Welche Klappe für welchen Patienten?
Problem der Auswahl der für den individuellen Patienten idealen Herzklappe ist nach wie vor, dass es noch keine "optimale" Herzklappenprothese gibt. Mechanische Prothesen sind theoretisch ein Menschenleben lang haltbar, haben aber den Nachteil des körperfremden Materials mit der Notwendigkeit zu einer lebenslangen medikamentösen Zusatztherapie zur Herabsetzung der Blutgerinnung. Konsequenzen sind neben einer Herabsetzung der Lebensqualität eine im Langzeitverlauf höhere Komplikationsrate als Folge des Klappenersatzes. Biologische Klappen vermeiden dieses Risiko und gewähren eine bessere Lebensqualität. Die Haltbarkeit der Prothese ist aber nicht unbegrenzt und bei allen Verfahren wird vor allem bei jüngeren Patienten ein zweiter herzchirurgischer Eingriff im Langzeitverlauf notwendig werden.
Gerüstmontierte biologische Prothesen sind heute bei Patienten über 65 Jahre erste Wahl; die voraussichtliche Haltbarkeit dieser Prothesen sollte bei den meisten Patienten der Lebenserwartung entsprechen. Ob gerüstfreie biologische Prothesen diese Ergebnisse noch verbessern können, bleibt abzuwarten, entsprechende Langzeitergebnisse liegen noch nicht vor. Damit ist als einziger Vorteil einer mechanischen Prothese die unbegrenzte Haltbarkeit zu betrachten, wofür aber eine erheblich höhere Komplikationsrate im weiteren Leben in Kauf genommen werden muss. Durch diese Problematik bedeutet die Implantation einer mechanischen Klappe für den Patienten nicht unbedingt eine bessere Lebenserwartung, insbesondere auch, da mögliche Zweitoperationen zum Auswechseln einer degenerierten biologischen Klappe heute mit sehr geringem Risiko verbunden sind.
Für sportlich aktive, jüngere Patienten oder Frauen mit Kinderwunsch, die eine Antikoagulation auf jeden Fall vermeiden und auch vom Vorteil eines möglichst physiologischen Klappenersatzes profitieren möchten, halten wir vor allem die Ross-Operation, bedingt auch Homografts und Stentless-Prothesen für eine hervorragende Alternative. Allerdings muss bei vielen Patienten im Langzeitverlauf eine Zweitoperation einkalkuliert werden. Weitere Faktoren, die bei der Wahl des operativen Verfahrens berücksichtigt werden sollten, sind die Herzfunktion, mögliche Begleiterkrankungen und die voraussichtliche Lebenserwartung des einzelnen Patienten.
Erste Wahl für alle Klappeneingriffe sollte immer die Rekonstruktion der patienteneigenen Klappe sein, was bei Mitralklappenfehlern meistens, bei Erkrankungen der Aortenklappen heute auch zunehmend möglich ist.