Ismaning,
14
September
2023
|
13:39
Europe/Amsterdam

Themendienst

Plötzlicher Herzstillstand: Jeder kann ein Leben retten!

Ein gesundes Herz schlägt durchschnittlich 100.000 Mal pro Tag und bis zu drei Milliarden Mal im Laufe des gesamten Lebens. Doch etwa alle sieben Minuten bleibt in Deutschland ganz plötzlich ein Herz stehen. Rund 65.000 Menschen in Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie DGK jedes Jahr vom plötzlichen Herztod betroffen, etwa 60.000 sterben daran. Das sind dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.  (DZHK) zufolge ungefähr 20 Prozent aller durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten Todesfälle. 

Notfall tritt ohne Vorwarnung ein 

Wie die Deutsche Herzstiftung erklärt, handelt es sich beim plötzlichen Herztod um eine Notfallsituation, die ohne Vorwarnung bei Personen auftritt, die 24 Stunden vorher vermeintlich noch gesund waren. Das Krankheitsbild ist dabei keineswegs einheitlich. Viele Herzleiden können die Ursache für das Kammerflimmern sein, das dem Kreislaufkollaps mit Herzstillstand vorausgeht. Die häufigste Ursache ist eine koronare Herzkrankheit (KHK), aber auch Erkrankungen der Herzklappen oder angeborene Herzfehler können zum plötzlichen Herztod führen. 

Prävention durch regelmäßige Untersuchungen 

Um dem plötzlichen Herztod vorzubeugen, sind regelmäßige Untersuchungen wichtig. So lassen sich möglicherweise unentdeckte Erkrankungen frühzeitig identifizieren. Das Risiko steigt mit dem Alter, da Senioren auch häufiger unter Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden. Männer sind gefährdeter als Frauen. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Erst im Januar verstarb die 54-jährige Sängerin Lisa Marie Presley Medienberichten zufolge aus unbekannten Gründen an einem Herzstillstand. Auch im Sport kommt es immer wieder zu Fällen von plötzlichem Herzstillstand. 2021 hatte beispielsweise der Zusammenbruch des dänischen Fußballspielers Christian Eriksen bei der Fußball-Europameisterschaft weltweit für Bestürzung gesorgt. Der erst 29-jährige Sportler konnte durch Herzdruckmassage und Defibrillator jedoch zum Glück erfolgreich wiederbelebt werden. 

Jede Minute zählt 

Nicht in allen Fällen, aber oft, lässt sich der Herztod durch frühzeitige Diagnose und Therapie vermeiden, betont die Deutsche Herzstiftung. Die folgenden Symptome muss jeder ernst nehmen: 

  • Brustschmerzen (Angina pectoris) und/oder Luftnot 
  • Herzrasen mit Einschränkung der Belastbarkeit 
  • Hartnäckiges Herzstolpern 
  • Kurze Bewusstlosigkeiten 
  • Schwindelanfälle, drohende Bewusstlosigkeit 
     

Bei plötzlich einsetzenden starken Schmerzen – im Brustkorb, hinter dem Brustbein, zwischen den Schulterblättern, im Oberbauch, Ausstrahlung in Arm, Hals oder Kiefer –, die länger als fünf Minuten anhalten und sich in Ruhe nicht bessern, muss SOFORT der Notarzt (112) alarmiert werden. 

Bricht die Person bewusstlos zusammen, sind drei Dinge wichtig: PRÜFEN, RUFEN, DRÜCKEN 

Sofern ein automatisierter externer Defibrillator (AED) verfügbar ist und mindestens zwei Helfer vor Ort sind, sollte das Gerät nach Empfehlung der Deutschen Herzstiftung unbedingt zum Einsatz kommen. 
 

Reanimationstraining

Reanimationsunterricht an Schulen: Chance wieder vertan 

Auch Kindern und Jugendlichen komme als Ersthelfern eine Schlüsselrolle zu, dies betonte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) erneut in einer Pressemitteilung Ende August 2023. Seit Jahren fordere die DIVI schon die flächendeckende Einführung von Wiederbelebungsunterricht für jedes Kind spätestens ab der siebten Klasse. Doch der Blick in die Lehrpläne für das neue Schuljahr zeige, dass die Chance auch in diesem Jahr wieder vertan werde. Und das, obwohl aus anderen Ländern bereits bekannt sei, dass ein Wiederbelebungsunterricht für Schulkinder effektiv ist. In Dänemark ist der Wiederbelebungsunterricht für Schüler seit 2005 gesetzlich festgeschrieben. Dadurch habe sich die Überlebensrate bei einem Stillstand des Herz-Krauslaufsystems verdreifacht. Dies könne Deutschland auch schaffen – davon sei Univ.-Prof. Bernd Böttiger, Präsidiumsmitglied der DIVI, Vorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung und Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, überzeugt. 

Auch wenn es bisher keine Verpflichtung gibt, können Schulen aktiv werden. Mit „Schüler retten Leben“ steht Lehrkräften eine informative Plattform zur Verfügung. Dort gibt es nicht nur zahlreiche Hintergrundinformationen zum Thema, sondern auch konkrete Materialien für die Vorbereitung des Unterrichtes zum Thema Wiederbelebung.