Borna

Ganzheitlich gegen dauerhafte Schmerzen

Kurzfristig lassen sich Schmerzen zumeist mit Medikamenten lindern. Manchmal aber bleibt der Schmerz. Er wird zum chronischen Dauerzustand, bestimmt das Denken, schränkt den Alltag ein, macht hilflos. Es drohen Arbeitsplatzverlust und Depression. Wann Schmerzen als chronisch gelten und wie sie behandelt werden können, erklärt Dr. Brit Hellriegel, Fachärztin für Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin an den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna. 

Ab wann spricht man von chronischen Schmerzen?
Hellriegel: Akuter Schmerz und chronischer Schmerz sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Normale Schmerzreaktionen sind eine Warnung unseres Körpers. Irgendwas schadet ihm und unser Gehirn mahnt uns dazu, eine Aktion zu unterbrechen oder etwas an unserer Situation zu ändern. Chronischer Schmerz hingegen ist ein eigenständiges Krankheitsbild. Der eigentliche Sinn akuter Schmerzen, die Warnung an unseren Körper, spielt hier keine Rolle mehr. Chronisch wird Schmerz, wenn er mehr als sechs Monate anhält. Betroffene sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, viele ziehen sich zurück, fühlen sich dem Alltag nicht mehr gewachsen und das Denken kreist um den Schmerz. 

Wie entstehen chronische Schmerzen?
Die Ursachen für den chronischen Schmerz sind komplexer als für den akuten Schmerz. Neben der Schädigung – wie zum Beispiel Nervenschädigungen nach einer Chemotherapie oder Verschleißerscheinungen an den Gelenken – spielen seelische Belastungen, Funktionsstörungen der Muskulatur und eine fehlerhafte Steuerung des vegetativen Nervensystems eine Rolle. 

Wie viele Menschen in Deutschland betrifft das?
Der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. zufolge leiden über zehn Millionen Menschen in Deutschland unter chronischen Schmerzen. Das Tragische daran: Im Durchschnitt vergehen vier Jahre, bevor die Betroffenen eine wirksame Behandlung erfahren. Bei mehr als 20 Prozent der Menschen sind es sogar 20 Jahre. 

Warum dauert das so lange?
Wie bereits erwähnt ist für den chronischen Schmerz entscheidend, dass neben der Grunderkrankung viele weitere Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Dies kann dazu führen, dass Patient*innen mit chronischen Schmerzen auf der Suche nach Hilfe von einem Arzt zum nächsten ziehen. 

Wie behandeln Sie Patient*innen, die zu Ihnen in die Klinik kommen?
Eine moderne und erfolgversprechende Schmerzbehandlung hat einen multimodalen Ansatz. Der Begriff multimodal setzt sich aus den lateinischen Begriffen »multi« (viel) und »modus« (Art, Weise) zusammen. Es bedeutet, dass neben der Verschreibung von Schmerzmitteln das Potenzial weniger belastender Therapien ausgeschöpft wird. Sie helfen den Betroffenen, wieder einen Weg in einen aktiven Alltag zu finden. Im Zentrum für Schmerztherapie am Sana Klinikum Borna arbeiten dafür Anästhesiolog*innen mit der Zusatzbezeichnung »Spezielle Schmerztherapie«, Orthopäd*innen, Neurolog*innen, Neurochirurg*innen, Psycholog*innen, spezialisiertes Pflegepersonal, Physio-, Ergo- und Ernährungstherapeut*innen eng zusammen. Sie sind spezialisiert auf Patient*innen, die oft einen jahrelangen Leidensweg hinter sich haben. Je nach Beschwerdebild kann die Therapie in der Schmerzambulanz, teilstationär in der Schmerztagesklinik oder stationär auf der Interdisziplinären Schmerzstation durchgeführt werden.

Wie läuft die teilstationäre Behandlung in der Tagesklinik ab?
Auch hier behandeln wir im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie im Spezialistenteam chronische Schmerzen ganzheitlich orientiert. Entsprechend internationalen Vereinbarungen verstehen wir den chronischen Schmerz als eine Mischung aus bio-psycho-sozialen Faktoren, der nur als Ganzes betrachtet erkannt, verstanden und therapiert werden kann, um einen nachhaltigen Therapieerfolg möglich zu machen. Konkret heißt das: Zunächst erstellen wir im Team für jeden unserer Patient*innen einen individuellen Behandlungsplan. Die Behandlung selbst findet dann über vier Wochen wochentags von 8:00 bis 15:30 Uhr bei uns in der Klinik statt. Am Abend und am Wochenende sind die Patient*innen zu Hause. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, Erlerntes im häuslichen Umfeld umzusetzen und den Bezug zum persönlichen Alltag zu erhalten. Ziel ist es, dass Betroffene wieder an Lebensqualität gewinnen und Experte ihrer eigenen Krankheit werden. 

Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?
Um in der Tagesklinik behandelt werden zu können, muss eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein. Neben dem Vorliegen von chronischen Schmerzen seit mehr als sechs Monaten sind dies eine ausreichende körperliche und seelische Belastbarkeit, Gehfähigkeit (500 Meter Gehstrecke sind wünschenswert) sowie hohe Motivation, Veränderungswillen und die Bereitschaft zur Arbeit in einer Gruppe.
 

Pressekontakt

Sana Kliniken Leipziger Land
Janet Schütze
Leitung Unternehmenskommunikation Region Sachsen
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