Ismaning,
08
Februar
2024
|
16:56
Europe/Amsterdam

Bauplanung im Krankenhaus: IT-Innovationen vorausschauend verbauen

Zusammenfassung

In einem Gastbeitrag des Fachmagazins f&w beschreibt Heinz Koopmann-Horn, wie digitale Trends bei Bauvorhaben eingeplant werden können. Der Geschäftsführer der Sana IT Services GmbH skizziert dabei den Spagat zwischen der technischen Entwicklung, die an Geschwindigkeit zunimmt und der Planung eines Klinikneubaus, die oft einige Jahre dauert.

Heinz Koopmann-Horn

Die technische Entwicklung wird immer schneller, die Planung und Umsetzung eines Klinikneubaus dauert hingegen viele Jahre. Die Experten der Sana-IT stehen vor der großen Herausforderung, digitale Trends  frühzeitig zu erkennen und kommende Prozesse anhand von Prognosen vorausschauend mitzudenken.

Die IT-Fachplanung eines Krankenhausneubaus ist ein weitreichendes und langfristiges Projekt. Die rasante technologische Entwicklung erschwert eine vorausschauende Planung der Sana-IT- Architekten immens. Ein Blick auf den Zeitraum 1997 bis 2007 zeigt, welche tiefgreifenden Veränderungen innerhalb von nur zehn Jahren entstehen können: 1997 wurde das WLAN erfunden, 1999 die erste Version des Bluetooth-Standards eingeführt. Im Jahr 2000 wurde der erste Da-Vinci-Roboter durch die Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten, FDA, zugelassen. 2001 folgte das erste Smartphone mit Internetzugang. 2007 brachte Apple das erste iPhone auf den Markt. Hätten die IT-Architekten der Sana Mitte der 1990er-Jahre die Informationstechnik für einen Neubau geplant, wäre ein Blick in die Glaskugel hilfreich gewesen. Die Sana-IT steht vor der Herausforderung, die Entwicklungen der kommenden Jahre vorauszusehen und ihre Planung entsprechend darauf auszurichten. Aber: Von der ersten Idee über die konkrete Planung bis zur Errichtung eines Neubaus vergehen häufig zehn oder mehr Jahre. 

Roboter unterstützen im Klinikalltag

Mit dieser Unsicherheit plant Sana auch im Jahr 2024: Niemand kann die technologischen Entwicklungen der nächsten Dekade sicher voraussagen. Es lassen sich aber Trends erkennen und deren weitere Entwicklung prognostizieren. So gewinnt die Robotik auch in den Sana-Krankenhäusern zunehmend an Bedeutung, zum Beispiel der Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsrobotern. Auch im Servicebereich sind Robotersysteme künftig verfügbar, etwa um Patienten oder Besucher an das gewünschte Ziel zu geleiten. Analog zu den in einigen Restaurants eingesetzten Systemen können Roboter in Zukunft auch in Krankenhäusern in der Speisenversorgung oder beim Abräumen des Geschirrs unterstützen. Die Entwicklung der Robotik schreitet schnell voran, es ergeben sich immer mehr Einsatzgebiete. Was früher wie Science-Fiction klang, ist mittlerweile Realität: Ein hoch spezialisierter Operateur aus Australien steuert per telemedizinischem Eingriff einen Chirurgie-Roboter in einem deutschen Krankenhaus. Auch wenn das noch nicht Alltag in den Sana Kliniken ist, werden diese Szenarien vermutlich in den nächsten Jahren Realität. 

Diese Systeme führen zu einschneidenden Veränderungen: Sie ersetzen Tätigkeiten, die bislang von Menschen erledigt wurden. Ihr Einsatz erfolgt in Bereichen, in denen es zunehmend schwierig ist, die passenden Mitarbeitenden zu finden. Auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels werden diese Technologien künftig unverzichtbar sein. Während heute noch eine Vielzahl von Prozessen in den Kliniken unabhängig von elektronischen Systemen und Datenverbindungen funktioniert, führen die technischen Entwicklungen und die fortschreitende Digitalisierung der Dokumentationsprozesse zu einer deutlich höheren Abhängigkeit von geeigneter IT-Infrastruktur. Die dabei gespeicherten und verarbeiteten Daten erfordern ein Höchstmaß an Sicherheit. Dies schreibt der Gesetzgeber in den entsprechenden Vorgaben (KRITIS, NIS2) mit zunehmend höheren Sicherheitsniveaus zwingend vor. 

Die neu entwickelten Bausteine und Werkzeuge im IT-Leistungsportfolio können nur dann einwandfrei funktionieren, wenn sie an jedem Ort und zu jeder Zeit einsatzfähig sind. Eine zentrale Herausforderung der IT wird also künftig sein, die eingesetzten Komponenten automatisiert zu überwachen und im Bedarfsfall, beispielsweise bei einer Fehlfunktion, live zu steuern. 

Einsatz von 6G-Campus-Netzen 

Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf eine zukunftsfähige Bauplanung? Wie sieht eine Bauplanung aus, um einer Informationstechnologie gerecht zu werden, die Digitalisierung und Innovation unterstützt und vorantreibt? Es ist vor allem die Basisinfrastruktur, die künftig noch wichtiger sein wird. Weiterhin werden hochperformante und maximal ausfallsichere Netzwerkverkabelungen benötigt. Hinzu kommen kabellose Übertragungstechnologien wie WLAN und Bluetooth. Hierbei verbraucht die Sana- IT so wenig Material wie möglich, verkabelt die Komponenten ausschließlich über PoE (Power over Ethernet) und vermeidet so zusätzliche Stromzuführungen. Die IT-Experten achten darauf, dass die Übertragung in hoher Qualität an jedem Punkt der neu zu planenden Klinik verfügbar ist. 

Absehbar ist die Implementierung von 5G-Campus-Netzen (oder perspektivisch 6G). Aufgrund potenziell höherer Geschwindigkeit, geringerer Latenzen und höherer Kapazitäten wird 5G gerade im Bereich der Echtzeitsteuerung bei der Robotik zukünftig einen festen Platz bei der Ausstattung der Sana-Infrastruktur haben. Bereits heute prüft die Sana- IT den Einsatz an Standorten, die aufgrund ihrer Gebäudesituation nur mit hohem Aufwand mit einem flächendeckenden WLAN ausgestattet werden können. Im Planungswettbewerb um die Raumnutzung spielt die IT-Infrastruktur schon heute eine wichtige Rolle. Trotz aller Innovation bleiben physikalische Gesetze weiterhin gültig. Dazu gehört, dass die Kabellängen für eine stabile Datenübertragung begrenzt sind. Somit werden auch in Zukunft in jedem Gebäudeabschnitt geeignete Verteilerräume benötigt. Wurden in der Vergangenheit in allen Kliniken zur Erhöhung der Ausfallsicherheit redundante, also doppelt ausgelegte, Rechenzentren geplant, gehen die Sana-Experten aufgrund der anstehenden Cloud-Transformation für die Zukunft von deutlich geringeren Kapazitäten aus. Auch wenn für einige Einsatzbereiche, vor allem für Bildspeicherung und -verarbeitung, auf absehbare Zeit noch lokale Systeme erforderlich sind, wird der Bedarf spürbar abnehmen. 

Aufgrund der steigenden Anforderungen an Sicherheit und Verfügbarkeit müssen Verteiler- und Rechenzentrumsräume im Hinblick auf Klimatisierung, Energieversorgung und Zutrittssicherung bestmöglich geschützt werden. Das gilt auch für die Absicherung vor weiteren Gefahren wie Wasser und Feuer. 

Reduktion des Energieverbrauchs 

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt bei der Bauplanung eine zunehmend wichtige Rolle. Schon heute ist die IT in Kliniken ein maßgeblicher Energieverbraucher und die beschriebenen Trends werden dies noch weiter verstärken. Krankenhäuser müssen laut dem Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral sein – und die IT muss im Rahmen der aktuellen Bauplanungen dafür die Grundlagen legen. Dazu trägt zum einen die Klimaneutralität der verwendeten Energie bei, zum anderen im Wesentlichen die Optimierung und Reduktion des Verbrauchs. So wird bei Sana derzeit intensiv an geeigneten Cloud-Konzepten für die Bereitstellung der IT-Services gearbeitet. Allein das wird zu einer deutlichen Reduktion des CO2-Fußabdrucks führen. Darüber hinaus wird an den neu geplanten Sana-Standorten zum Beispiel über Solaranlagen ein Teil der benötigten Energie selbst produziert. 2024 werden an rund 40 Klinikstandorten Ladeangebote für Elektrofahrzeuge aufgebaut. Die Schnellladesäulen bieten auch Speichermöglichkeiten für die Nutzung in den Kliniken. Beim Einsatz von Komponenten im Bereich der Netzwerktechnik ist die Energiebilanz dieser Komponenten bereits heute ein wichtiges Kriterium im Auswahlprozess. Die Neubauten planen Expertenteams unter der Führung der Sana Immobilien Services. Diese Teams setzen sich aus Fachleuten der unterschiedlichen Fachbereiche zusammen, ein Schwerpunkt liegt auf dem medizinischen Bereich. Mit Blick auf die aktuellen und perspektivischen Leistungsschwerpunkte der jeweiligen Krankenhäuser muss die Bauplanung gezielt das Portfolio unterstützen, das künftig an dem jeweiligen Standort medizinisch erbracht wird. Dabei bringen die Medizintechnik, die Gebäudetechnik und die IT ihre unterschiedlichen Perspektiven und Expertisen in den Planungsprozess mit ein. 

Die IT-Tochter der Sana Kliniken hat sich zum Ziel gesetzt, dass zum Zeitpunkt der Eröffnung ein digital bestmöglich ausgestattetes Krankenhaus der Zukunft in Betrieb genommen wird. Auch ohne vorherigen Blick in die Glaskugel. 

Der Beitrag ist zuerst im Magazin f&w - führen und wirtschaften im Krankenhaus im Februar 2024 erschienen.