Biberach,
26
März
2024
|
07:18
Europe/Amsterdam

Wenn das Kind in der Schwangerschaft stirbt

Hilfe für betroffene Eltern - Caritas übergibt Broschüre an das Geburtszentrum Biberach

Zusammenfassung

Der Verlust eines Kindes ist eine unglaublich schwere Erfahrung für Eltern. Das gilt auch dann, wenn das Kind sehr früh in der Schwangerschaft stirbt. In ihrer Trauer fühlen sich viele Paare von ihrer Umgebung unverstanden und alleingelassen. Häufig wissen betroffene Eltern nicht, wie sie diese Situation bewältigen und Trost finden können. Hier setzt die Neuauflage der Broschüre „Du hast nur kurz das Leben gestreift“ an, die dem Geburtszentrum am Biberacher Sana Klinikum jetzt von der Caritas Biberach-Saulgau zur Aushändigung an betroffenen Elternpaare übergeben wurde.

Der Verlust eines Kindes ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die Eltern durchmachen können. Der Tod eines ungeborenen Kindes ist für Paare oftmals ein Schicksalsschlag, der von der Gesellschaft und sogar von nahestehenden Personen übersehen oder unterschätzt wird. Das gilt besonders dann, wenn das Kind schon in der frühen Schwangerschaft stirbt. Vielen Menschen fällt es schwer, angemessen auf diese Situation zu reagieren und meiden das Thema aus Unsicherheit oder Unbehagen. Dies führt häufig dazu, dass sich trauernde Paare isoliert und unverstanden fühlen. 

Hier setzt das Konzept der Broschüre „Du hast nur kurz das Leben gestreift“ an, die jetzt in einer zweiten Auflage erschienen ist. Die Idee dazu entstand 2016 auf Initiative der katholischen Schwangerschaftsberatungsstelle der Caritas-Biberach-Saulgau sowie einer Trauergruppe für Frauen und Paare, die ein Kind verloren haben. Ruth Seethaler von der Schwangerschaftsberatungsstelle der Caritas ist eine der früheren Initiatorinnen des Projektes: „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass der Verlust eines ungeborenen Kindes genauso tiefgreifend sein kann wie der Verlust eines bereits geborenen Kindes. Unabhängig davon, ob das Kind in einer frühen Schwangerschaftswoche oder kurz vor der Geburt gestorben ist, trauern die Eltern um ihr Kind. Uns ist völlig klar, dass unserer Broschüre in dieser Zeit im besten Fall eine Handreichung für die betroffenen Elternpaare sein kann. Dennoch möchten wir all jenen, die in ihrer Trauer nach Antworten suchen, mit unserem Heft eine kleine Hilfe an die Hand geben. Selbstverständlich gilt das auch für jene Frauen, die sich bewusst für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben.“ 

Heute ist die Neuauflage der Broschüre am Sana Klinikum Landkreis Biberach in der Geburtsklinik übergeben worden. „Die Diagnose, dass das eigene ungeborene Kind sterben wird oder bereits gestorben ist, bedeutet für die betroffenen Eltern einen immensen Schock“, macht Privatdozent Dr. Dominic Varga, Chefarzt des Biberacher Geburtszentrums, deutlich. „Welche Strategien helfen können, um aus diesem Schockzustand in die eigene Handlungsfähigkeit zurückzufinden, ist sehr unterschiedlich, so Danuta Rothmund, die leitende Hebamme und Zentrumsleistung des Biberacher Geburtszentrums. „Wichtig ist, dass sich die Paare verstanden und ernst genommen fühlen. Auch diejenigen, die ihr Kind sehr früh, also noch vor der 12. Schwangerschaftswoche, verlieren. Sowohl unsere Ärzte als auch wir Hebammen sind darin geschult, auf schwierige Situationen wie diese angemessen zu reagieren und den Eltern unterstützend zur Seite zu stehen.“ Da es sich meist um kurze, ambulante Eingriffe handelt, sei es sinnvoll, den Frauen etwas mit nach Hause zu geben. „Hier stellt die Broschüre eine wertvolle Unterstützung dar. Wir möchten uns deshalb herzlich für das Engagement der Caritas Biberach-Saulgau bedanken“, ergänzt Hebammen-Kollegin und Stellvertreterin Manuela Rode-Grobstieg. 

Pfarrer Erich Schäfer, der als evangelischer Klinikseelsorger im Biberacher Sana Klinikum arbeitet und langjährige Erfahrung in der Betreuung von Menschen in Krisensituationen besitzt, ergänzt: „Wir möchten allen Betroffenen Mut machen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. In dieser emotionalen Ausnahmesituation ist es hilfreich, dass Betroffene in dieser Broschüre die Kontaktdaten der örtlichen Ansprechpartner vorfinden, die sie und die ganze Familie auch nach dem Klinikaufenthalt unterstützen.“ Seit 2004 gibt es auf dem Stadtfriedhof in Biberach einen Trauerort, an dem fehlgeborene Kinder bestattet werden können. „Das Recht, beerdigt zu werden, haben alle Menschen. Viele Betroffene melden zurück, dass es gut ist, für ihre Trauer einen Ort zu haben, den sie immer aufsuchen können“, so der Seelsorger. Zweimal jährlich werden dort im Rahmen einer Trauerfeier in ökumenischer Verbundenheit die „Sternenkinder“ bestattet: das nächste Mal am 17. Oktober 2024. Danach immer am letzten Donnerstag im April und am dritten Donnerstag im Oktober. 

Die Broschüre beinhaltet neben rechtlichen Regelungen wichtige Adressen zur Trauerbegleitung im Landkreis sowie einfühlsame Texte und Gedanken. Für die liebevolle inhaltliche und fotografische Gestaltung zeichnen Friedrich Jäck, Herbert Köppen und Claudia Albrecht-Ries vom Biberacher Fotokreis der VHS sowie Iris Espenlaub und Petra Read verantwortlich. Um die Kosten für dieses besondere Projekt zumindest teilweise zu decken, freut sich das Organisations-Team über eine Geldspende an das Konto der Caritas Biberach-Saulgau DE51 6545 0070 0000 0185 97, Verwendungszweck „Trauermappe“. 

Weitere Informationen zum Biberacher Geburtszentrum sind online unter www.geboreninbiberach.de erhältlich. 
 

Trauerbegleitung am Geburtszentrum Biberach

Die Broschüre „Du hast nur kurz das Leben gestreift“ erschien jetzt in einer Neuauflage und wurde offiziell an das Geburtszentrum des Sana Klinikums Landkreis Biberach übergeben (v.l.): Danuta Rothmund (Zentrumsleitung/Leitende Hebamme), Erich Schäfer (Klinikseelsorger), Manuela Rode-Grobstieg (Stellvertretende Zentrumsleitung), Ruth Seethaler (Caritas Biberach-Saulgau) und Herbert Köppen (Fotograf).

Download und Copyright

 

 

Über das Sana Klinikum Landkreis Biberach 

Das Sana Klinikum Landkreis Biberach ist ein Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm und behandelt jährlich rund 18.000 stationäre Patientinnen und Patienten. Circa 31.000 Patienten werden darüber hinaus ambulant versorgt. Das Zentralklinikum steht für eine qualifizierte medizinische Behandlung in zertifizierten Zentren und Abteilungen, verfügt über elf Fachabteilungen sowie 370 Betten und beschäftigt rund 1.100 Mitarbeitende. Träger ist zu 74,9 Prozent die Sana Kliniken AG und zu 25,1 Prozent der Landkreis Biberach.

Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken AG ist führender integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Gesundheitsversorgung erstreckt sich von Präventionsangeboten über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zu Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Neben B2B-Services in Einkauf und Logistik bietet Sana Beratung, Implementierung und Instandhaltung in den Bereichen Medizintechnik und Medizinprodukte sowie Managementleistungen für externe Kliniken an. 2022 erwirtschafteten die rund 34.500 Beschäftigten einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Zur Sana Kliniken AG zählen mehr als 120 Gesundheitseinrichtungen, darunter Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und 44 Krankenhäuser, in denen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten behandelt werden, sowie mehr als 50 Sanitätshäuser. Eigentümer der 1976 gegründeten Sana Kliniken AG sind 24 private Krankenversicherungen. Sitz der Unternehmenszentrale ist Ismaning bei München.