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Berlin

Den Schmerz in Ordnung bringen

... Funktionseinschränkungen aus dem Rhythmus gekommen? Müssen Sie etwas in Ihrem Alltag in Ordnung bringen? Antworten auf diese Fragen gibt Ihnen unter Umständen die Ordnungstherapie.
Ordnungstherapie ist eine der fünf Säulen der klassischen Naturheilverfahren.
Sie ist so alt wie die Heilkunst selbst und steht in der Tradition der klassischen „diaita“ (Lebensweise) bei Hippokrates. Ordnungstherapeutische Aspekte in der Form einer gesunden Lebensführung und Balancierung finden sich in allen überlieferten traditionellen Heilkonzepten, wie dem Ayurveda oder der Chinesischen Medizin, und werden aktuell in neuen Behandlungsansätzen weiterentwickelt, wie der Mind-Body-Medizin.

 

Die Unordnung vor dem Schmerz

Es kommt nicht selten vor, dass sich bestimmte Anteile des Alltags in einer Dysbalance befinden. So kann die Waagschale der Aktivität und Stressregulation übervoll sein, und die Waagschale der Ruhe und Entspannung ist nicht mal halb gefüllt. In diesen Fällen finden wir ein Zuviel an Arbeit und Belastung, ein Zuwenig an Rückzug und Erholung. Ein Zuviel an Geben und Verantwortung, ein Zuwenig an Empfangen und Entledigung. Ein Zuviel an Wollen und Müssen, ein Zuwenig an Erlauben und Treibenlassen.

Doch die Waage kann auch auf der anderen Seite aus der Balance sein. Dann finden wir ein Zuviel an Vermeidung und Entlastung, ein Zuwenig an Beanspruchung und Konfrontation. Ein Zuviel an Ablehnung und Verzicht, ein Zuwenig an Annehmen und Übernehmen.

Häufig ist den Betroffenen das Ungleichgewicht bekannt und sie wissen instinktiv, was ihnen fehlt oder worin das Zuviel besteht. Oft sind sogar mögliche Wege bekannt, die aus dem Ungleichgewicht heraus in eine bessere Balance führen. Verschiedene innerpersönliche oder externe Gründe führen jedoch dazu, dass die Person nicht dazu übergeht, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Hilfreiche unterstützende Personen, die einen dazu bewegen können, sich wieder in eine gesundheitsfördernde Lebensführung zu bewegen, können hier Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen sein, oder eventuell ein hinzugezogener Coach. Doch manchmal bleiben diese Ungleichgewichte bestehen und können je nach persönlicher und Umweltkonstellation zu Krankheiten führen.

 

Die Unordnung durch den Schmerz

Gehört zu dem Krankheitsgeschehen eine Schmerzsymptomatik, kann diese dazu führen, dass der Patient aus der Balance gebracht wird oder vorbestehende Ungleichgewichte sich weiter verstärken. Dies kann in einem gestörten Schlafverhalten resultieren, in einer Unfähigkeit, sich zu entspannen, zu Einschränkung der Mobilität oder Arbeitsfähigkeit oder zu Störungen der vegetativen Regulation, wie z.B. Herzrhythmusstörungen oder gestörter Verdauung. Damit kann es jedoch schwieriger werden, sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

 

Ordnung in den Schmerz bringen

Ziel der Ordnungstherapie ist es, sowohl in der Theorie gesundheitsfördernde Lebensordnungen zu erklären wie auch praktisch den Patienten zu vermitteln. Dazu gehören insbesondere bei Schmerzen, dass die Patienten sich wieder ein gesundes Bewegungsverhalten erarbeiten, in einen angemessenen Lebensrhythmus kommen und fähig werden, Stress zu reduzieren. Insbesondere die Stressregulation zeigt sich beim Schmerz häufig gestört und benötigt professionelle Unterstützung.

Hierzu ist es erforderlich, die schmerzauslösenden bzw. -unterhaltenden Faktoren zu ermitteln und zu sortieren. Bei den körperlichen Anteilen ist zu klären, ob und wie eine eventuell gestörte Struktur involviert sein kann, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall oder ein arthrotisches Gelenk. Zu körperlichen Störungen gehört jedoch auch die Funktion. So kann die Schmerzsymptomatik von zu geringer Muskelkraft, Ausdauer oder Entspannungsfähigkeit abhängen. Doch auch eine, in der Regel in der Stressregulation festhängende Störung der vegetativen Regulation kann den Schmerz aufrechterhalten. Dies kann sich an Schlafstörungen, vermehrtem Schwitzen, Herzrasen und anderem zeigen. Die körperlichen Faktoren können im ärztlichen Gespräch und in der körperlichen Untersuchung abgeklärt werden, eventuell unter Zuhilfenahme zusätzlicher Diagnostik.

Psychische und soziale Faktoren können ebenfalls im ärztlichen Kontakt besprochen werden, oder mit einem Psychotherapeuten. Dazu kann die Erörterung von aktuellen oder zurückliegenden Lebenskrisen gehören wie die Sortierung der bestehenden Verhältnisse in Familie und Beruf.

Wenn alle schmerz- und stressaufrechterhaltenden Faktoren auf dem Tisch liegen, kann mit dem Patienten sortiert werden, nach der Wichtigkeit und nach der Beeinflussbarkeit. Und im Sinne der Ordnungstherapie bedeutet Stressreduktion eine Verbesserung der Chancen, die Schmerzverarbeitung günstig zu beeinflussen.

 

Durch Ordnung aus dem Schmerz

Den einen, richtigen Weg heraus aus dem Schmerz gibt es nicht. Welche Lebensordnung die richtige für den Patienten ist, hängt einerseits vom Wissen der involvierten Experten ab, und andererseits von der Erfahrung und Einstellung des Patienten.
Ein wichtiger Schlüssel dabei ist der Umgang mit dem „inneren Schweinehund“ und damit das Erkennen der eigenen Motivation. Zu klären ist dabei die Frage, ob der Patient bereit dafür ist, für einen Schritt in Richtung weiterer Gesundung einen Preis zu zahlen und seine, eventuell zwischenzeitlich abgegebene Verantwortung für sich selbst wieder anzunehmen. Der Preis besteht darin, in welchem Teil des Lebens eine Veränderung aktiv vorgenommen wird.
Zur Bewusstwerdung und Sortierung der zu verändernden Lebensanteile hier einige Fragen für Sie.

Ordnungsgesetz der Beziehung zur Schwerkraft:

  • Bewegen Sie sich genug in Ihrem alltäglichen Leben?

  • Sind Sie für Ihr eigenes Gewicht und die Herausforderungen im Alltag kräftig genug?

  • Gibt es in Ihrem Leben eintönige Körperhaltungen und Tätigkeiten, die einen Ausgleich benötigen?

  • Ist Ihre körperliche Spannung und Aktivität wohlbemessen und weder übertrieben noch zu spärlich?

  • Neigen Sie dazu, sich in schmerzärmeren Phasen zu überfordern?

  • Reagieren Sie auf Schmerz mit übermäßiger Schonung?

  • Erleben Sie Ihren Körper aufgrund der Schmerzen als ausreichend funktionstüchtig? Worin bestehen die Einschränkungen?

  • Haben Sie Strategien, wie Sie sich mit Schmerzen bewegen können?

Ordnungsgesetz des Lebensrhythmus:

  • Befinden Sie sich in einer ausgeglichenen Balance zwischen Wachsein und Schlaf, zwischen Arbeit und Ruhe?

  • Können Sie Ruhepausen zulassen und genießen?

  • Kann Ihr Atem frei und ohne Störung fließen?

  • Sind Ihre anderen Lebensrhythmen ungestört, wie Verdauung, Herzrhythmus, Sexualität?

  • In welchem Lebensbereich sind Sie aufgrund der Schmerzen oder der gestörten Funktion eventuell aus dem Rhythmus geraten?

Gleichgewichtsgesetz der Ernährung:

  • Befindet sich Ihre Nahrung in einem harmonischen Gleichgewicht? Ernähren Sie sich ausgewogen?

  • Ist die Nahrung überreich oder finden sich einzelne Faktoren in zu geringer Menge?

  • Bereiten Sie Ihre Nahrung frisch zu oder konsumieren Sie Fertigprodukte?

  • Können Sie ausreichend genießen und schmeckt Ihren das, was Sie zu sich nehmen?

  • Können Sie das, was Sie essen bzw. trinken, entsprechend Ihrer Konstitution gut verdauen?

  • Müssen Sie andere Bedürfnisse über Ihren Mund befriedigen?

  • Sehen Sie Zusammenhänge zwischen Ihrer Ernährung und dem Schmerz?

Ordnungsgesetz der Haut:

  • Lassen Sie unterschiedliche Reize, wie Sonne, Wasser, Luft, Wärme, Kälte ausreichend und maßvoll an Ihre Haut?

  • Bekommen Sie maßvolle Sonnenbestrahlung, nutzen Sie Sonnenschutz oder benötigen Sie zusätzliches Vitamin D?

  • Bewegen Sie sich aufgrund der Schmerzen ausreichend an frischer Luft?

Ordnungsgesetz des Seelenlebens:

  • Gibt es genügend positive Anreize in Ihrem Leben wie Vertrauen, Mut, Zuversicht, Hoffnung, Liebe?

  • Benötigen andere Gefühlsanteile in Ihrem Leben, wie Misstrauen, Furcht, Angst, Eifersucht, Hass, Zweifel, Hoffnungslosigkeit nach einem gesunden Korrektiv?

  • Brauchen Sie eine Beratung bezüglich beruflicher Sorgen und Konflikte, wie Arbeitsunfähigkeit, Fehlzeiten oder Berentung?

  • Kommt es unter dem Schmerz zu Rückzugstendenzen und Inaktivität? Sind Sie noch aktiv in Ihren Hobbys?

  • Fühlen Sie sich in Ihrer Familie und Ihrem Freundeskreis ausreichend unterstützt?

  • Empfinden Sie sich mit Ihren Arzt- und Therapeutenkontakten ausreichend gesehen und vertrauensvoll behandelt?

  • Erleben Sie aufgrund der Schmerzsymptomatik einen Kontrollverlust in Ihrem Leben?

  • Haben Sie den Eindruck, etwas an Ihrer Lage ändern zu können?

Die sind einige anregende Fragen zur Ordnung und Balance, wenn im Zusammenhang mit einer Erkrankung über die Ordnungstherapie wieder versucht wird, eine heilsame, unterstützende, stabilisierende Balance im Leben herzustellen.

Wenn Sie hierzu Fragen haben oder professionelle Unterstützung benötigen, kontaktieren Sie uns gern. Wir können diese Fragen im Rahmen unseres therapeutischen Angebotes mit Ihnen klären oder Sie an andere medizinische Unterstützungsmöglichkeiten weitervermitteln.

Dr. Stephan Vinzelberg | Ltd. Oberarzt Klinik und Tagesklinik Manuelle Medizin (Lichtenberg)
Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin 
Chirotherapie/Manuelle Medizin 
Spezielle Schmerztherapie
stephan.vinzelberg@sana-kl.de