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Charakteristika

Das Burnout-Syndrom

Das psychische Krankheitsbild Depression ist in der Psychiatrie schon lange bekannt, das Beschwerdebild Burnout dagegen taucht erst in den 1970-er Jahren auf. Während die Depression die Symptome und deren Therapie in den Mittelpunkt rückt, ist der Begriff Burnout meist kontextgebunden und wird allgemein als ein Beschwerdebild aufgrund von Arbeitsbelastung verwendet. Während der Begriff anfänglich besondere im Zusammenhang mit Arbeitenden im sozialen Bereich verwendet wurde, wird Burnout heute auch zur Bezeichnung einer typischen „Manager-Krankheit“ verwendet. „Trotz zahlreicher Publikationen zu diesem Thema ist es bisher nicht gelungen, sich auf eine normierte, einheitliche und verbindliche Begriffsbildung zu einigen. Deshalb kann man Burnout nicht als ein eigenständiges Krankheitsbild verstehen“, erläutert Dr. Till Glauner, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Sana Klinikum Offenbach.

Die Ursachen eines Zustandes haben zwar eine enorme Bedeutung in Bezug auf Prävention und die Vermeidung von Rückfällen, doch für die Diagnosestellung erfüllen sie keinen tieferen Zweck. Auch die Berufsverbände warnen davor, Symptome in ihrer Auswirkung als Burnout zu verharmlosen und von einer weiteren Anamnese und Diagnostik abzulenken. Letztendlich besteht sogar die Gefahr, eine schwere Depression mit möglicherweise suizidalen Tendenzen zu übersehen.

Burnout-Betroffene empfinden ihr gesamtes Leben häufig als Belastung

Während Depression häufig als psychische Krankheit und somit als Schwäche wahrgenommen wird, impliziert ein Burnout vorangegangene harte Arbeit, die erst zu dem „Ausgebrannt sein“ geführt hat, was für viele Betroffene „annehmbarer“ und weniger „krank“ klingt. Doch das Gefühl von Burnout ist nicht eingebildet, sondern sehr real vorhanden. Es sollte deshalb unbedingt ernstgenommen werden. Burnout-Betroffene fühlen sich meist zunehmend müde und schlapp, können sich immer schwerer konzentrieren, ihre Stimmung wird gereizter, der Allgemeinzustand angespannter und nervös. Ein Prozess kann einsetzen: Der Aufgabenberg wächst, der Stress wird immer größer und die Leistung fällt ab. Die Betroffenen empfinden ihr gesamtes Leben dann häufig als eine reine Belastung. Es kommen oft Selbstvorwürfe, harsche Selbstkritik und Minderwertigkeitsgefühle dazu und münden dann häufig in körperliche Beschwerden wie Verdauungsstörungen, Tinnitus, wiederkehrende Rücken- und Gelenkschmerzen, Bluthochdruck, häufige Erkältungen oder auch Schlaf- und Sexualstörungen. Spätestens wenn derartige physische Symptome auftreten, sollten Betroffene professionelle ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und auch eine psychotherapeutische Behandlung prüfen, da die Symptome zunehmend denen einer depressiven Erkrankung ähneln.

Zusatzdiagnose Burnout häufig in Kombination mit einer Depression

In der medizinischen Diagnostik wird die Zusatzdiagnose Burnout oft in Kombination mit einer Depression gestellt. In diesem Fall ist dann die Depression der eigentliche Grund für eine therapeutische Behandlung. Für die Zukunft wäre deshalb wünschenswert, dass eine Depression dieselbe Akzeptanz und Berechtigung erlangt wie ein Burnout. Ob Managerkrankheit- oder auch Modebegriff: Vor allem im letzten Burnout-Stadium sind die Beschwerdebilder von Burnout und Depression kaum voneinander zu unterscheiden. Daher sind die Anzeichen immer ernst zu nehmen – unabhängig davon, wie sie auf dem Papier genannt werden. Es gibt umfangreiche Therapieangebote, die Betroffenen helfen, Wege aus der Verzweiflung zu finden. Bestandteil einer Psychotherapie bei Betroffenen mit Burnout-Hintergrund sind vor allem Konflikt- und Stressbewältigung, Selbstmanagement, Entspannungstrainings und die Stärkung des Selbstbewusstseins.

Kontakt

Dr. Till Glauner

Dr. Till Glauner

Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Sana Klinikum Offenbach

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