Im Gegensatz zur Aortenklappe kann eine undichte Mitralklappe heutzutage unter Einbeziehung verschiedenster Techniken und in Abhängigkeit des Klappenschadens sowie der Gewebequalität in einem hohen Prozentsatz repariert werden. Für die Rekonstruktion der Mitralklappe gibt es je nach Defekt verschiedene erprobte Operationsmethoden. In jedem Fall wird ein ummantelter Metallring um die Klappe gelegt und dort eingenäht. Der Ring sorgt dafür, dass die Klappensegel in der richtigen Position gehalten werden, gut schließen und so den Rückfluss des Blutes verhindern.
Beispielsweise gehört ein teilweises oder komplettes Durchschlagen des hinteren Mitralsegels zu den häufigsten Ursachen einer Mitralklappeninsuffizienz. Dies entsteht durch einen Abriss der Sehnenfäden, die ausgehend von den Papillarmuskeln mit dem freien Rand des Segels verbunden sind. Die sogenannten Papillarmuskeln liegen unterhalb der Klappe und gehen vom Muskel der Herzkammer aus. Bei einer Kontraktion der Herzkammer kontrahieren sich auch die Papillarmuskeln und so werden die Segel der Klappe geöffnet und geschlossen.
Um Klappeninsuffizienzen zu beheben, werden in der Sana Herzchirurgie Stuttgart vorwiegend neue Methoden angewendet, bei der die Klappensegel vollständig erhalten bleiben können. Als Ersatz für die überdehnten oder abgerissenen Sehnenfäden werden bereits vorgefertigte „Loops“ aus Gore-Tex-Fäden anstelle der kaputten Sehnenfäden am Papillarmuskel und an das betroffene Segelsegment genäht und damit das Durchschlagen verhindert. Diese Fäden übernehmen langfristig die Funktion der Sehnenfäden. Damit wird die ursprüngliche Klappenfunktion vollständig wiederhergestellt.
Seltener ist ein Durchschlagen von Teilen oder des ganzen vorderen Mitralsegels mit daraus resultierender Insuffizienz. Gerade bei komplexen Rekonstruktionen ist die neue Methode des Sehnenfädenersatzes von Vorteil, da das betroffene Segel über eine große Fläche neu aufgehängt werden kann.
Alternativ kommen die von dem französischen Kardiochirurgen Alain Carpentier entwickelten und bewährten "klassischen Rekonstruktions-Techniken" zur Anwendung. Durch Wegschneiden des betroffenen Segmentes und Vernähen der entstandenen Schnittränder (sogenannte "tri- oder quadranguläre" Resektion) entsteht ein kleineres, funktionstüchtiges hinteres Mitralsegel.
In ganz speziellen Fällen kann auch eine von dem italienischen Herzchirurgen Alfieri vorgestellte „Double-orifice“-Technik angewendet werden, bei der vorderes und hinteres Segel miteinander kurzstreckig verknüpft werden.
Als wesentliche zusätzliche Maßnahme wird routinemäßig ein Kunststoffring (Anuloplastie-Ring) eingesetzt, der die eigentliche Klappe umgibt und der den Klappenring vom Umfang her reduziert. Diese Maßnahme trägt zur Langzeit-Stabilisierung des Rekonstruktions-Ergebnisses wesentlich bei. In unserer Klinik steht ein breites Spektrum unterschiedlicher Klappenringe zur adäquaten Versorgung der verschiedenen Klappenerkrankungen zur Verfügung. Alle Anuloplastie-Ringe erfordern vorsorglich eine vorübergehende dreimonatige Blutverdünnung mit Marcumar. Nach dieser Zeit ist der implantierte Ring eingewachsen und stellt kein Embolierisiko mehr dar.
Mit dieser Vielfalt an Rekonstruktionsmöglichkeiten, die in unserem Hause zur Anwendung kommen, können fast alle Mitralklappeninsuffizienzen rekonstruiert werden. Nur in sehr seltenen Fällen ist noch ein Klappenersatz notwendig.