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Wasserpfeife

Viel Rauch um nichts?

Wasserpfeife (Shisha) rauchen erfreut sich anhaltender Beliebtheit; unzählige Lokalitäten bieten daher ein breites Angebot an Geschmackssorten mit wohlklingenden Namen. Doch ist der Konsum wirklich die „gesunde“ Alternative zur klassischen Zigarette? Alwin Nuber, Chefarzt des Fachbereichs Pneumologie in der Medizinischen Klinik des Biberacher Sana Klinikums, klärt auf.

Herr Nuber, Zigarette oder Wasserpfeife – was schadet unserer Gesundheit denn nun mehr?
Tabak bleibt Tabak – egal in welcher Form er geraucht wird. Das Tückische am Shisha-Rauchen ist, dass der Tabak mit süßlichen Aromen versetzt wird und so angenehmer schmeckt. Das verringert die Hemmschwelle – gerade bei Jugendlichen. Dabei ist die aufgenommene Nikotinmenge beim Rauchen einer Shisha vergleichbar mit dem Rauchen von zehn Zigaretten, das Rauchvolumen entspricht sogar 100 Zigaretten. Gleichzeitig ist die vielgerühmte Filterwirkung des Wassers in der Pfeife ein Mythos. Das Wasser kühlt den Rauch zwar ab, was die Inhalation erleichtert, rund 250 giftige und krebserregende Stoffe wie Kohlenmonoxid, Formaldehyd oder Benzol bleiben jedoch enthalten beziehungsweise werden beim Verbrennen freigesetzt – übrigens auch bei tabakfreien Kräutermischungen oder Gelen. Diese gelangen somit komplett ungefiltert in die Lunge. Daher ist davon auszugehen, dass vom Shisha-Rauchen eine noch größere Gefährdung ausgeht. Allerdings fehlen hier die entsprechenden Langzeitstudien. Was Studien jedoch belegen, ist, dass Shisha-Raucher früher oder später oftmals auch zur klassischen Zigarette greifen und somit einer doppelten Belastung beziehungsweise einem noch höheren Risiko ausgesetzt sind.

Für die Lunge ist der Shisha-Rauch also die größere Belastung?
Mit der Wasserpfeife werden wie gesagt zahlreiche Giftstoffe ungefiltert aufgenommen. Dazu kommt, dass der Rauch in der Regel tiefer in die Lunge gezogen und länger inhaliert wird. Das liegt zum einen an der oben beschriebenen kühlenden Wirkung des Wassers, zum anderen brennt der Tabak beim Shisha-Rauchen nicht richtig. Er wird vielmehr mit der Wasserpfeifenkohle erhitzt und schwelt also bei niedrigen Temperaturen. Der Rauch ist dadurch nicht nur kälter, sondern wird auch als weniger „kratzig“ empfunden.

Was passiert in der Lunge beim Shisha-Rauchen?
Die schädlichen Auswirkungen von Tabakkonsum auf Lunge und Atemwege sind in vielen Studien hinlänglich bewiesen worden. Die Giftstoffe greifen nicht nur das Gewebe an, der Konsum beeinträchtigt auch in starkem Maße den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege. Letztendlich kommt es sowohl zu langfristigen toxischen wie auch entzündlichen Reaktionen im Lungengewebe und den Lungenbläschen, weiter besteht natürlich eine mit dem Zigarettenrauchen zumindest vergleichbare Gefahr der Kanzerogenität, also der Krebsentstehung.

Gibt es weitere gesundheitliche Auswirkungen?
Regelmäßiges Shisha-Rauchen führte zu signifikant mehr Atemwegserkrankungen. Neben dem erhöhten Krebsrisiko steigt beispielsweise auch die Wahrscheinlichkeit, an einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) zu erkranken. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck. Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefahr einer akuten Kohlenmonoxidvergiftung.

Was bedeutet das?
Wenn in einem geschlossenen oder nur unzureichend belüfteten Raum eine große Anzahl von Verbrennungsvorgängen stattfindet, entsteht dementsprechend auch eine große Menge an Kohlenmonoxid (CO). Ein äußerst giftiges Gas, welches in hoher Konzentration schon nach wenigen Minuten eine lebensbedrohliche Vergiftung hervorrufen kann. Das Problem: Diese Konzentration ist in geschlossenen Räumen sehr schnell erreicht und da es sich bei Kohlenmonoxid um ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas handelt, bleibt dies oftmals unbemerkt. In Deutschland sterben so jährlich mehrere Hundert Menschen an einer CO-Intoxikation, mehr als an jedem anderen Gift. Wenn also erste Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit auftreten, sollte man schleunigst an die frische Luft.

Kontakt

Alwin Nuber

Alwin Nuber

Chefarzt der Pneumologie, Sana Kliniken Landkreis Biberach

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