Darmkrebs

Alarm im Darm

Ist Darmkrebs Schicksal?

Darmkrebs ist die in Deutschland zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Dabei kann kaum einer Krebsart so leicht vorgebeugt werden. Denn 90 Prozent all dieser Todesfälle könnten vermieden werden. Dr. Florian Stadler, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Sana Kliniken des Landkreises Cham, beantwortet wichtige Fragen zu diesem Thema.

Ist Darmkrebs Schicksal?

Oft hört man, die Betroffenen hätten ihre Krebserkrankung durch jahrelange ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung selbst verschuldet. Dabei ist Krebs keine Frage von Schuld. Jeder von uns trägt ein Risiko von circa sechs Prozent, im Laufe seines Lebens an Darmkrebs zu erkranken. Dieses Risiko hängt von einer Reihe an Faktoren wie etwa genetische Vorbelastungen oder Umwelt- und Verhaltenseinflüssen ab, die nicht ausgeschaltet werden können.

Aber?

Jeder von uns hat es selbst in der Hand, durch Darmkrebsvorsorge beziehungsweise -früherkennung sein persönliches Risiko günstig zu beeinflussen. Darmkrebs fällt nicht vom Himmel, er entsteht aus Vorstufen, den Polypen, die sich über gutartige Tumore (den Adenomen) letztlich zu Darmkrebs verändern. Im Zuge einer Darmspiegelung werden all diese Vorstufen (Polypen, Adenome) entfernt, aus denen eine Krebserkrankung hervorgehen kann. Das ist weitgehend schmerzfrei und schon nach wenigen Minuten hat man Gewissheit. Die Methode ist viel verlässlicher als der Test auf verborgenes Blut im Stuhl, der heute nur noch als immulogischer Test empfohlen wird. Regelmäßig durchgeführt, lässt sich der Darmkrebs mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verhindern!

In welchem Alter entsteht Darmkrebs typischerweise?

Darmpolypen und -krebs können in jedem Alter entstehen. Ab dem 40. Lebensjahr steigt das Risiko der Bildung von Darmpolypen jedoch deutlich an; ab dem 50. Lebensjahr wächst das Darmkrebsrisiko dann für jeden Menschen fast exponentiell. Familiäre Vorbelastungen bergen ein noch viel höheres, individuelles Risiko.

Warum kämpfen Ärzte noch immer mit der Akzeptanz der Darmspiegelung, wenn Darmkrebs doch so leicht zu verhindern ist?

Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat man bei Darmkrebs und seinen Vorstufen keine Schmerzen und spürt ihn nicht sofort. Zum anderen ist das Thema leider noch immer schambehaftet. Alles, was mit dem (End-)Darm und der Verdauung zu tun hat, wird landläufig als unangenehm und unappetitlich betrachtet. Darum ist die Hemmschwelle dahingehend groß.

Wann und wo kann eine Vorsorge-Darmspiegelung durchgeführt werden?

Sie wird von spezialisierten Fachärzten oder bei uns im Klinikum angeboten. Derzeit werden diese Darmspiegelungen ab dem 55. Lebensjahr alle zehn Jahre (bei unauffälligem Ergebnis) von den Kassen übernommen. Mit Erfolg: Die Zahl der Menschen, die ab dem 55. Lebensjahr an Darmkrebs erkranken, ist seit Einführung der Darmspiegelung um 26 Prozent gesunken. Durch das Erkennen früherer Stadien sind darüber hinaus 21 Prozent weniger Patienten verstorben; sie konnten definitiv geheilt werden. Allein das frühzeitige Erkennen von Veränderungen im Darm kann die Entstehung von Darmkrebs verhindern, Leben retten und damit einen langen Leidensweg ersparen.

Kontakt

Dr. Florian Stadler

Dr. Florian Stadler

Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Sana Kliniken des Landkreises Cham

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