Hoyerswerda,
20
September
2023
|
18:06
Europe/Amsterdam

Alarmstufe rot: Krankenhäuser in Not!

Das Lausitzer Seenland Klinikum unterstützt den Protest der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) rund um die geplante Krankenhausreform

Zusammenfassung

Anlässlich des bundesweiten Protesttages am 20. September 2023 strahlt das Lausitzer Seenland Klinikum seinen Eingangsbereich rot an und beteiligt sich damit an der Kampagne „Alarmstufe ROT: Krankenhäuser in Not!“.

Sana als führender integrierter Gesundheitsdienstleister unterstützt Reformpläne, die zu einer Verbesserung der Patientenversorgung führen. Dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland reformiert werden muss, ist unstrittig. Die Betonung liegt dabei aber auf einer ganzheitlichen Versorgung, was neben den Krankenhäusern auch die ambulanten Leistungen einschließt. Auch in diesem Bereich braucht es einen Umbau der Strukturen und eine Auflösung der Silos.

Die Reformpläne sehen vor, die Versorgung auf große Zentren in den Städten zu konzentrieren. In zahlreichen Regionen hätten Patientinnen und Patienten dann kein Krankenhaus mehr in ihrer Nähe und wären medizinisch schlechter versorgt als heute. Auch der Fachkräftemangel würde verschärft, da Ausbildungsplätze für angehende Ärzte und Pflegekräfte verloren gingen und viele Krankenhausmitarbeiter längere Arbeitswege in Kauf nehmen müssten, was den Job noch unattraktiver machen dürfte. Zudem würde die Wahlfreiheit zwischen den Kliniken drastisch eingeschränkt: Während sich Patienten bisher noch aussuchen können, in welchem Krankenhaus sie sich behandeln lassen, dürfte diese Möglichkeit künftig wegfallen. Insgesamt nehmen die Reformpläne mit schablonenhaften Instrumenten zu wenig Rücksicht auf regionale Versorgungserfordernisse.

Die Kritikpunkte im Einzelnen:

1.         Wirtschaftliche Bedrohung

Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bedrohen wichtige Kliniken und Versorgungsstrukturen. Für die Sana Kliniken ist von großer Bedeutung, dass das Gesundheitssystem in Deutschland leistungsfähig bleibt – in urbanen Zentren und auf dem Land. Überversorgungen durch Krankenhäuser sollten gezielt abgebaut, aber kein blinder Kahlschlag betrieben werden. Die unterschiedliche Situation der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum ist von besonderer Bedeutung und muss in jedwede Reformbestrebungen einbezogen werden.

1.1.      Inflationsausgleich: Weiterhin ist kein Ausgleich für die massiv gestiegenen Kosten der Kliniken für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen in Sicht, was die wirtschaftliche Notlage der Krankenhäuser weiter verschärft. Auch die erheblichen Tarifsteigerungen der vergangenen Monate und die damit gestiegenen Personalkosten bleiben in den Erstattungen von Krankenkassen bisher unberücksichtigt. Es wird somit nichts gegen die schon bestehende Unterfinanzierung von Krankenhäusern unternommen. Daher sollte die Politik – ob Bund oder Länder – im Zuge der Reform auch endlich ihren gesetzlichen Verpflichtungen zur ausreichenden Krankenhaus-Finanzierung nachkommen, die kurzfristig einen Inflationsausgleich und mittelfristig einen strukturierten Umbau der Krankenhaus-Versorgung ermöglicht.

1.2.      Gekürzte finanzielle Mittel: Die Kürzungen im Gesundheitsetat 2024 auf Bundesebene verheißen auch für das kommende Jahr nichts Gutes. Statt Kürzungen werden für die Transformation im Krankenhausbereich finanzielle Mittel benötigt, die andernorts für den Umbau ganzer Industrien und Versorgungsbereiche zur Verfügung gestellt werden. Ob Atomausstieg oder Abschied von der Kohle – immer wurden diese Transformationen mit klugen Plänen und Milliardenbeträgen begleitet, um Menschen zu einer neuen Perspektive zu verhelfen, Akteuren Zeit zum Umbau zu geben und Versorgungsstrukturen auf Dauer zu sichern. Im Gesundheitswesen hingegen wird gekürzt.

2.         Mangelnde Einbindung der Praktiker

Die betroffenen Krankenhausbetreiber wurden von Karl Lauterbach nicht an der Reform beteiligt. So wurde die fachliche Expertise der Krankenhaus-Praktiker nicht ausreichend genutzt, um einen praktikablen und systematischen Umbau von Versorgungsstrukturen zu gewährleisten. In Zeiten großer Unsicherheit in der Gesellschaft wird ein derartig umfangreicher Reformprozess nur gelingen, wenn wir die Akteure im Gesundheitssystem, die die Transformation ganz konkret vor Ort leisten müssen, auch einbeziehen Ein solch kooperativer Ansatz ist auf Ministerebene im Bund bisher leider nicht zu erkennen.

 

3.         Schließung kleinerer Kliniken/weitere Wege

Die geplante Reform würde dazu führen, dass vor allem in ländlichen Regionen kleinere, aber leistungsfähige Krankenhäuser geschlossen werden. Die Versorgung würde sich auf große Zentren in den Städten konzentrieren. Kranke Menschen müssten weite Strecken zurücklegen, um angemessen versorgt zu werden. Familien könnten sich schlechter um ihre erkrankten Angehörigen kümmern. Die Aussage von Karl Lauterbach, dass man angesichts der aktuellen Situation Insolvenzen in Kauf nehmen müsse, macht fassungslos – so etwas hat es seit Bestehen der Bundesrepublik noch nicht gegeben. Die Politik riskiert gerade einen eiskalten Strukturwandel auf dem Rücken von Patienten und Mitarbeitenden.

 

4.         Fachkräftemangel

Die aktuellen Reformpläne würden auch zu einem verschärften Fachkräftemangel führen. Es würden nicht nur Ausbildungsplätze für angehende Ärzte und Pflegekräfte verloren gehen. Viele Krankenhausmitarbeiter müssten auch längere Arbeitswege in Kauf nehmen – eine zusätzliche Belastung, die für viele, insbesondere Teilzeitkräfte oder Alleinerziehende, den Job noch unattraktiver machen dürfte. Der Wirtschaftsfaktor „Krankenhaus“ ginge verloren, ganze Regionen würden leiden. Denn das Krankenhaus ist gerade im ländlichen Raum teilweise der größte Arbeitgeber am Ort.

 

Zur Gesundheitsversorgung der Zukunft

Die Sana Kliniken sprechen sich gegen eine Planwirtschaft mit zentralen Vorgaben und starren bürokratischen Regeln aus. Stattdessen setzen sie sich für eine stärkere Orientierung an regionalen Besonderheiten mit entsprechenden Freiräumen für Ärzte und Pflegekräfte aus. Denn diese Menschen stellen die Versorgung am und mit dem Patienten sicher. Gefragt sind stärkere positive Anreize für Krankenhausträger seitens der Politik. Solche Anreize könnten beim Umbau des Gesundheitssystems zum Beispiel die Ambulantisierung aktiv vorantreiben. Die Höhe der Krankenhausfinanzierung soll sich stärker daran zu orientieren, welche Leistungen die Häuser für ihre Region sicherstellen. Wenn in ländlichen Gebieten niedergelassene Haus- und Fachärzte fehlen, sollte die Versorgung von einem Krankenhaus übernommen werden können, das entsprechend finanziell unterstützt wird.

Die Reformidee, die Themen Qualität und Transparenz in den Fokus zu rücken, begrüßen wir generell. Denn die Qualität in deutschen Krankenhäusern ist nachgewiesener Maßen gut. Ein neues Patientenportal oder Gesetz braucht es dafür aber nicht – schon lange gibt es entsprechende Seiten, zum Beispiel von der IQM Initiative Qualitätsmedizin. Dieser größten freiwilligen Qualitätsinitiative im deutschen Gesundheitswesen gehören die Sana Kliniken sowie insgesamt rund 500 Krankenhäuser an und engagieren sich dort kontinuierlich mit Vertretern aus dem gesamten Gesundheitsbereich, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und anschließend in den Häusern umzusetzen. Die Ergebnisse werden regelmäßig veröffentlicht und dienen sowohl Patienten als auch einweisenden Ärzten als Orientierung.

Lausitzer Seenland Klinikum - Eingang rot

Eingang des Klinikums Hoyerswerda, rot angestrahlt anlässlich des Aktionstages “Alarmstufe rot: Krankenhäuser in Not!” am 20. September 2023

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Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.