch bei der Sana Klinken AG zum Einsatz. Mitarbeitende können Vorfälle dadurch anonym beziehungsweise vertraulich berichten. Die so gewonnenen Ergebnisse dienen der Identifizierung von Risiken sowie der Verbesserungen und Planung präventiver Maßnahmen.

Monitoring der Behandlungsqualität

Ein zentrales Instrument zur Überwachung der Behandlungsqualität und Patientensicherheit ist das Monitoring der medizinischen Behandlungsqualität. „Wir arbeiten Komplikationen in systematischen Analysen auf, damit sich vermeidbare Fehler nicht wiederholen“, so Dr. Susanne Eberl. Erst Anfang 2023 wurde für die Durchführung von speziellen Konferenzen zur Analyse und Besprechung von besonderen Behandlungsverläufen oder unerwünschten Ereignissen ein konzernweiter Standard eingeführt.

Komplikationen und unerwartete Heilverläufe werden bei Sana in systematischen Analysen wie M&M-Konferenzen, Peer Reviews und EriKA-Fallanalysen analysiert und aufgearbeitet.

M&M-Konferenzen

Für die Durchführung von hausinternen interdisziplinären M&M-Konferenzen stellt die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) einen Leitfaden zur Verfügung. Bei M&M-Konferenzen handelt es sich laut Definition der IQM um „eine berufsgruppen- und disziplinübergreifende, regelmäßige, strukturierte Besprechung von Todesfällen und besonders schweren Krankheitsverläufen mit dem Ziel der Sicherstellung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses“. Wichtig ist eine feste Terminierung für die Besprechung aktueller Fälle. Nach der Fallpräsentation erfolgt die Diskussion und Analyse der Ergebnisse auf wissenschaftlicher Basis (evidenzbasiert). Ziel ist die Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen. Wichtig ist auch die Kontrolle der Umsetzung.

Peer Reviews

Im Rahmen des IQM-Peer Reviews werden ausgewählte Patientenakten geprüft. Ziel ist die Identifizierung von Schwachstellen in Abläufen, Strukturen und Schnittstellen. Die Ergebnisse werden im kollegialen Austausch zwischen Mitarbeitenden der Klinik und dem Peer Team besprochen. Auch hier werden die gefundenen Potenziale zur Verbesserung gemeinsam diskutiert und Lösungsvorschläge entwickelt. Wichtig ist dabei eine offene Lern- und Sicherheitskultur. Weiterführende Informationen zum Ablauf gibt es auf der Web-Seite der IQM. Dort steht auch ein Poster zur Verfügung.

EriKA-Fallanalysen

Die Abkürzung EriKA steht für Ereignis-, Risiko-und Kommunikations-Analyse. Dabei handelt es sich um interne Fallanalysen nach einer definierten Vorgehensweise. Bei dieser Methode wird ein konkreter Fall aus verschiedenen Perspektiven – zum Beispiel von Patienten und Mitarbeitenden – analysiert, reflektiert und beurteilt.

Training für Mitarbeitende

Auch Trainingsangebote für Mitarbeitende tragen zur Gewährleistung der Patientensicherheit bei. In Simulationstrainings üben Mitarbeitende beispielsweise lebensrettende Maßnahmen bei Herz-Kreislauf-Stillstand und die Kommunikation im Team. Die Abstimmung ist in Notfallsituationen besonders wichtig und jeder Griff muss sitzen. In diesem Kontext findet das aus der Luftfahrt bekannte und für besondere Sicherheit eingesetzte Crew Ressource Management (CRM) Anwendung. Nach jedem Training werden die Behandlungsschritte im Team (Debriefing) besprochen und Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet.

„Das ist insbesondere für die Kollegen in Hochrisikobereichen wichtig“, betont Dr. Susanne Eberl. „Dazu gehören beispielsweise die zentralen Notaufnahmen, Stroke Units, Geburtshilfe-Stationen oder Herzkatheter-Labore.“ Notfallsituationen werden dort in festen Teams simuliert. Nach jedem Training erfolgt die Besprechung von Verbesserungsmaßnahmen. „Auch hier sind wir ständig mit der Optimierung der bestehenden Maßnahmen beschäftigt“, erklärt Dr. Susanne Eberl die geplanten Weiterentwicklungen.

CRM verbessert System- und Teamsicherheit

Nach Angaben des Instituts für Patientensicherheit zeigen Studien, dass CRM zur Verbesserung der System- und Teamsicherheit beiträgt. Wichtige Aspekte des Trainings sind die Verbesserung von Kooperation, situativer Aufmerksamkeit, Führungsverhalten und Entscheidungsfindung. Zudem liegt der Fokus auf einer effektiven Kommunikation im Team. Darüber hinaus steht auch die Stärkung persönlicher Kompetenzen wie effektive Delegation und zielgerichtete Priorisierung im Fokus.

Mehr Sicherheit, weniger Ressourcenverbrauch

Ein positiver Zusatzeffekt ist außerdem die langfristige Einsparung von Kosten. CRM trägt nicht nur zu einer verbesserten Sicherheit für die Patienten bei, sondern steigert auch die Effektivität und Effizienz und verringert damit die Kosten.

Sana-interne Projekte für mehr Patientensicherheit

Projektbeispiele  für mehr Patientensicherheit sind der Einsatz des Statistik- und Analysesystems HyBASE sowie das Fortbildungsprogramm „Antibiotic Stewardship“ (ABS) 

Krankenhaushygiene – Projekt zu HyBASE

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) erstellt Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen sowie zu betrieblich-organisatorischen und baulich-funktionellen Maßnahmen der Hygiene in Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen. Dazu gehören unter anderem die 2023 als Update publizierten Empfehlungen zu personellen und organisatorischen Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen.

Markus Dettenkofer

Darauf sowie auf den wissenschaftlichen und rechtlichen Grundlagen basieren die Maßnahmen des Bereichs Hygiene und Infektiologie bei Sana. Eine bedeutende Rolle kommt der Erhebung von Hygienekennzahlen zu (Surveillance). Ziel ist die Einführung einer einheitlichen, schnittstellenbasierten Lösung in allen Kliniken sowie die Vereinheitlichung des Meldeprozesses der hygienerelevanten Daten. Dafür kommt das Statistik- und Analysesystem HyBASE (Fa. EpiNet AG) zum Einsatz, das verschiedene interne Informationsquellen mit den Infektionsmeldungen aus dem Labor verbindet. Dies ermöglicht eine detaillierte Auswertung. „Mit HyBASE können wir Problembereiche frühzeitig erkennen und einen hohen Hygiene-Standard sichern“, erklärt Prof. Dr. Markus Dettenkofer, Leiter des Bereichs Hygiene und Infektiologie. Derzeit läuft bei Sana der Rollout von HyBASE, der Abschluss des Projekts ist für Ende 2024 geplant.

Antibiotic Stewardship

Im Rahmen des Fortbildungsprogramms „Antibiotic Stewardship“ (ABS) setzt Sana sich intensiv für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika ein. Die Maßnahmen haben dabei insbesondere häufige Anwendungsgebiete von Antibiotika im Blick, dazu gehören unter anderem die perioperative Antibiotika-Prophylaxe sowie Krankheitsbilder, bei denen Antibiotika zum Einsatz kommen oder die einen lang andauernden Einsatz von Antibiotika erfordern. Die ABS-Kernstrategien folgen den Empfehlungen der S3-Leitlinie "Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus”, dazu gehören zum Beispiel lokale Behandlungsleitlinien sowie Freigaberegelungen, ABS-Visiten und spezifische Fortbildungsmaßnahmen (auch das Sana-eigene ABS Kursprogramm).