Dresden,
12
März
2024
|
14:47
Europe/Amsterdam

Delir – wenn nach der OP Verwirrungen drohen

Zusammenfassung

Nach einer Operation sind manche Patienten verwirrt – gerade in der Herzchirurgie. Unerkannt kann so ein Delir schwere Folgen haben. Das Herzzentrum Dresden setzt deshalb eine standardisierte Checkliste.

Nach einer Herzoperation stehen Patientinnen und Patienten oft vor einer Reihe von Herausforderungen, die ihre Genesung beeinflussen können. Dazu zählen kann auch das Delir, das gerade nach herzchirurgischen Eingriffen häufiger auftritt, als nach anderen OPs. „Das liegt zum einem daran, dass Herz-OPs und damit die Narkose in der Regel länger dauern und eine Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz kommt. Zum anderen sind Herzpatienten meist älter und haben allein dadurch ein höheres Risiko für ein Delir“, sagt Kerstin Steiding, Pflegedirektorin am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik.

Das Delir, auch oft „Durchgangssyndrom“ genannt, ist eine plötzlich auftretende Verwirrtheit, die sich zumeist kurze Zeit nach einer Operation zeigt und wenige Tage, manchmal aber auch Wochen bis Monate anhält. Wodurch es genau ausgelöst wird, ist noch nicht vollständig erforscht. Klar ist, dass die elektrische Aktivität des Gehirns durch die Narkosemittel stark eingeschränkt wird. Bis nach die OP die etwa 20 Milliarden Nervenzellen wieder reibungslos zusammenwirken, dauert es eine Weile.

Delir-Prophylaxe schon mit Aufnahme

Vorher kommt es akut zu gleichzeitigen Veränderungen bei verschiedenen Leistungen des Gehirns. Dies kann sich in einer Verwirrung zeigen, in Unruhe oder gar Aggressionen. „Möglich ist aber auch das genaue Gegenteil. Die Betroffenen sind in sich gekehrt, sehr ruhig, teilnahmslos und reagieren abwesend auf Ansprache und Kontakt. Angehörige erkennen ihren geliebten Menschen dann kaum wieder“, so Kerstin Steiding. Das Tragische: Ein unerkanntes Delir verlängert den Krankenhausaufenthalt, kann das Sterblichkeitsrisiko nach der OP oder das Risiko für Folgeerkrankungen wie eine Demenz erhöhen und sogar chronisch werden. Das Gute: ein Delir lässt sich oftmals verhindern, oder gut erkennen und begleiten.

Aus diesem Grund ist am Herzzentrum Dresden bereits seit einem Jahr ein standardisierter Fragenkatalog im Einsatz. Dieser wird schon bei der Aufnahme eingesetzt, um das individuelle Delir-Risiko der Patientinnen und Patienten einzuschätzen. „So können wir bereits im Vorfeld präventive Maßnahmen ergreifen, die einen schweren Verlauf verhindern und die Heilung beeinflussen. Dazu gehört etwa die frühzeitige Aufklärung, was Patienten in unserer Klinik erwartet. Das nimmt Ängste und mindert den Stress“, erklärt Kerstin Steiding weiter. Der Fragenkatalog wird während des gesamten Klinikaufenthalts täglich von den Pflegekräften und Ärzten weitergeführt und besprochen – völlig unabhängig davon, auf welcher Station sich der Patient gerade befindet.

Viele vertraute Gesichter

Die Delir-Prophylaxe beinhaltet zahlreiche Methoden. Dazu gehört beispielsweise eine frühzeitige Mobilisierung, das Einhalten eines geregelten Tag-Nacht-Rhythmus und wenig Personaländerungen. „Der Einbezug von Angehörigen sorgt für viele vertraute Gesichter. Weil das besonders wichtig ist, haben wir flexible Besuchszeiten“, so Kerstin Steiding weiter. Des Weiteren werden Orientierungshilfen wie Uhr, Brille oder Hörgeräte genutzt und die Zimmer speziell gekennzeichnet. Hinzu kommt eine möglichst optimale Schmerztherapie nach der Operation.

Das Personal des Herzzentrums Dresden wird darüber hinaus regelmäßig durch die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) geschult, damit es beim Thema Delir auf dem aktuellsten Stand bleibt. „Wir nutzen zudem besondere Termine wie den Welt-Delir-Tag am 13. März, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch einmal anders an den Sachverhalt heranzuführen und ihnen mit einem Kino-Abend die Sicht der Delir-Betroffenen näher zu bringen“, sagt Kerstin Steiding. „Wichtig ist, dass das Thema präsent bleibt.“

Kerstin Steiding

Kerstin Steiding ist die Pflegedirektorin des Herzzentrums Dresden Universitätsklinik. Bild: HZD/Jörg Simanowski

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Über das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik 

Das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik, ein Krankenhaus der Sana Kliniken AG, ist ein Fachkrankenhaus der Maximalversorgung mit 220 Planbetten und ca. 800 Mitarbeitern. Insgesamt werden in den Kliniken für Herzchirurgie sowie Innere Medizin und Kardiologie jährlich rund 15.000 Patienten ambulant und ca. 10.000 Patienten stationär behandelt.

Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.