Pinguin Gang

Sturzfalle Glatteis

Am besten den Pinguin-Gang einlegen

Im Winter kommt es immer wieder zu Stürzen mit teilweise schweren Verletzungen. Dr. Thomas Etti, Chefarzt der Notaufnahme an den Sana Kliniken des Landkreises Cham, erklärt, wie man sich bei Schnee und Eisglätte verhalten sollte und warum Pinguine als Vorbild dienen.

Herr Dr. Etti, welche Verletzungen sehen Sie in der Notaufnahme an winterlichen Tagen am häufigsten?
Knochenbrüche, Prellungen und Verstauchungen. Unter den „Winterbrüchen“ finden sich besonders oft Frakturen der handgelenksnahen Unterarmknochen und des Ellenbogengelenks. Denn wer ausrutscht, streckt instinktiv seine Arme aus, um sich abzustützen. Besonders folgenreich sind Stürze auf den Kopf oder auf die Hüfte: Dabei kann es zu einem schweren Schädel-Hirn-Trauma oder zu einem Oberschenkelhalsbruch kommen.

Warum sind vor allem ältere Menschen auf glatten Straßen und Wegen stärker gefährdet?
Das liegt daran, dass die Reflexe mit zunehmendem Alter nachlassen. Deshalb fallen ältere Menschen bei Glatteis öfter hin. Zudem nehmen in der Regel sowohl die Knochendichte als auch die Kraft der Muskeln über die Jahre ab. Die Wucht eines Sturzes lässt sich nicht mehr so leicht ausgleichen wie in jungen Jahren. Am besten ist es dann, sich bei anderen Personen einzuhaken, geeignetes Schuhwerk zu tragen oder den Einkauf bis zur Wetterbesserung zu verschieben. Begeben Sie sich erst gar nicht „aufs Glatteis“, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

Daheim bleiben ist gerade für Berufstätige keine Option. Wie kann ich mich bei winterlichem Wetter am sichersten fortbewegen?
Ob Alt oder Jung – damit Sie bei glattem Untergrund sicherer unterwegs sind, rate ich zum Pinguin-Gang. Dabei schiebt man das Gewicht über das vordere Bein und tritt mit ganzer Sohle auf. Der auftretende Fuß zeigt leicht nach außen, das belastete Bein steht damit im rechten Winkel zum Boden. Diese Art der Fortbewegung mit leicht nach vorne geneigter Körperhaltung sieht vielleicht etwas merkwürdig aus, eben wie beim Pinguin, stabilisiert aber den Körper. Und lieber komisch über den glatten Untergrund gegangen, als „vornehm“ gestürzt. Ein Tipp an unsere unerschrockenen Radler: Fahrrad stehen lassen. Da der Drahtesel keine Winterreifen hat, rutschen die Räder beim Bremsen auf Schnee und bei Glätte schnell zur Seite weg – eine hohe Unfallgefahr, die viele unterschätzen.

Und dann ist es doch passiert. Was muss ich bei einem Sturz beachten?
Wer sich trotz aller Vorsicht auf glatten Wegen einen Bruch zuzieht, sollte den betroffenen Arm oder das betroffene Bein möglichst nicht bewegen. Den gebrochenen Arm zunächst am besten durch eine Schlinge über den Kopf und Arm gelegt ruhigstellen oder auf einer festen Unterlage stabilisieren und sich dann auf den Weg zu einem Spezialisten machen. Wer unsicher ist, kann über den Notruf 112 Hilfe anfordern.

Kontakt

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Dr. Thomas Etti

Chefarzt der Interdisziplinären Notaufnahme, Sana Kliniken des Landkreises Cham

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