Stuttgart,
04
März
2024
|
08:00
Europe/Amsterdam

Frei von Vorurteilen – Adipositas verstehen lernen

Am 4. März ist Welt-Adipositas-Tag. Das Team des Adipositaszentrums Stuttgart am Karl-Olga-Krankenhaus informiert über das Krankheitsbild und räumt mit hartnäckigen Vorurteilen auf.

Betroffene leiden an einer chronischen Stoffwechselerkrankung

• Operation erfolgt erst nach erfolgloser konservativer Therapie

• Patienten müssen ihr Verhalten umstellen – ein Leben lang

Stuttgart, 28.02.2024. Am 4. März ist Welt-Adipositas-Tag. Das Team des Adipositaszentrums Stuttgart am Karl-Olga-Krankenhaus informiert über das Krankheitsbild und räumt mit hartnäckigen Vorurteilen auf. „Übergewicht kommt schleichend - die Begleiterkrankungen auch! Spätestens bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m2 sollte die Notbremse gezogen werden, auch wenn gesundheitliche Probleme noch nicht erkennbar sind. Ab einem BMI von 35 kg/m2 ist es höchste Zeit, etwas für sich zu tun. Diäten helfen erfahrungsgemäß nur bedingt.“, erklärt Dr. med. Matthias Raggi, der seit 10 Jahren als Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie in einer speziellen Sprechstunde bei allen Fragen rund um das Thema „Adipositas“ zur Verfügung steht. Zusammen mit seinem Team möchte er Betroffene aus der Gefahrenzone Adipositas helfen.

Am Adipositaszentrum Stuttgart erfahren Interessierte, was wirklich hilft. Neben konservativer Therapie im Rahmen des multimodalen Konzeptes (MMK) und individualisierter ambulanter Ernährungstherapie wird auch eine psychologische Evaluation angeboten. Dies dient als Einstieg in die operative Behandlung. Interessierte können ein persönliches Beratungsgespräch vereinbaren, in dem die Möglichkeiten der konservativen und operativen Therapie besprochen werden.

Unterstützung bietet auch die Selbsthilfegruppe SHG Stuttgart (claudia@bw-adipositas.de), mit der das Adipositaszentrum am Karl-Olga-Krankenhaus eng kooperiert. Diese bietet eine wichtige Informationsplattform für Betroffene und Patienten, zum Erfahrungsaustausch und zur Knüpfung von Kontakten.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Adipositas als die „Pandemie des 21. Jahrhunderts“ und prognostiziert, dass es bis zum Jahr 2030 mehr als eine Milliarde Patienten geben wird. In Deutschland weisen etwa 15 Prozent der Frauen und fast 20 Prozent der Männer nach aktuellen Auswertungen des Statistischen Bundesamtes einen BMI von mehr als 30 kg/m2 auf und gelten damit als adipös. Die Rede ist hier also nicht von Menschen, die ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen haben. Es geht um Patienten, die an einer chronischen Stoffwechselerkrankung leiden und somit eine interdisziplinäre medizinische Versorgung benötigen.

 

Vorurteil 1: Übergewichtige Menschen sind doch einfach nur faul und schwach

Ein besonders häufig geäußertes Vorurteil ist, dass übergewichtige Menschen einfach nur faul und schwach seien. Dies ist falsch. Bei krankhafter Adipositas liegt eine Störung des Stoffwechsels im Körper vor. „Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass zusätzlich zur Adipositas häufig weitere Erkrankungen vorliegen“, erklärt Dr. Raggi. Dazu gehören unter anderem Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit), Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit, Fettstoffwechselstörungen und Nierenerkrankungen. „Aufgrund des belastenden Gesundheitszustandes leiden Betroffene oft auch noch unter Depressionen oder anderen psychischen Störungen“, so der Mediziner.

Dass krankhaft adipöse Menschen oftmals unreflektiert als willensschwach und faul abgestempelt werden, ist eine große psychische Belastung, die die Situation nur noch verschlimmert.

Vorurteil 2: Es wird viel zu schnell operiert

Ein weiteres Vorurteil lautet, dass bei Adipositas zu schnell operiert würde. Auch diese Behauptung ist falsch. Die Indikationsstellung für einen operativen Eingriff erfolgt nach strengen Kriterien der Leitlinie der chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie DGAV, die in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten weiterer Disziplinen wie Psychosomatik und Ernährungsmedizin regelmäßig aktualisiert wird. In bestimmten Fällen ab einem BMI von über 50 kg/m2 kann nur die chirurgische Therapie helfen, dann entfällt der Vorbereitungszeitraum von sechs Monaten. „Bevor wir einen operativen Eingriff planen, müssen die Patienten zunächst ein konservatives, multimodales Therapieprogramm absolvieren. Erst wenn die Betroffenen konservativ austherapiert sind, sprechen wir über chirurgische Möglichkeiten“, betont Dr. Raggi.

Vorurteil 3: Wer sich operieren lässt, braucht seinen Lebensstil nicht ändern.

Wer denkt, dass eine Operation das Problem lösen würde, liegt falsch. Für den langfristigen Erfolg müssen die Patienten ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten dauerhaft ändern – die Umstellung fängt bereits vor der Operation an und ist dann ein Leben lang wichtig. „Ohne eine Veränderung alter Verhaltensmuster geht es nicht. Nach der Operation ist es wichtig, dass man es schafft, seine Essgewohnheiten dauerhaft umzustellen. Nur wer gesünder lebt, wird auch langfristig Erfolg haben“, betont Nele Meins, Leiterin der Ernährungstherapie des Adipositaszentrums.

Es gibt klare Ernährungsempfehlungen für die Zeit nach der Operation:

·         Etwa die Hälfte jeder Mahlzeit sollte aus eiweißreicher Nahrung bestehen.

·         Optimal sind drei bis vier regelmäßige Mahlzeiten im Abstand von etwa vier bis sechs Stunden.

·         Es ist wichtig, langsam zu essen und sehr gut zu kauen.

·         Wenn ein Sättigungsgefühl eintritt, nicht mehr weiteressen.

·         Patienten profitieren von einem festen Mahlzeitenrhythmus und sollten keine zuckerhaltigen Zwischenmahlzeiten einnehmen.

·         Während des Essens nicht trinken.

·         Das Hauptgetränk sollte still und zuckerfrei sein.

Vorurteil 4: Nach der Operation ist auch die psychische Balance wiederhergestellt

Oftmals gehen mit Adipositas auch psychische Erkrankungen einher. Diese sind mit einer Operation nicht verschwunden. Betroffene mit krankhafter Adipositas haben meist einen langen Leidensweg hinter sich. Daher ist auch die psychologische Begleitung fester Bestandteil der interdisziplinären Versorgung der Patienten.

„Wir helfen den Patienten auf allen Ebenen, geben ihnen Rückhalt und verhelfen ihnen wieder zu mehr Lebensqualität“, so Dr. Raggi.

Menschen mit krankhafter Adipositas brauchen nicht nur einen guten Operateur, sondern die Begleitung durch ein ganzes Team aus unterschiedlichen Professionen. Diese Hilfe finden Betroffene im Adipositaszentrum Stuttgart am Karl-Olga-Krankenhaus.

Dr. med. Matthias Raggi, MBA

Dr. med. Matthias Raggi, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Karl-Olga-Krankenhaus

 https://www.sana.de/newsroom/asset/19dc6450-5752-4742-984d-3f0d0783f247/raggi-dr.matthias-ll-210702-7944/

Über das Karl-Olga-Krankenhaus

Das Karl-Olga-Krankenhaus stellt mit seinen 355 vollstationären Betten einen wichtigen Grundpfeiler der medizinischen Versorgung für den Stuttgarter Osten und angrenzende Gebiete dar. Als Akutkrankenhaus mit einer vollumfänglichen Notaufnahme und 13 medizinischen Fachabteilungen, unterstützt durch kompetentes Pflege- und Therapiefachpersonal, stellen wir eine hochwertige, auf modernen Erkenntnissen basierende Medizin sicher. Unser Klinikschwerpunkt liegt in der Kardiologie, der Allgemein- und Viszeralchirurgie und insbesondere der orthopädischen Chirurgie zur umfassenden Patientenversorgung rund um den Herz- und Bewegungsapparat. Das Karl-Olga-Krankenhaus blickt mit seinem diakonischen Profil auf eine über 125-jährige Tradition zurück, gleichzeitig nehmen wir die dynamischen Entwicklungen in unserem Umfeld proaktiv auf. Auf dieser Grundlage entwickeln wir uns stetig weiter, um heute und auch in Zukunft die bestmögliche Versorgung unserer Patientinnen und Patienten anbieten zu können

Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.