Renale Denervation als mögliche Behandlungsalternative bei Bluthochdruck

Interventionelle Blutdrucktherapie

Renale Denervation: Minimalinvasive Behandlungsalternative bei Bluthochdruck

Bluthochdruck ist einer der entscheidenden Risikofaktoren für Herz- und Gefäßerkrankungen, das häufig über viele Jahre unerkannt bleibt und daher oft zu spät behandelt wird. Dies kann zu erheblichen Schädigungen, insbesondere an Herz, Niere, Gefäßen und Gehirn führen, was zum Teil wiederum dramatische Folgeerkrankungen wie etwa Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall oder eine permanente Dialysebehandlung nach sich ziehen kann. Als eines von deutschlandweit nur wenigen zertifizierten Zentren verfügt die Kardiologie des Sana-Krankenhauses Hürth unter der Leitung von Dr. Torsten Schwalm, Ärztlicher Direktor sowie Chefarzt für Innere Medizin – Schwerpunkt Kardiologie, über die renale Denervation. Auch an den Sana Kliniken Lübeck wird Betroffenen im Rahmen des  „Renalen Denervationszentrums – DKG zertifiziert“ die Beteiligung an verschiedenen Bluthochdruckstudien angeboten. Über die minimal-invasive Behandlungsmethode der renalen Denervation klärt Dr. Torsten Schwalm nachfolgend auf.

Renale Denervation im Überblick

Mit einer renalen Denervation kann mitunter eine deutliche Minderung des Blutdrucks erzielt werden, sodass eine vorbestehende Therapie mit Tabletten deutlich reduziert oder sogar abgesetzt werden kann.

Die körpereigene Regulation des Blutdrucks ist ein sehr komplexer Vorgang, an dem neben hormonellen und herzbezogenen Faktoren vor allem auch das vegetative Nervensystem mit einbezogen ist. Das Gehirn überträgt über feinste Nervenfasergeflechte Impulse an die Nieren, um dort den Blutdruck durch die Ausschüttung von Hormonen und dem Zurückhalten von Körperwasser zu erhöhen. Bei vielen Patienten ist dieser Mechanismus jedoch nicht mehr an die eigentlichen Bedürfnisse des Kreislaufs angepasst, womit eine unkontrollierte und unnötige Blutdrucksteigerung infolge einer Überreaktivität des Stressnervensystems hervorgerufen wird.

Wie läuft eine renale Denervation ab?

Durch eine gezielte Unterbrechung der Nervenfasern zwischen Gehirn und Niere kann dabei eine Entkopplung der Niere erzielt werden, was mit zum Teil drastischen Blutdrucksenkungen verbunden ist. Der Eingriff selbst dauert ungefähr 30 Minuten und wird an beiden Nierenarterien durchgeführt. Für die renale Denervation wird ein dünner Katheter in die Nierenarterie eingebracht, der an vier unterschiedlichen Stellen Wärmeimpulse abgibt, die dann auf die Außenseite der Nierenarterie übertragen werden, wo sich die dünnen Nervenfasern befinden. Mit diesem Wärmeimpuls können die Nervenfasern gezielt verödet werden. Infolge des permanenten Blutflusses werden im Bereich der Nierenarterie selbst keine Schäden hinterlassen. Die Abgabe der Wärmeenergie ist schmerzhaft, weshalb die Untersuchung in einer Art Schlummerschlaf, ähnlich wie bei einer Darmspiegelung, und der zusätzlichen Gabe von Schmerzmedikamenten durchgeführt wird. Unter dieser „Abschirmung“ ist die Prozedur für den Patienten nicht belastend.

Die Blutdrucksenkung stellt sich variabel zumeist innerhalb von vier bis acht Wochen ein. Zu Beginn sollte die Tabletteneinnahme unverändert weitergeführt werden. Im Falle eines deutlichen Blutdruckabfalls kann diese jedoch erheblich reduziert werden.

Geeignete Patientengruppen für eine renale Denervation

Besonders geeignet ist die renale Denervation für Patienten unter einer Mehrfachtherapie oder für Bluthochdruckpatienten, die selbst unter vielen Medikamenten keine adäquate Senkung ihres Blutdrucks erreichen. Mitunter werden Medikamente auch infolge von Nebenwirkungen nicht vertragen.

Das Verfahren wurde 2002 erstmals am Menschen erfolgreich eingesetzt. Im Laufe der letzten Jahre ist es zu einer erheblichen Verfeinerung der Materialien gekommen, womit es nun verlässlich möglich ist, Wärmeimpulse an die Nierenarterien abzugeben. Die diesbezüglich laufenden Studien konnten bereits in einer Vielzahl von Untersuchungen positive Resultate zeigen.

Mögliche Nebenwirkungen und Risiken

Negative Effekte dieses Verfahrens sind bisher nicht bekannt. Es werden sogar positive Effekte im Hinblick auf Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen angenommen. Mögliche Nebenwirkungen einer renalen Denervation bestehen in einer Gefäßverletzung bei der Operation – ähnlich dem Risiko einer Herzkatheteruntersuchung. Seltener sind allergische Reaktionen auf Kontrastmittel oder eine Verletzung von Gefäßstrukturen im Bauchraum.

Die Verödung der Nierennerven selbst führt zu keinen bleibenden, erkennbaren Veränderungen. Die Niere selbst bleibt auch ohne die Fasern des Stressnervensystems funktionstüchtig. Allerdings kann der Blutdruck hiermit zum Teil erheblich gesenkt werden.

Kontakt

Chefarzt Dr. Torsten Schwalm (Foto: Stephan Hubrich)

Dr. Torsten Schwalm,

Ärztlicher Direktor sowie Chefarzt für Innere Medizin – Schwerpunkt Kardiologie, Sana-Krankenhaus Hürth

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Prof. Dr. med. Joachim Weil

Direktor des Herz- und Gefäßzentrums, Sana Kliniken Lübeck

Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie

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