Duisburg,
24
Oktober
2023
|
08:00
Europe/Amsterdam

Tipps vom Experten: Wie erkenne ich einen Schlaganfall und reagiere im Ernstfall richtig?

Presseinformation anlässlich des Weltschlaganfalltages (29.10.2023)

Zusammenfassung

In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 200.000 Menschen zum ersten Mal und etwa 70.000 Menschen zum wiederholten Male einen Schlaganfall. In diesen Fällen zählt sprichwörtlich jede Minute: Lassen Ersthelfer wertvolle Zeit verstreichen, kann selbst ein leichter Gehirnschlag verheerende Folgen für die Betroffenen haben. Nicht umsonst gelten Schlaganfälle weiterhin als häufigste Ursache für eine dauerhafte Behinderung bei Erwachsenen. Doch seit einigen Jahren gibt es gute Therapiemöglichkeiten, sofern die Betroffenen sich zeitnah in einem geeigneten Krankenhaus mit Stroke Unit behandeln lassen. Allerdings sind viele Menschen verunsichert, welche Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten und wie sie sich in einer solchen Situation verhalten sollen. Dabei zählt sprichwörtlich jede Minute – deshalb klären Prof. Dr. Wilhelm Nacimiento, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Neurologische Frührehabilitation mit Überregionaler Stroke Unit sowie Dr. Martina Nolden-Koch, Leitende Oberärztin der Stroke Unit an den Sana Kliniken Duisburg auf, worauf es zu achten gilt.

Was ist ein Schlaganfall und warum zählt jede Minute?

Prof. Dr. Nacimiento: „Ein Schlaganfall ist eine plötzlich auftretende Durchblutungsstörung in bestimmten Abschnitten des Gehirns. Es gibt zwei Formen: Einen Hirninfarkt, bei dem eine Arterie verschlossen ist, die das Hirngewebe versorgt. Und eine Hirnblutung, bei der eine Arterie platzt. In beiden Fällen erhalten Nervenzellen im Gehirn nicht mehr genug oder zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe. Dadurch können sie absterben und dann ihre Funktion natürlich nicht mehr ausüben. Daraus resultieren häufig neurologische Ausfallserscheinungen wie Lähmungen oder eine Sprachstörung. Der Zeitfaktor ist für eine erfolgreiche Therapie entscheidend: Je früher ein Schlaganfall erkannt und behandelt wird, umso größer sind die Chancen auf einen Rückgang der neurologischen Ausfallserscheinungen.“

Woran erkenne ich einen Schlaganfall?

Dr. Nolden-Koch: „Bei folgenden Anzeichen sollte unverzüglich der Rettungsdienst alarmiert werden: Plötzliche Sehstörungen, Doppelbilder, Lähmungserscheinungen, besonders wenn sie einseitig auftreten, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Taubheitsgefühle einer Körperseite, plötzlich aufgetretene starke Kopfschmerzen, Schwindel mit Gangunsicherheit, Koordinationsschwierigkeiten. Welche Symptome auftreten, hängt allerdings davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist. Um die Situation besser einschätzen zu können, hilft der sogenannte ‚FAST-Test‘.“

Worum handelt es sich bei diesem Test?

Dr. Nolden-Koch: „FAST steht hier für die Anfangsbuchstaben der englischen Wörter ‚face‘, ‚arm‘, ‚speech‘ und ‚time‘ – also ‚Gesicht‘, ‚Arm‘ ‚Sprache‘ und ‚Zeit‘. Diese vier Begriffe helfen, mögliche Schlaganfall-Symptome schnell abzuklären. Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung des Gesichts hin. Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden. Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor. Und zum Schluss noch ein Tipp zur Zeit: Zögern Sie nicht, sondern wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome und den Verdacht auf einen Schlaganfall.“

Was sollte ich tun, wenn ich den Rettungsdienst verständigt habe?

Prof. Dr. Nacimiento: „Am wichtigsten ist es, ruhig zu bleiben. Beobachten Sie die betroffene Person und beruhigen sie sie. Sie sollte zu ihrer Sicherheit aufgrund möglicher auftretender Schluckbeschwerden nichts essen oder trinken bis abgeklärt ist, ob tatsächlich ein Schlaganfall vorliegt.“

Wie geht es dann weiter?

Prof. Dr. Nacimiento: „Liegt der Verdacht auf einen Schlaganfall vor, wird die Person in ein Krankenhaus mit einer sogenannten ‚Stroke Unit‘ gebracht. Diese Abteilungen sind auf die Diagnose und Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert. Hier wird unverzüglich geklärt, ob ein Schlaganfall vorliegt und ob eine Akuttherapie zur Wiedereröffnung verschlossener Hirngefäße möglich ist, die nur in der sehr frühen Phase nach Beginn der Symptomatik durchgeführt werden kann.“

Was ist entscheidend für eine erfolgreiche Weiterbehandlung?

Dr. Nolden-Koch: „In erster Linie eine schnelle und vor allem gezielte Behandlung. In der Stroke Unit klären wir zum einen die Ursache, um durch eine adäquate Therapie weitere Schlaganfälle zu verhindern. Außerdem beginnen wir frühzeitig mit einer Rehabilitation wie Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie. Die begonnene medikamentöse Therapie zur Verhinderung eines weiteren Schlaganfalls muss häufig lebenslang fortgeführt werden.“

Wieso ist eine frühzeitige Rehabilitation so wichtig?

Prof. Dr. Nacimiento: „Sie ist ein ganz entscheidender Faktor für die Genesung bzw. Teilerholung  – auch hier gilt: je früher, desto besser. Nach einem Schlaganfall ist es für die meisten Betroffenen wichtig, ihre Bewegungsfähigkeit und Sprache sowie ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen oder zumindest einen Teil davon. Diese beginnt schon während der Behandlung auf der Stroke Unit und wird bei Bedarf anschließend in einer Rehaklinik stationär oder ambulant fortgesetzt.“

Welche Risikofaktoren können zu einem Schlaganfall führen?

Prof. Dr. Nacimiento: „Ein hoher Blutdruck ist mit großem Abstand der größte Risikofaktor. Weitere Faktoren sind erhöhte Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette sowie das Rauchen.“

Haben ältere Menschen ein erhöhtes Risiko?

Dr. Nolden-Koch: „Das Alter ist der einzige nicht beeinflussbare Risikofaktor. Aufgrund der demographischen Entwicklung sehen wir viele Schlaganfälle bei älteren Menschen, dennoch erleiden auch jüngere Menschen aufgrund von seltenen Ursachen Schlaganfälle, sodass ein junges Alter kein Ausschlusskriterium für einen Schlaganfall ist.“

Kann man einen Schlaganfall vorbeugen?

Prof. Dr. Nacimiento: „Ein optimal eingestellter Blutdruck und Blutzucker, regelmäßige Bewegung, Nichtrauchen sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung verringern die Risikofaktoren deutlich. Daher ist eine Aufklärung der Menschen besonders wichtig. Natürlich ist es gut, wenn sie wissen, wie sie im Notfall richtig reagieren – aber viele Risikofaktoren könnten im Vorfeld minimiert werden.“

Dr. Nolden-Koch: „Aus diesem Grund bieten wir regelmäßig Informationsveranstaltungen an, um Patienten und Angehörige aber auch die breite Öffentlichkeit zu informieren: über unsere Therapieangebote und Behandlungsmöglichkeiten, aber auch über allgemeine Informationen rund um das Thema ‚Schlaganfall‘. Die Informationsveranstaltung am XX.XX wird von unserem Neuro-Zentrum organisiert; hier sind alle Fachdisziplinen beteiligt, die an der Diagnostik und Therapie des Schlaganfalls mitwirken: Die sind neben der Neurologie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Geriatrie und Neuropädiatrie.“ 

 

Patientenveranstaltung zum Thema „Schlaganfall“

Datum: 28. November 2023

Uhrzeit: 15.00 bis 17.00 Uhr

Ort: Hörsaal der Sana Kliniken Duisburg

 

Über die Sana Kliniken Duisburg

Die Sana Kliniken Duisburg sind ein Krankenhaus der Maximalversorgung und Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen und behandeln jährlich zirka 22.000 stationäre Patientinnen und Patienten. Weitere rund 60.000 Patienten werden ambulant versorgt. Das Klinikum verfügt über 17 Fachabteilungen, drei Institute und ein angeschlossenes Ärztezentrum sowie 550 Betten und beschäftigt 1.600 Mitarbeitende. Träger ist zu 99 Prozent die Sana Kliniken AG und zu einem Prozent die Stadt Duisburg.

Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.