Herzklappen-OperationenDer Natur am nächsten: Herzklappen reparieren statt ersetzen

Wie Ventile steuern die vier Herzklappen den Blutfluss im Herzen. Eine defekte Herzklappe muss daher früher oder später operiert werden.

Operationen an erkrankten Herzklappen bilden einen besonderen Schwerpunkt im Leistungsangebot der Sana Herzchirurgie Stuttgart. Jährlich werden über 1000 Herzklappen-Operationen, darunter rund 200 als Kombinationseingriffe, durchgeführt. Neben den Standardtechniken in der Herzklappenchirurgie haben sich unsere Chirurgen insbesondere auf moderne Operationsverfahren, wie Rekonstruktionen der Mitral- und Aortenklappe, die Verwendung menschlicher Spenderklappen und auch die Ross-Operation, spezialisiert. Mit über 800 Ross-Operationen seit 1995, für die Patienten häufig überregional anreisen, verfügt die Klinik über eine der weltweit größten Erfahrungen mit dieser besonderen Technik, die nur an wenigen Herzzentren in Deutschland angeboten wird.

Unsere Philosophie ist es, bei Klappenerkrankungen in erster Linie den physiologischen Zustand und damit die natürliche Funktion einer Herzklappe wiederherzustellen. Dies verspricht eine längere Lebenserwartung und bessere Lebensqualität - nicht zuletzt durch die Vermeidung einer lebenslangen Abhängigkeit von Medikamenten, die in die Blutgerinnung eingreifen. 
Damit wird eine erkrankte Herzklappe - wenn dies technisch noch möglich ist - in erster Linie mit dem Ziel einer Rekonstruktion operiert. Sollte ein Klappenersatz nicht vermeidbar sein, beherrschen wir unterschiedliche Techniken, die jedem Patienten die individuell beste Versorgung ermöglichen, wobei wir auch beim Klappenersatz bevorzugt biologische Lösungen empfehlen.

Bei einem Großteil aller Herzklappen-Operationen sind wir in der Lage, die patienteneigene Klappe zu erhalten. Insbesondere die undichte (insuffiziente) Mitralklappe ist durch ihren anatomischen Aufbau sehr gut für eine Rekonstruktion geeignet. Dabei können wir inzwischen in den allermeisten Fällen Eingriffe zur Mitralklappen-Rekonstruktion minimalinvasiv durchführen. Die für den Patienten belastende Eröffnung des gesamten Brustkorbes ist nicht mehr erforderlich.

Die Aortenklappe bietet weniger häufig günstige Befunde für einen klappenerhaltenden Eingriff, da bei den meisten Patienten eine Stenose mit in der Regel bereits schwer verkalkter Klappe vorliegt. Bessere Voraussetzungen ergeben sich bei Patienten mit reiner Aortenklappeninsuffizienz. Durch die Einführung und Weiterentwicklung der Operationstechniken nach David und Yacoub konnte die Rekonstruktionsrate in den letzten Jahren erheblich gesteigert werden und liegt heute in der Sana Herzchirurgie Stuttgart weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Klappenrekonstruktion ist die noch während der Operation durchgeführte Kontrolle des Rekonstruktionsergebnisses. Dazu wird über eine Ultraschallsonde in der Speiseröhre die Klappenfunktion endgültig bewertet.

Ein Gespräch mit Dr. med. Vladimir VothMedizin im Dialog | "Herzklappenchirurgie"

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Krankheitsbilder

Im Laufe eines Lebens werden die Herzklappen stark beansprucht. Bei einem 70-jährigen haben sie sich bereits mehr als zwei Milliarden mal geöffnet und geschlossen. Die meisten therapiebedürftigen Erkrankungen und Funktionsstörungen betreffen die Klappen im linken Herzen, die Aortenklappe, die als Auslassventil den Blutstrom zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader kontrolliert und die Mitralklappe, die den Einstrom des Blutes vom linken Vorhof in die linke Herzkammer steuert. Diese Klappen sind dem Körperkreislauf (sogenanntes Hochdrucksystem) zugeordnet und werden damit stärker belastet. Die beiden Klappen im rechten Herzen, die Trikuspidal- und die Pulmonalklappe, müssen wegen der geringeren Belastung im Lungenkreislauf (sogenanntes Niederdrucksystem) seltener behandelt werden. Probleme der zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer gelegenen Trikuspidalklappe entstehen meist in Folge anderweitiger Klappenerkrankungen, insbesondere der Mitralklappe. Operationspflichtige Erkrankungen der am Ausgang der rechten Kammer gelegenen Pulmonalklappe sind insgesamt selten und meistens Folge von angeborenen Herzfehlern oder Entzündungen im Herzbereich (infektiöse Endokarditis).

Häufigste Gründe für Erkrankungen der Herzklappen sind arteriosklerotische Abnutzungserscheinungen, erworbene degenerative Veränderungen des Klappengewebes oder Folgen eines rheumatischen Fiebers. Bei etwa zwei Prozent der Bevölkerung weist eine Herzklappe zudem einen angeborenen Defekt auf, der sich oft aber erst im höheren Erwachsenenalter bemerkbar macht.

Sehr ernst zu nehmen ist die Entzündung einer Herzklappe (infektiöse Endokarditis), die in jedem Alter entstehen kann, jedoch häufig auf dem Boden eines angeborenen Herzfehlers oder nach bereits erfolgtem Klappenersatz auftritt.

Wenn die Klappe nicht mehr öffnet oder schließt

Erkrankungen der Klappen können zu einer mangelnder Öffnung (Stenose) oder zu einer Undichtigkeit (Insuffizienz) führen. Kurzatmigkeit, Leistungsabfall und später Rhythmusstörung - das sind einige der Symptome unter denen Menschen leiden, deren Herzklappen verengt oder undicht sind. Öffnet sich eine Klappe nicht weit genug, muss die vorgeschaltete Herzkammer einen erhöhten Druck erzeugen, um das Hindernis zu überwinden. Ist eine Klappe undicht, fließt nach jeder Aktion des Herzmuskels ein Teil des bereits transportierten Blutes zurück in die betroffene Herzkammer. Auch die Volumenbelastung durch dieses "pendelnde" Blut belastet das Herz stark und führt zu einer zunehmenden Vergrößerung der betroffenen Herzkammer.

Leichtere Störungen der Klappenfunktion können vom Herzen meist ausgeglichen werden. Schwerere Fälle hingegen müssen unter Umständen schon früh mit Medikamenten oder operativ behandelt werden. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, den Eingriff nicht zu lange hinauszuschieben. Bei zunehmenden Beschwerden oder Hinweisen für eine abnehmende Herzleistung sollte operiert werden. Bei rechtzeitiger Operation kann sich der belastete Herzmuskel in der Regel wieder vollständig erholen, was zu einer Verbesserung der Lebenserwartung beiträgt.

Fehler an den Herzklappen können, wie bereits erwähnt, auch angeboren sein. Durch die enge Zusammenarbeit der Sana Herzchirurgie Stuttgart mit dem Olgahospital, einem der größten Kinderkrankenhäuser in Deutschland, und den Kardiologen des Klinikums Stuttgart – Katharinenhospital konnte das Zentrum für angeborene Herzfehler Stuttgart (ZAHF) geschaffen werden. Neugeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene mit angeborenem Herzfehler werden im ZAHF kompetent behandelt.