Hameln-Pyrmont,
19
März
2024
|
12:12
Europe/Amsterdam

Sana Klinikum Hameln erhält Zulassung für die frühzeitige Behandlung von Bauchaortenaneurysmen

Neue Hoffnung für Patienten

Zusammenfassung

Jährlich sterben mehr Menschen an einem Bauchaortenaneurysma als im Straßenverkehr. Trotzdem ist die lebensgefährliche Veränderung der Bauchschlagader kaum jemandem namentlich bekannt. Der Grund dafür: Ein solches Aneurysma bleibt normalerweise unbemerkt, weil es in der Regel keine Beschwerden verursacht. Die meisten Aneurysmen der Bauchschlagader bleiben harmlos. Wenn sich ein Aneurysma jedoch weiter ausdehnt, besteht die Gefahr, dass die Bauchschlagader plötzlich reißt. Dann muss alles sehr schnell gehen, um Menschenleben zu retten. Die Klinik für Gefäßchirurgie am Sana Klinikum Hameln, hat Ende vergangen Jahres die Zulassung für eine frühzeitige Behandlung dieser „stillen Gefahr“ erhalten.

Ein Bauchaortenaneurysma (BAA) ist eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader (Aorta), die sich in der Bauchregion befindet. Durch die Hauptschlagader gelangt das sauerstoffreiche Blut aus dem Herzen in den Körper. Die Bauchschlagader (Bauchaorta) hat normalerweise einen Durchmesser von etwa 2 cm. Wenn sich die Bauchschlagader an einer Stelle ausdehnt und eine Ausbuchtung mit einem Durchmesser von mehr als 3 cm bildet, spricht man von einem Bauchaortenaneurysma. Ein Aneurysma entsteht, wenn die Wand der Aorta geschwächt ist und sich ausdehnt. Sobald es einen Durchmesser von ca. 5 bis 5,5 cm erreicht hat, steigt das Risiko auf einen Riss. Dieser ist häufig lebensgefährlich. Daher ist das primäre Behandlungsziel, das Platzen des Bauchaortenaneurysmas durch eine vorbeugende Operation zu verhindern.

Das Bauchaortenaneurysma zählt zu den schwerwiegendsten Gefäßerkrankungen bei den über 60-jährigen Männern. Die Hauptursache ist die Arteriosklerose, also der altersbedingte Gefäßverschleiß. Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte und Diabetes mellitus gelten als hauptsächliche Risikofaktoren. Bei fünf von hundert Männern über 65 Jahren ist die Hauptschlagader krankhaft erweitert und sollte dringend überwacht werden. Bei einem von hundert Patienten ist eine umgehende Behandlung notwendig. „Man nennt das Bauchaortenaneurysmen auch „stille Gefahr“, da die Erkrankung meist ohne Symptome verläuft und häufig per Zufallsbefund bei Untersuchungen aus einem anderen Grund entdeckt wird. Schmerzen kommen erst, wenn die Ausdehnung platzt“, erklärt Dr. med. Saad Rustum, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und ergänzt: „Wird ein Bauchaortenaneurysma erkannt, sollte dieses aufgrund des potenziell gefährlichen Verlaufs unbedingt überwacht und ggf. frühzeitig behandelt werden. Mit der erhaltenen Zulassung können wir das jetzt in unserer Klinik anbieten.“

 Diagnose Bauchaortenaneurysma

Erkannt wird ein Aneurysma in der Regel via Ultraschall. In manchen Fällen kann man auch einen verbreiterten Puls über der Bauchschlagader ertasten. Sehr häufig wird die Diagnose aber auch via Zufallsbefund bei einer Untersuchung der Wirbelsäule oder der Nieren ermittelt.

Ist die Diagnose bekannt, liefert die Computertomographie ein genaueres Bild über die Ausdehnung und Form des Bauchaortenaneurysmas sowie die Beziehung zu Nachbarorganen, was für eine OP-Planung unverzichtbar ist.

 Behandlungsmöglichkeiten

Eine Behandlung erfolgt in der Regel durch eine geplante Operation. Sogar bei kleineren Bauchaortenaneurysmen können Gründe für eine operative Behandlung vorliegen, zum Beispiel, wenn das Aneurysma in kürzester Zeit wächst oder eine unnormale Form aufweist.

Bei einer geplanten Operation ist die Komplikationsrate deutlich geringer als bei einer Notfalloperation, die bei einem Riss erfolgen muss. So liegt die Komplikationsrate bei geplanten Operationen bei rund 5 Prozent, wohingegen nur etwa die Hälfte der Patienten laut Statistik einen Notfalleingriff überleben.

Geplante Operationen können auf zwei Arten erfolgen, je nach vorliegendem Befund. Bei einem Aotenstent, der bei etwa 80 Prozent der betroffenen Patienten angewendet wird, ist ein minimal-invasiver Eingriff über zwei kleine Schnitte in den Leisten möglich. Über vorgelegte Drähte wird ein Schlauch (Stentprothese) im Aneurysma freigesetzt, durch den das Blut nun fließen kann und somit das Bauchaortenaneurysma nicht mehr unter Druck steht. „Die passende Größe der Stentprothese wird im Vorhinein bei der Computertomografie ermittelt und unter Durchleuchtung in der Angiographie millimetergenau platziert.   Die millimetergenaue, exakte Positionierung des Aortenstents gelingt mittels Angiographie Hybrid-OP der Klinik für Gefäßchirurgie. Dieser ca. zweistündige Eingriff ist in der Regel in Regionalanästhesie möglich und die Patienten können nach ein bis drei Tagen wieder nach Hause entlassen werden.

Bei Patienten, bei denen der Befund keinen Aortenstent zulässt, ist eine offene Operation erforderlich. Über einen Bauchschnitt wird dann der aufgeweitete Anteil der Bauchschlagader durch eine sogenannte Rohr- oder Y-Prothese aus Kunststoff ersetzt. Es handelt sich hierbei um eine nicht zu unterschätzende Operation, die eine größere Narbe hinterlässt. Andererseits ist das Aneurysma damit endgültig und zuverlässig beseitigt.

Seit 2018 haben Männer ab 65 Jahren erstmals Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung per Ultraschall zur Früherkennung. „Das Ultraschall-Screening ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen diese potentiell lebensgefährliche Erkrankung“, so der Gefäßspezialist. Ein ebenso wichtiges Behandlungsziel ist die Therapie von Risikofaktoren. „Leidet ein Patient an einem Bauchaortenaneurysma, bedeutet dies ein deutlich erhöhtes Risiko auch für andere Erkrankungen, wie zum Beispiel für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall“, so Dr. med. Saad Rustum.
 

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Foto:  Dr. Saad Rustum erläutert die Behandlung von von Bauchaortenaneurysmen. (Quelle: Sana)

Über das Sana Klinikum Hameln-Pyrmont

Das Sana Klinikum Hameln-Pyrmont gehört mit seinen 402 vollstationären Betten zu den größten Akutkrankenhäusern in Niedersachsen. In 12 Fachabteilungen behandelt das Haus der Schwerpunktversorgung jährlich etwa 23.000 stationäre und 43.000 ambulante Patienten.

Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.